Marion Knorr: „Handelsware ist nicht tot!“

Für Marion Knorr stellt sich nicht die Frage, ob man grundsätzlich auf Handelsware verzichtet, sondern welche Handelsware man anbietet.

Auf den Vorschlag von Frau Engelhardt, sich in ihrer künftigen Positionierung als Juwelier ausschließlich auf die Goldschmiede und eigene Produkte zu konzentrieren, und der Handelsware gänzlich abzusagen, kontert Marion Knorr.


Für die Goldschmiedin und Trauring-Designerin der Marke „Wilde Eheringe“, Marion Knorr, stellt sich nicht die Frage, ob man grundsätzlich auf Handelsware verzichtet, sondern welche Handelsware man anbietet:

„Ich würde es jetzt nicht ganz so Schwarz sehen, wie: Die Handelsware ist tot, es lebe die Goldschmiedekunst! Aber: Ja, es ist wahr, dass die Goldschmiede-Werkstätten trotz Pandemie oft ausgelastet sind. Und ja, die Handelsware, die der Konsument genauso gut im Internet bestellen kann, verkauft sich beim Juwelier per Click&Collect extrem schlecht. Aber eben nur die Handelsware, die sehr gut im Internet angeboten und verkaufbar ist!

Deshalb würde ich jetzt die Handelsware nicht gleich verteufeln, sondern denke, man muss sich als Juwelier in Zukunft sehr gut überlegen, WELCHE Handelsware man anbieten möchte! Denn selbst wenn man eine eigene Goldschmiedewerkstatt angegliedert hat, wird man nicht alle Ware selbst produzieren können und wollen. Im günstigen Bereich (Silberschmuck) wird es sicherlich schwer werden, Marken zu finden, die ihr gesamtes Sortiment nicht schon bereits bestens beworben und extrem geschickt für den Kunden online erwerbbar im Internet anbieten. Bei höher- und hochpreisiger Handelsware (Gold, Diamanten, Perlen) sieht es schon einfacher aus, wenn man nicht nur nach den großen Namen geht, die natürlich auch schon längst die Online-Vermarktung für ihre Fan-Kundschaft entdeckt haben. Denn hier weiß der Kunde ja genau, was er bekommt und hat das Vertrauen, größere Summen vorauszubezahlen und auf sein Paket zu warten.

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Marion Knorr ist gegen eine insgesamte Verteufelung von Handelsware.

Stellt sich der Juwelier hingegen wie ein Concept-Store auf, der seine Kunden mit besonderer Ware lockt, die eben NICHT an jeder Ecke zu erwerben ist, verbunden mit guter Beratung, Fachwissen und einer großen Portion Persönlichkeit, wird er seine Kunden nach Ende der Pandemie zurückgewinnen können und gleich neue dazu.

Auch das Thema „Personal Shopping“, das einige Kunden sehr zu schätzen gelernt haben, sollte nicht vergessen werden. Denn die Lust zum Einkaufen wird wiederkommen und bleiben. Die Befriedigung durch einen Online-Einkauf ist zu oberflächlich, um das lustvolle Gefühl, mit prallen einkaufstüten durch die Stadt zu schlendern, zu ersetzen. Was sich aber nicht wieder rückgängig machen lässt, ist, dass nun auch der letzte Kunde gelernt hat, sich im Internet über seine Wünsche zu informieren. Deshalb ist es nun umso wichtiger, dass sich Juweliere wie auch Hersteller (mit Händlernachweis) darum bemühen, im Netz gefunden zu werden. Über Social Media, über Google mybusiness und welche Möglichkeiten es auch immer gibt.“

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