Noch ist die Hublot Boutique Wien gar nicht eröffnet, gibt es schon einen Google-Eintrag inkl. Fotos und Kontakt. Spannend – zumal die neue Boutique ohne Franchise-Nehmer und damit am Fachhandel vorbei betrieben wird.

Wer dieser Tage durch die Wiener Innenstadt spaziert, kommt nicht umhin, zwei spannende Baustellen zu beobachten. Zum Einen ist das die sich über vier Etagen erstreckende neue Louis Vuitton Boutique im ersten Haus am Platz, das ehemals die Delikatessen-Institution „Meinl am Graben“ beherbergte (derjuwelier.at berichtete). Dieser Megastore zählt zu den größten Louis Vuitton-Stores in ganz Europa – womit die Luxusmarke die wichtige Position Wiens als Reisedestination für kultur- und luxusaffine Touristen unterstreicht. Zum Anderen ist es – nur einen Steinwurf entfernt – die neue Hublot Boutique Wien. Interessant: War bisher Juwelier Wagner der Franchise-Nehmer für die Hublot Boutique am Wiener Kohlmarkt, so wird es mit dem Umzug in die neue Adresse im „Goldenen Quartier“ der Konzern selbst sein, der die Boutique betreibt. Und beweist damit einmal mehr: Die Weichen der Zukunft werden in Richtung Boutique gestellt.

LVMH kann Einzelhandel

Was bei Taschen und Schmuck schon länger kein Geheimnis mehr ist, wird nun auch bei Uhren unter Beweis zu stellen sein: LVMH kann Einzelhandel – und das will man mit der neuen Hublot Boutique Wien nun zeigen. Das zeigt einmal mehr, dass sich der Luxus-Konzern wohl voll und ganz auf seine eigenen Geschäfte konzentrieren möchte – und damit Fachhändler ausgelistet werden und ihre Konzessionen verlieren könnten.

Der Fall Rimowa

Dass das keineswegs weit weg ist, zeigt der Fall Rimowa – ebenfalls unter dem Dach der LVMH beheimatet. Auch hier wurden Händler – anscheinend völlig überraschend – von einer Kündigungswelle geschockt. Die neue Vorgabe: Wer die Marke behalten will, muss mindestens 550 Koffer pro Jahr verkaufen. Spannend: Während Konsumenten bei online erworbenen Produkten lediglich 48 Stunden auf ihre Bestellung warten mussten, hatte der Fachhändler schon mal eine Wartezeit von einigen Monaten zu verbuchen. Diese Taktik zeigt eindeutig: Man will das Stück vom Kuchen für sich selbst haben.

Bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Wie steht es beispielsweise um TAG Heuer? Oder Zenith? Um nur einige Namen zu nennen … Schließlich hat LVMH bewiesen, dass man bereit ist, große Summen für Namen auszugeben – wie beispielsweise bei „Tiffany & Co.“. Die Übernahme des Traditionsunternehmens 2019 ließ man sich immerhin fast 15 Milliarden Euro kosten (16,2 Milliarden Dollar). Was also, wenn LVMH Lust auf eine Genfer Uhrenmanufaktur anmeldet und bereit ist, ähnliche Summen zu bezahlen? Immerhin: Der Erfolg gibt dem Luxuskonzern recht.