Schweizer Uhrenindustrie braucht mehr Personal

2022 erreichte der Mitarbeiterstand der Schweizer Uhrenindustrie einen neuen Höchstwert. © Frederique Constant

2022 erreichte der Mitarbeiterstand der Schweizer Uhrenindustrie einen neuen Höchstwert. © Frederique Constant

Bis 2026 wird der Fachkräftebedarf massiv steigen. Knapp 4.000 neue Mitarbeiter vor allem in der Produktion müssen ausgebildet oder angeworben werden. Die Zahl der Beschäftigten stieg bereits 2022 um 5,8 Prozent.



Laut der jüngsten Erhebung des Arbeitgeberverbandes der Schweizer Uhrenindustrie (CP) hat die Zahl der Beschäftigten mit 60.823 im Jahr 2022 einen neuen Höchstwert erreicht. Gegenüber 2021 ist das ein Zuwachs von +5,8%. Der Grossteil der Neueinstellungen (+3.780 bzw. +9,3%) betraf den Produktionsbereich. Auf der Managementebene stieg die Zahl der Mitarbeiter um 31 (+1,9%), während in der Verwaltung wie schon im Vorjahr ein leichter Rückgang um 463 Arbeitsplätze bzw. 3,1% zu verzeichnen war.

Bis 2026 wird – so das Ergebnis der jüngsten CP-Analyse – der Fachkräftebedarf wegen der weltweit hohen Nachfrage nach Swiss made-Uhren nochmals kräftig steigen, und zwar um 12,5%. Bei der Erhebung 2016 lag der Wert dagegen nur bei plus drei Prozent bzw. 400 zusätzlichen Stellen. Insgesamt werden 1.466 neue Mitarbeiter benötigt und darüber hinaus müssen auch jene 2.369 Fachkräfte, die in den nächsten Jahren in Pension gehen, ersetzt werden.

Seit 1988 hat sich der Personalbestand der Schweizer Uhrenindustrie verdoppelt. © Jaeger leCoultre
Seit 1988 hat sich der Personalbestand der Schweizer Uhrenindustrie verdoppelt. © Jaeger leCoultre

Der steigende Personalbedarf betrifft mit Ausnahme der Zifferblattmacher alle Berufe des technischen Sektors in der Uhrenindustrie, wenn auch in unterschiedlich Ausmaß. Am höchsten ist er bei Oberflächenveredlern mit Schwerpunkt CNC (+53,7 Prozent), Qualitätsfachleuten in der Mikrotechnik (+24,2 Prozent) und Uhrenarbeiter (+18,4 Prozent).

Die in früheren Umfragen geäußerte Annahme, dass bestimmte Berufe durch die Automatisierung der Arbeitsabläufe über kurz oder lang verschwinden würden, hat sich nicht bewahrheitet. Stattdessen hat der Einsatz neuer Technologien zu einer Erweiterung der beruflichen Ausbildung geführt, den Weiterbildungsbedarf erhöht und zudem auch gänzlich neue Berufsbilder erforderlich gemacht – wie zum Beispiel Qualitätsfachleute in der Mikrotechnik, eine Ausbildung, die 2020 eingeführt wurde.

Die hohe Nachfrage nach Swiss made-Uhren treibt auch den Fachkräftebedarf nach oben. © IWC
Die hohe Nachfrage nach Swiss made-Uhren treibt auch den Fachkräftebedarf nach oben. © IWC

Die Zahl der Beschäftigten mit einem höheren Bildungs- oder Berufsabschluss stieg 2022 gegenüber 2021 um 7,9 beziehungsweise. 4,7 Prozent. Damit liegt der Anteil des qualifizierten Personals weiterhin bei über 70 Prozent.

Nachwuchsmangel

Insgesamt sind bei den Schweizer Uhrenherstellern und ihren Zulieferbetrieben derzeit um 115 Auszubildene (-8,1 Prozent) weniger beschäftigt als 2021. Schuld an dem Rückgang sei, so der Arbeitgeberverband der Schweizer Uhrenindustrie, die Corona-Pandemie, die 2020 und 2021 die Schaffung und Besetzung von Lehrstellen beeinträchtigt habe. Sieht man sich aber die Statistiken der vergangenen Jahre genauer an, so zeigt sich ein differenzierteres Bild. 2015 lag die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in der Schweizer Uhrenindustrie bei 490 und sank bis 2020 auf 361. Seither geht es wieder leicht nach oben. Das Interesse der jungen Schweizer an einer Karriere in der Uhrenbranche ist aber längst nicht hoch genug, um den wachsenden Bedarf der Unternehmen zu decken. Aktuell sind 271 Lehrstellen unbesetzt.

Wie viele andere Branchen ist auch die Uhrenindustrie mit Lehrlingsmangel konfrontiert. © Alpina
Wie viele andere Branchen ist auch die Uhrenindustrie mit Lehrlingsmangel konfrontiert. © Alpina
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