Generationenwechsel bei Bucherer

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Next Generation: Sie inspirieren sich gegenseitig – Hanspeter Jucker & Julien Rossier

Mit Beginn des Jahres hat Julien Rossier von Hanspeter Jucker die Geschäftsführung von Bucherer Wien übernommen. Zeit für ein Gespräch mit den beiden über das Glück des Zufalls, die massiven Veränderungen in der Uhren-Schmuck-Branche, den Vormarsch von Certified-Pre-Owned-Watches und die Macht der Marken.


Als Hanspeter Jucker seinen Dienst am Stock im Eisen Platz im Jahr 1991 antrat, war er so alt wie Julien Rossier heute. Über dem Geschäftsportal prangte noch in großen Lettern HABAN, obwohl das Juweliergeschäft bereits seit 1987 Teil des Bucherer-Konzerns war. Erst mit dem großen Umbau (inklusive Rolex- und Patek Philippe-Corner) im Herbst 2010 wurde auch den Wienern klar, dass Haban nun Bucherer ist. Im Jahr 2011 wurde aus der Bucherer-Dependance am Graben eine IWC-Boutique. All dies unter der drei Dekaden andauernden Ägide von Hanspeter Jucker als Geschäftsführer.

Glücklicher Zufall

Jucker wird dem ersten Haus am Platz noch bis 2023 erhalten bleiben. Denn der Generationenwechsel war von langer Hand geplant – und doch führte der Zufall Regie. Denn kennengelernt hatten sich die beiden Exil-Schweizer privat. Damals war Rossier, der der Liebe wegen nach Wien kam, noch bei Moët Hennessy beschäftigt, hatte aber bereits als Sales Manager bei Baume & Mercier Frankreich seine Passion für Uhren entdeckt. „Und nach einigen dieser Treffen hatte ich plötzlich die Idee, dass Julien ein perfekter Kandidat für meine Nachfolge wäre“, erzählt Jucker. Nach einem umfassenden Recruiting-Prozess in der Schweizer Bucherer-Zentrale startete Rossier im Herbst 2019 in der Wiener Dependance als Deputy Boutique Manager und übernahm mit Jahresbeginn die Geschäftsführung.

IM INTERVIEW Hanspeter Jucker & Julien Rossier

DERJUWELIER.at: Herr Rossier, können Sie sich noch an Ihre erste Uhr erinnern?

Julien Rossier: Also meine allererste Uhr war natürlich eine FlikFlak. Und die erste Uhr, die ich mir selbst gekauft habe war die Special Edition einer Tissot LeLocle, die ich zuvor zwei Jahre im Schaufenster bewundert hatte.

DJ: Sie übernehmen das Haus coronabedingt in einer schwierigen Zeit. Seit nunmehr einem Jahr geht die Anzahl der Touristen in Wien gegen Null.

Rossier: Als die erste Kundin nach dem ersten Lockdown zu uns ins Geschäft kam, um sich ein Schmuckstück auszusuchen, sagte sie: „Jetzt will ich das Leben zelebrieren.“ Besser kann man das nicht ausdrücken. Das hat uns alle sehr motiviert.

Ja, natürlich bemerken auch wir das Ausbleiben der Touristen, aber wir haben in Wien – auch dank Herrn Jucker und unserem tollen Team – einen großen Anteil an Stammkunden – nicht nur aus Österreich, sondern auch aus Nachbarländern wie Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien oder Kroatien. Wien ist für viele Regionen die erste Tür für Luxury Shopping. Für viele dieser Konsumenten sind wir der erste Ansprechpartner bei Luxusuhren und -schmuck. Und wir hoffen, dass wir sie alle bald wieder bei uns begrüßen dürfen.

DJ: Wie war schlussendlich das 4. Quartal bei Ihnen?

Rossier: Den Umständen entsprechend gut. Wobei sich die Nachfrage bei den Uhren auf bestimmte Marken konzentriert hat – und auf unsere Blue Edition. Denn die Kunden legen immer mehr Wert auf Exklusivität – und Limitierungen und Sondereditionen sprechen zusätzlich auch den Investment-Gedanken an, der bei vielen an Bedeutung gewinnt.

Anm. d. Red: Die Blue Edition von Bucherer entstand in Kooperation mit namhaften Uhrenmanufakturen wie IWC, Panerai, Jaeger LeCoultre, Piaget, H. Moser & Cie., Tudor u.v.m. Gemeinsam mit ausgewählten Partnern kreiert Bucherer mit BLUE eine besondere Lifestyle Kollektion, die ausschließlich bei BUCHERER erhältlich ist.

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Mit frischem, emotionalem Werbeauftritt neue Zielgruppen ansprechen – Bucherer schafft den Spagat zwischen Wertigkeit, Tradition und moderner Kundenansprache.

DJ: Herr Jucker, Sie sind seit nunmehr 30 Jahren für Bucherer Wien tätig. Was waren für Sie die gravierendsten Veränderungen in dieser Zeitspanne?

