Gunnar Binder ist seit Anfang des Jahres neuer CEO bei Christ. © CHRIST
Das plant Christ in Österreich! Kommt Christ nach Österreich? Wenn ja, wird er verstärkt 375er Goldsortimente auf den heimischen Markt bringen? Und vor allem, was bedeutet das für die heimische Branche? Viel wurde darüber in den letzten Wochen diskutiert und spekuliert. DER JUWELIER.AT hat das erste Interview mit Gunnar Binder, dem neuen CEO bei Christ.
DER JUWELIER.AT (DJ): Lassen Sie uns gleich zu Beginn die Fragen ansprechen, die die heimische Branche in den letzten Wochen beschäftigt haben. Will Christ in Österreich sein Filialnetz deutlich ausweiten? Und: Gibt es dabei ein konkretes Interesse an der insolventen Alphagold?
GUNNAR BINDER: Die Frage zu Alphagold ist rasch beantwortet. Die Insolvenz haben wir natürlich beobachtet. Ein weitergehendes Interesse an der Kette haben wir letztlich jedoch aufgrund der Standorte der Filialen ausgeschlossen, da wir nicht davon überzeugt sind, dass diese Verkaufspunkte für Christ passend sind.
Richtig jedoch ist, dass es eine meiner Prioritäten ist, die Christ-Expansion in Deutschland und besonders auch in Österreich voranzutreiben. Denn ein wichtiger Schwerpunkt unserer Christ-Strategie für dieses Jahr liegt im Retail. Was die Erweiterung unseres Filialnetzes betrifft, so sind für dieses Jahr für Deutschland und Österreich insgesamt 10 neue Filialen geplant, wovon bereits 7 definiert wurden.
DJ: Wie viele davon betreffen Österreich? Wie rasch sollen die neuen Filialen kommen?
BINDER: Sehr konkret in Planung sind zwei Standorte in Salzburg und dem Einzugsgebiet Wien. In Salzburg, im EKZ Europark, soll laut unserem Plan die Eröffnung bereits im Juli 2024 stattfinden; Vösendorf, im EKZ SCS, soll dann im September 2024 folgen. Zu diesen dann gesamt 5 (inkl. Outlet) Filialen in Österreich – gerne noch zusätzlich auch weitere; aber das muss natürlich im Einzelfall entschieden werden. Wir wissen, wo wir uns gerne präsentieren möchten. Als langfristig denkendes Familienunternehmen ist die Zeitschiene dabei zweitrangig.
DJ: Wenn Sie von einem besonderen Fokus auf Österreich sprechen – was macht Österreich für Christ so interessant?
BINDER: Österreich ist ein sehr schmuckaffines Land; sowohl was die Österreicher selber anbelangt als auch natürlich das touristische Potential. Das habe ich schon in meiner Vergangenheit bei meiner vorigen Berufsstation erlebt (Thomas Sabo). Zudem haben wir mit den aktuell zwei Läden schon sehr gute erste Erfahrungen gesammelt.
DJ: Im Zusammenhang mit einer möglichen verstärkten Präsenz von Christ in Österreich wurde auch die Frage aufgeworfen, ob Christ in Österreich dann stark mit 375er Gold vertreten sein wird?
BINDER: Wenn wir über Gold sprechen, meinen wir in der Regel 585er Gold. Und Gold wird natürlich, einhergehend mit dem generellen Ausbau in Österreich, auch hier präsenter werden. Diese Sortimente mit werthaltigen Metallen führen wir nun mit Silber fort. Es wird also Christ-Silber geben, wobei wir auf recyceltes Edelmetall setzen. Damit bedienen wir zwei große Trends: werthaltig, aber preisgünstig und nachhaltig.
DJ: In der Vergangenheit musste Christ Filialen in Österreich schließen. Was will man jetzt beim sozusagen 2. Versuch anders machen?
BINDER: Mit der Übernahme durch Morellato können wir mit diesem international extrem starken Partner und Produzenten von ganz anderen Voraussetzungen und auch Möglichkeiten ausgehen. Dabei – und das ist ein ganz wichtiger Punkt – ist es jedoch falsch, Morellato lediglich auf seine Rolle als Produzent zu begrenzen. Mein Verständnis ist, dass Morellato insbesondere die Markttrends im wholesale in verschiedenen Märkten und im Retail in Italien und Frankreich exzellent kennt und daher über ein extrem großes Know-how verfügt, was funktioniert und was nicht. Als Marktführer in Deutschland wissen wir wiederum, was hier funktioniert. Darin liegen aus meiner Sicht eine große Stärke und ein gegenseitiges Befruchten. Übrigens: So unterschiedlich sind die Märkte nicht. Rund 80 Prozent ist vergleichbar, lediglich etwa 20 Prozent landestypisch.
Daher sind wir überzeugt, dass unsere Strategie der umfassenden Juwelierskompetenz, inklusive Uhren, auch in Österreich erfolgreich sein wird.
DJ: Können Sie nach etwas über einem Jahr mit Morellato als neuen Eigentümer und rund 3 Monaten als neuer Christ-CEO eine erste Bilanz ziehen?
BINDER: Bei dem Wort Bilanz denke ich erstmal an die echte Bilanz. Und hier sind wir im ersten Jahr nach einer Übernahme positiv, und zwar auch dank der Maßnahmen, die Massimo Carraro (Präsident der Morellato Group) als Interims-CEO auf den Weg gebracht hat.
Mehr über die Maßnahmen, die den positiven Bilanz-Turnaround bewirkt haben, über den „Christ-Strategie-Kompass“ und die neue Omnichanell-Strategie lesen Sie in der nächsten Print-Ausgabe von DER JUWELIER.AT.