„Rip-Deal”: Juweliere mit Falschgeld betrogen

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2020 wird ein junges Juwelier-Ehepaar von einer international tätigen Gruppe durch einen sogenannten "Rip-Deal" um ihr gesamtes Vermögen gebracht. © Shutterstock

Vorsicht bei Vertrauensgeschäften: Über 450 Betrugsfälle mit gefälschten Banknoten liegen dem Landeskriminalamt Wien, der Zentralstelle für sogenannte „Rip-Deals”, zur Bearbeitung vor. Auch das Juwelier-Ehepaar Berger tappte 2020 in die Falschgeld-Falle und hat eine hohe Schadenssumme zu beklagen. Eine lehrreiche Geschichte inklusive Fahndungsaufruf.



Zu schön, um wahr zu sein: Ein angeblicher Vermögensverwalter verspricht im Herbst 2020 einem Juweliers-Ehepaar den ganz großen Auftrag: Es geht um Golddukaten und Rolex-Uhren im Wert von 90.000 Euro, die er privat erwerben möchte. Und um wertvolle Anstecknadeln, die in großer Stückzahl an einen alteingesessenen Industriellen aus Israel geliefert werden sollen. Alles läuft perfekt. Die Juweliere werden durch einen professionellen Internetauftritt, Redegewandtheit und eine erste Anzahlung getäuscht. Das Ehepaar sieht in dem Geschäft eine Chance, die pandemiebedingte schlechte Auftragslage wieder auszugleichen.

Was die beiden nicht wissen: Sie sind in einem Betrugstheater gelandet. Die Bergers treffen sich mit dem Täter, übergeben ihm die geforderten Golddukaten und Luxusuhren und kontrollieren das Geld, welches sie dafür erhalten. Durch diese Überprüfung der Banknoten fühlen sich die Juweliere in Sicherheit, alles läuft glaubwürdig ab. Doch die Betrüger lassen die Scheine durch eine Geldzählmaschine laufen und stecken das Geld dann in Kuverts à 10.000 Euro. Diese Vorgehensweise erlaubt es den Kriminellen, die Kuverts mit dem echten Geld gegen Kuverts mit Falschgeld auszutauschen. Erst im Auto entdecken die beiden Juweliere, dass sie gerade um ihr Vermögen gebracht wurden.

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Umgepackt in Kuverts konnten die Täter unbemerkt das echte Geld gegen gefälschte Scheine austauschen. © Shutterstock

„Rip-Deal”-Betrüger identifizeren

Gerald Goldnagel vom Landeskriminalamt Wien weiß: „Gefälschte Websites sind von Laien kaum zu identifizieren, die Betrüger machen meist einen seriösen Eindruck. Man darf also den Opfern keinen Vorwurf machen.” Doch er gibt Tipps, wie man mögliche Täter erkennen kann: „Wenn der Verkaufspreis nicht verhandelt oder das Kaufobjekt nicht besichtigt wird, wenn übergroße Warenmengen bestellt werden oder die Geschäftspartner von ausländischen Firmen heraus operieren, sollte man zur Sicherheit bei der Wirtschaftskammer nachfragen, ob das Unternehmen existiert. Oder ein Videotelefonat ansetzen und Screenshots von den Schlüsselpersonen machen.”


Fahndungsaufruf der Polizei

Das Juweliers-Ehepaar Berger hat zwar keine Screenshots gemacht, aber dennoch ein Foto des Täters. Zufällig bei einem Treffen entstanden, zeigt es einen 37 Jahre alten, polykriminellen Intensivtäter mit dunkelbraunen Haaren. Er hört auf den Spitznamen Sercan und ist auf der Flucht, vermutlich in Deutschland, Österreich oder Italien. Die Polizei freut sich über sachdienliche Hinweise und hat eine Belohnung von 3.000 Euro ausgesetzt.

Mehr Informationen finden Sie im Video von “Fahndung Österreich”. 

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