René Theodor Beyer, langjähriger Patron der Beyer Chronometrie an der Zürcher Bahnhofstrasse, ist am 13. April 2025 im Alter von nur 61 Jahren verstorben. Der frühe Tod des einflussreichen Unternehmers kommt für viele in der Branche unerwartet – und wirft Fragen über die Zukunft des traditionsreichen Familienunternehmens auf.

René Beyer, Nachfahre in achter Generation der 1760 gegründeten Uhren-Dynastie, galt als letzter klassischer Patron des Zürcher Luxusuhrenhandels – ein Mann mit Format, Fachwissen und unverkennbarem Charme. Über Jahrzehnte hinweg formte er die Beyer Chronometrie zur Institution weit über Zürich hinaus: Mit ihrem einzigartigen Multimarken-Sortiment – darunter sowohl Rolex als auch Patek Philippe – war das Haus an der Bahnhofstrasse ein Aushängeschild der Schweizer Uhrmacherkunst.

Obwohl der Tod auf eine längere Krankheit zurückgeht, kam er für viele überraschend. Die Familie und das Unternehmen haben sich bislang mit weiteren Informationen zum Krankheitsverlauf zurückgehalten – eine Entscheidung, die zwar respektiert wird, aber auch Raum für Spekulationen lässt. Die Uhrenwelt zeigt sich bestürzt. Die Branchenikone, die sich bis zuletzt mit Innovationskraft und Begeisterung für Uhrmacherei und Kundenbindung engagierte, hinterlässt eine spürbare Lücke.

Muriel Zahn-Beyer übernimmt: Kontinuität oder Neuanfang?

Bereits seit dem Sommer 2024 hatte Beyer die operative Leitung des Unternehmens seiner Schwester Muriel Zahn-Beyer übergeben – ein Schritt, der auf eine längerfristige Vorbereitung hindeutet. Die Kontinuität im Tagesgeschäft ist damit gesichert. Dennoch bleibt offen, wie es langfristig weitergeht. Weder René Beyer noch seine Schwester hinterlassen direkte Nachkommen. Eigentumsverhältnisse sind nicht öffentlich bekannt, doch Gerüchte über einen möglichen Übergang an langjährige Partner wie Patek Philippe machen die Runde. Der Name Beyer, so hoffen viele, soll trotz aller Umbrüche weiterleben – und nicht im Portfolio eines Konzerns verschwinden.

Die Branche blickt gespannt auf die kommenden Monate: Wie wird sich die Führung unter Muriel Zahn-Beyer etablieren? Bleibt die Unabhängigkeit erhalten? Und wird es gelingen, das Lebenswerk René Beyers in seinem Geist weiterzuführen?

Beyer Chronometrie in Zürich und die neue Unternehmensleiterin Muriel Zahn-Beyer mit ihrem Bruder René Beyer © Beyer

Patron mit Herz, Humor und Honig

René Beyers Lebenslauf ist geprägt von Passion und Weitblick. Nach einer Ausbildung zum Uhrmacher in La Chaux-de-Fonds und Stationen in den USA übernahm er bereits mit 23 Jahren die Leitung des Familienbetriebs – nach dem zweiten Herzinfarkt seines Vaters. Unter seiner Führung wurde das Geschäft nicht nur modernisiert, sondern auch emotional aufgeladen: Mit dem Bau eines firmeneigenen Uhrenmuseums, der Gründung eines erfolgreichen Schmuckateliers und Initiativen wie dem Beyer-Honig von den Bienenvölkern auf dem Dach des Geschäfts zeigte sich Beyer als Patron mit Herz.

Zudem war er ein aktiver Förderer der Uhrenbranche insgesamt – sei es als Juror beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève oder als Unterstützer unabhängiger Uhrmacher. Seine Liebe zur Mechanik spiegelte sich nicht nur in Zeitmessern, sondern auch in seiner Leidenschaft für Trams, Modelleisenbahnen und Oldtimer wider.

Sein Humor, seine Großzügigkeit und sein menschliches Wesen bleiben unvergessen. Wie er einmal selbst auf die Frage nach dem wahren Luxus antwortete: „Dass ich mir als Patron erlauben kann, am Morgen nicht im Geschäft erscheinen zu müssen.“ Dieser Satz sagt viel über den Mann aus, der mit Leichtigkeit führte – aber nie leichtfertig war.