Hintergrund: Deswegen residiert Bulgari am Kohlmarkt

Adresse Kohlmarkt 4 vor dem Einzug von Bulgari. Breguet ist an den Standort von Glashütte Original gezogen.

Adresse Kohlmarkt 4 vor dem Einzug von Bulgari. Breguet ist an den Standort von Glashütte Original gezogen.

Geschichte einer Nachbarschaft: DerJuwelier.at beleuchtet die Entwicklung am beliebten Standorts am Kohlmarkt.



Am Wiener Kohlmarkt hat sich einmal mehr die Landschaft der Luxusgeschäfte verändert. Wo am 11. Juli die neue Boutique von Bulgari Einzug gehalten hat, befand sich vormals der Standort der Schweizer Luxusuhrenmarke Breguet.

Während der Pandemie wurden am Kohlmarkt die Mieten erhöht und Glashütte Original entschied sich, in eine Ausweichlage am Graben zu wechseln. In die frei gewordene Geschäftsfläche zog daraufhin Breguet – der neue Nachbar wurde die Boutique von Bulgari.

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Zweiter Anlauf für Bulgari

Tatsächlich residiert Bulgari nicht zum ersten Mal am prominenten Standort Kohlmarkt, doch der italienische Juwelier konnte sich dort nur zwei kurze Jahre halten – damals noch unter eigener Führung.
Nachdem Bulgari nun Teil der LVMH-Gruppe ist, kam der zweite Anlauf. LVMH setzt strategisch stark auf Monobrand-Stores.

Bulgari ist vor allem im Schmuckbereich sehr erfolgreich, die Uhren standen in der Fachwelt immer an zweiter Stelle, doch Juwelieren wurde der Vertrieb des Bulgari-Schmucks vor Jahren verwehrt, er ist nur in den Boutiquen erhältlich.


Bulgari-Boutique: Eine LVMH-Marke mehr prägt das Stadtbild am Standort der Luxusmarken. © Bulgari
Bulgari-Boutique: Eine LVMH-Marke mehr prägt das Stadtbild am Standort der Luxusmarken. © Bulgari

Luxus braucht Atmosphäre

Auch wenn Luxus gerne in den Alltags-Sprachgebrauch gerät, sind es vor allem Sachwerte, die in der Phase der Krisen enorm an Bedeutung gewonnen haben.

Stadtbilder verändern sich. War es früher die Kärntner Straße, wurde vor Jahren der Kohlmarkt zum Magneten der teuersten Marken in Wien.

Entscheidend in allen Städten der Welt ist die Positionierung der zugkräftigsten Marke Louis Vuitton. Je näher andere Marken an diese Nachbarschaft heranrücken können, desto größer ist auch die Möglichkeit, für das eigene Angebot als Ergänzung oder Alternative auf Augenhöhe mit dem Edelanbieter aus Paris zu kommem.

Über die Jahre wurden alteingesessene Mieter wie Antiquitätengeschäfte oder Buchläden aus ihren Läden herausgekauft, damit Platz entsteht, um selbst am “place to be” aufzutreten.

Google Maps dokumentiert die Geschichte: Hier führt Juwelier Wagner noch Bulgari im Schaufenster. Inzwischen ist die Marke von der Website des Händlers verschwunden. © Google Maps
Google Maps dokumentiert die Geschichte: Hier führt Juwelier Wagner noch Bulgari im Schaufenster. Inzwischen ist die Marke von der Website des Händlers verschwunden. © Google Maps

Platzhirsch LVMH

LVMH selbst dürfte wachsamer mit seiner Bedeutung als Dreh- und Angelpunkt anderer Marken geworden sein, denn das Rampenlicht soll in der Familie bleiben.
Die Markenlandschaft in der Nachbarschaft von Louis Vuitton soll von den eigenen Marken bestimmt werden.

Ob Zufall oder nicht – mit Bulgari findet sich nun eine weitere Boutique aus dem Reich von LVMH – übrigens anstatt der Swatch Group – in nächster Nähe zu Louis Vuitton, eingebettet von weiteren LVMH-Ablegern wie Dior und Tiffany.

Verzichtet wird auf den eingesessenen, lokalen Retailer, den Juwelier Wagner, der vis a vis von Louis Vuitton residiert. Die Handelsspanne teilen scheint nicht im langfristigen Interesse des Erfinders zu sein.

Und so war der Schritt mit allen Konsequenzen wohl eine Konzernstrategie mit Weitblick aus der Sicht einer Aktiengesellschaft, die nur das Interesse der Investoren berücksichtigt.

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