Trotz Digitalisierung: Analoge Uhren gefragter denn je

Smartwatch

Traditionelle Armbanduhr vs. Smartwatch. Die neueste Studie von Deloitte beleuchtet den hart umkämpften Markt. ©Shutterstock


Taschenuhr, Armbanduhr, Digitaluhr? Nicht ganz: Die Generation „Smartphone“ interessiert sich wieder zunehmend für die gute alte Analoguhr.



Besonders durch die Markteinführung der ersten Apple Watch 2015 wurde die Diskussion über die Zukunft analoger Armbanduhren stark befeuert. Vor allem jüngere Menschen würden lieber auf Smartwatches, wenn nicht sogar auf das Handy zurückgreifen, um die Zeit zu lesen. Doch die Befürchtung Handys und Smartwatches würden die klassischen Armbanduhren verdrängen scheint unbegründet gewesen zu sein. Genau das Gegenteil ist der Fall. So geht aus einer neuen Studie von Deloitte hervor, dass junge Menschen durch Wearables erneut Lust haben, etwas am Handgelenk zu tragen. Zur Freude der traditionellen Uhrenindustrie.

Die Umfrage unter 5.600 Teilnehmern aus 11 relevanten Ländern zeigt auf, dass zwar mehr junge Erwachsene Smartwatches als traditionelle Armbanduhren tragen, aber: rund ein Drittel der heute 26- bis 41-jährigen tragen beides. So wird die These, dass Träger von Wearables als Käufer klassischer Uhren wegfallen, endgültig widerlegt.

Deloitte
© Deloitte Watch Industry Research Study 2022

Junge Uhren-Enthusiasten

Das neu entstandene Faible für analoge Armbanduhren der jüngeren Generationen ist eine gute Nachricht für die Uhrenindustrie. Die klassische Uhrenindustrie kann also aufatmen. Das zeigen auch Daten des Portals Chrono24. Ganze 42 Prozent aller Kaufanfragen stammen dort von Personen, die zwischen 18 und 34 Jahre alt. BlickpunktJuwelier.de hatte berichtet.

Nachhaltigkeit als Treiber

Der Faktor Nachhaltigkeit gewinnt vor allem in der jüngeren Gesellschaftsschicht an Bedeutung. Laut der „German Watch Study 2021“ geht knapp die Hälfte der Befragten davon aus, dass Nachhaltigkeitskriterien beim Kauf der nächsten Uhr für sie eine Rolle spielen werden. Das sollten gute Nachrichten für mechanische Uhren sein, die immer wieder repariert werden können und allein deshalb nachhaltig sind. In dieser Hinsicht sind sie auch den boomenden Smartwatches überlegen. Doch auch andere Aspekte der Nachhaltigkeit werden zu einem immer wichtigeren Thema.

Pre-owned Markt boomt

„Pre-owned ist das nächste große Ding.‘“, prophezeite Audemars-Piguet-Boss François-Henry Bennahmias schon vor einigen Jahren. Und tatsächlich boomt aktuell das Geschäft mit Secondhand-Uhren und Vintage-Modellen. Lange haben sich die Hersteller vom Sekundärmarkt abgegrenzt, das ändert sich jetzt. McKinsey sagt bis 2025 gar ein Wachstum auf 28 Milliarden voraus. Klar, dass die auch die Uhrenbranche seinen Anteil am Kuchen haben will. Plattformen und Uhrenhersteller wie Breitling gehen sogar einen Schritt weiter und bietet ein ­Abonnementservice für Luxusuhren an. Das gefällt auch der jüngeren Generation, die sich durch kostengünstigere Mietpreise eher an hochwertige Uhren wagen und somit den ersten Schritt in den Luxusuhren-Markt wagen. Denn auch Studenten und Berufseinsteiger klettern mit der Zeit die Karriere- und somit auch die Gehaltsleiter hoch.

Luxusuhren als Anlagegut

Dass immer mehr junge Menschen ihre Vorliebe für Luxusuhren entdecken, freut Luxusmarken und den Fachhandel. Doch die neuentdeckte Kundschaft hat es nicht nur auf traditionelle Uhrenmacherkunst oder Mechanik abgesehen. Für viele stellen hochwertige Chronografen ein simples Anlagegut dar. Fast 25 Prozent der Käufer von Luxusuhren kaufen sie Uhren als Wertanlage. Für die richtige Uhr sind sie sogar bereit, hohe Summen liegenzulassen. Rund ein Drittel von ihnen kauft die Uhr mit dem Ziel, diese zu einem höheren Preis weiterzuverkaufen. Einige sogar als Inflationsschutz. «Die Zeit, als hochwertige Uhren das Terrain von Sammlern und Connaisseurs waren, ist definitiv vorbei», so Karine Szegedi, Co-Autorin der Deloitte-Studie.

Luxusuhren
Ein Drittel der Luxusuhren-Käufer sieht den Zeitmesser als Anlageobjekt, wenn nicht sogar als Inflationsschutz. ©Tran Phuc

Kein entweder – oder

Abschließend kann man sagen, dass sich die analoge Armbanduhr keiner so düsteren Zukunft entgegensieht wie vermutet. Wenn es um klassische Uhren und Smartwatches geht, ist es keine Frage von „entweder- oder“.

Das Trageverhalten von Uhren ist hier ausschlaggebend. In Deutschland werden Smartwatches nur bei sportlichen Aktivitäten getragen. Dagegen wird die klassische Uhr in der Schweiz für besondere Anlässe aufgehoben. Fakt ist, es wird eine digitale, sowie analoge Uhren erworben. Sowie- als auch.

Der Mensch ist ein analoges Wesen und liebt Objekte, die ihm ähnlich sind. Man betrachte nur das Comeback von analogen Plattenspielern oder Kameras.
Dagegen sind Smartwatches mit ihrer umfassenden Funktionalität schlicht die besseren Alleskönner. Digitale Technik fasziniert und wird es auch immer tun. Aber eine Daseinsberechtigung haben jedenfalls beide Parteien.

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