Kaufkraftverlust lässt Handelsumsätze im 3. Quartal 2023 um -4% einbrechen

Handelsverband_Österreich_Kaufkraftverlust_2023

Non-Food-Handel verliert mit -6,8% (real) dramatisch. © Shutterstock.com

Der österreichische Einzelhandel musste im dritten Quartal 2023 laut Statistik Austria einen inflationsbereinigten Umsatzrückgang von -4% verkraften. Der Non-Food-Handel verbuchte sogar ein reales Minus von -6,8%. Der letzte Monat mit real gestiegenen Umsätzen war der September 2022. Seither waren die Umsätze 12 Monate in Folge rückläufig.



„Der österreichische Handel verzeichnete heuer auch im dritten Quartal in fast allen Warengruppen drastische Verluste aufgrund der multiplen Krisen, die einen deutlichen Kaufkraftrückgang ausgelöst haben. Vor allem im Non-Food-Handel sind die jüngsten Zahlen besorgniserregend, die Umsätze sind um 6,8 Prozent erodiert”, bilanziert Rainer Will, Geschäftsführer des unabhängigen, überparteilichen Handelsverbandes.

Jänner bis September: Rückgang der Handelsumsätze um real -3,7%

Im Zeitraum Jänner bis September 2023 verzeichnete der heimische Einzelhandel im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres ein preisbereinigtes Umsatzminus von -3,7%. Der Handel mit Nicht-Nahrungsmitteln verbuchte einen preisbereinigten Rückgang von -5,8%.

Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will
Ing. Mag. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Quelle: handelsverband.at

Handelsverband-Prognose 2023: Einbruch bei den Handelsausgaben um real -3,9%

Damit bestätigen die Zahlen der Statistik Austria auch die Prognosen des Handelsverbandes für das Gesamtjahr 2023. „Der heimische Handel befindet sich auch im zweiten Jahr der Teuerungskrise weiter auf dem Rückzug. Insgesamt schrumpft die Nachfrage im Einzelhandel heuer signifikant um -3,9 Prozent. In manchen Handelssparten gehen wir sogar von einem inflationsbereinigten Rückgang von mehr als zehn Prozent aus. Auch der Onlinehandel wird 2023 erneut deutlich verlieren, wir erwarten ein preisbereinigtes Minus von 9,3 Prozent”, prognostiziert Rainer Will.

Handel vor existenziellen Herausforderungen – Bundesregierung muss gegensteuern

Die neuesten Zahlen der Statistik Austria bestätigen die dramatische Lage, auf die der Handelsverband schon seit vielen Monaten hinweist. Das belegten auch die Ergebnisse der jüngsten HV-Händlerbefragung:

  • 27% der Händler haben noch immer nicht alle Corona-Entschädigungen in voller Höhe erhalten
  • 51% kämpfen mit Personalmangel
  • 52% können sich keine verstärkten Investitionen leisten, obwohl diese notwendig wären
Onlinehandel_Rückgang
Auch der Online-Handel muss mit Rückläufen rechnen. © Shutterstock.com

HV erneuert Forderung nach Anreizen am Arbeitsmarkt: Kosmetische Einzelmaßnahmen reichen nicht

Die Bundesregierung ist aufgefordert, mit gezielten wirtschaftspolitischen Stabilisierungsmaßnahmen gegenzusteuern. Es braucht mehr Strukturreformen und weniger Verhandlungen über Symbolthemen, immerhin stehen tausende Geschäfte kurz vor der Schließung.

Vor diesem Hintergrund begrüßt der Handelsverband grundsätzlich die gestern verkündeten Maßnahmen für längeres Arbeiten. Wer länger im Erwerbsleben bleibt, soll künftig stärker gefördert werden, etwa durch eine Erhöhung des Bonus für einen späteren Pensionsantritt.

Dass die Österreicher durch diese Einzelmaßnahme tatsächlich länger im Erwerbsleben gehalten werden, ist jedoch nicht zu erwarten. „Hier kann leider nicht von einem tatsächlichen Anreiz gesprochen werden, höchstens von einem zarten ersten Schritt. Viel wichtiger wären eine echte Arbeitsmarktreform sowie eine spürbare Lohnsteuersenkung, damit es sich wieder lohnt, mehr arbeiten zu gehen – egal in welchem Alter„, so Rainer Will abschließend.

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