Hanspeter Jucker: Dass die Bedeutung des Fachhandels für viele Uhrenmarken stark gesunken ist. Ob Monobrand-Boutiquen oder eigene Online-Shops, die Hersteller setzen immer öfter auf weitere Vertriebswege. Als ich begann, gab es in Wien eine Cartier- und eine Chopard-Boutique in Wien. Und schauen Sie sich heute um.

Und dass das Thema „Marke“ bei der Kaufentscheidung eine immer wichtigere Rolle spielt. Das bedeutet, dass es für viele kleinere Unternehmen immer schwieriger geworden ist, sich bei den großen Konzernmarken zu behaupten. Damit gewinnt das Thema „Juwelier als Marke“ immer mehr an Bedeutung und hier hat sich Bucherer sehr gut positioniert. Und dann natürlich das Thema „Online“ – ob beim Marketingauftritt oder beim Vertrieb, das allein in den letzten zwölf Monaten auch bei uns massiv an Fahrt aufgenommen hat.

Rossier: Man muss sich ständig neu erfinden, denn man kann das Rad nicht zurückdrehen. Auch nach den Lockdowns werden mehr Konsumenten online kaufen wollen, daher müssen wir mit unseren Kunden über alle Kanäle kommunizieren. In Kürze ist die Eröffnung unserer Online-Boutique geplant. Hier wird wieder die große Bedeutung unserer Mitarbeiter spürbar, von denen viele bereits seit Jahrzehnten bei uns sind und eine langjährige Beziehung zu ihren Stammkunden aufgebaut haben. Eine Rolex können Sie heute bei zahlreichen renommierten Händlern kaufen. Dass die Kunden dafür zu uns kommen, liegt an den langjährigen Beziehungen zu unseren Mitarbeitern und zu unserem Haus.

DJ: Wie hat sich die Relation von Schmuck zu Uhren verändert?

Jucker: Als ich begann, lagen wir bei 40 Prozent Schmuck, das ist heute natürlich ganz anders. Auch wenn man bedenkt, dass etwa die Chinesen bei uns zu 98 Prozent Uhren kaufen, hat sich dieser Anteil natürlich verschoben.

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Silvia Schneider ist schon seit einiger Zeit Testimonial von Bucherer.

DJ: Wie haben sich die Anforderungen der Kunden geändert?

Jucker: Wie Julien schon sagte, man muss sich ständig neu erfinden. Es ist gut, dass er mit frischen Ideen kommt. So war es seine Idee, Sylvia Schneider als Testimonial zu gewinnen. Diese Kooperation erregte viel Aufmerksamkeit. Damit konnten wir auch neue Zielgruppen auf uns aufmerksam machen. Ich denke, wir inspirieren uns gegenseitig.

DJ: Wie muss man neue Zielgruppen wie Millennials ansprechen?

Rossier: Ich finde nicht, dass es „die“ Zielgruppe Millennials gibt – dazu sind diese zu unterschiedlich. Man muss das viel differenzierter sehen. Genauso wie das Thema Social Media. Denn es gibt längst nicht nur Facebook und Instagram; das wandelt sich laufend. Um hier immer up-to-date zu bleiben, tausche ich mich laufend mit den jüngeren Kollegen aus – diese sind hier viel stärker am Puls der Zeit. Oder denken Sie nur an die Zielgruppe der CPO-Interessenten. Hier gibt es bei den Kunden ganz unterschiedliche Motivation zum Kauf. Da gibt es die Sammler, die Fans des Vintage-Designs und jene, die aufgrund des interessanten Preises zuschlagen. Was sie allerdings gemeinsam haben: Sie informieren sich digital. Das bedeutet, unser Online-Auftritt muss immer topaktuell sein.*

DJ: Bucherer schafft bei seinem Auftritt den Spagat sehr gut – die bestehende Zielgruppe anzusprechen, aber auch junge Kunden zu gewinnen – etwa mit der aktuellen verführerischen Kampagne „Die Macht der Liebe.“

Rossier: Ja as stimmt. Das Thema Diamantring ist ja viel mehr als der klassische Verlobungsring – das ist Emotion pur. Und was auch sehr wichtig ist: Unser Headquarter hört sehr gut zu, wenn man mit Ideen kommt.

Jucker: Das ist auch sehr wichtig, denn Österreich ist anders und hat andere Anforderungen bei der Kundenansprache wie etwa die Schweiz oder Deutschland.

DJ: Was sehen Sie derzeit als Ihre wichtigsten Aufgaben als Geschäftsführer an?

Rossier: Bei unseren Mitarbeitern ebenso wie bei unseren Kunden gilt: Wir wollen Hoffnung, Freude, Optimisus und Begeisterung vermitteln.

DJ: Geplant ist, dass Sie noch bis März 2023 mit an Bord sind. Was planen Sie für die Zeit danach?

Jucker: Ich genieße die Zeit jetzt, wo ich schon viele Aufgaben sukzessive an Julien übertragen und mich daher noch mehr auf meine Kunden konzentrieren kann. Und: Ich kann gut loslassen.

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