Goldwelt meldet Insolvenz an: Rückblick auf eine turbulente Unternehmensgeschichte

Goldwelt Insolvenz Seiersberg Linz

Goldwelt Filiale in der Shopping Citiy Seiersberg © GOLDWELT

Die Filialkette GOLDWELT, geführt von Marina Stütz und ihrer Mutter Ulrike, hat Insolvenz angemeldet. Für viele Branchenvertreter war dieser Schritt nicht überraschend. DERJUWELIER.at berichtet hier über die Hintergründe und die Entwicklung des Unternehmens.



Insolvenzmeldung: Ein bedauernswerter, aber erwarteter Schritt

Die von Marina Stütz und ihrer Mutter Ulrike geführte Filialkette GOLDWELT hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Diese Nachricht sorgte in der Branche für Aufsehen, war jedoch für viele Marktteilnehmer nicht unerwartet. Ein anonymer Lieferant äußerte sich enttäuscht über den Umgang des Unternehmens mit den Lieferanten: „Wir waren Markenanbieter von GOLDWELT und konnten seit Anfang 2024 keinen Auftrag platzieren. Es erstaunt uns, denn angesichts des Ursprungs von GOLDWELT (gegründet von Großhänder Stütz) hätte man mehr Feingefühl im Umgang mit Lieferanten erwarten können. Weder konnten wir die Geschäftsführung erreichen, noch wurden wir je zurückgerufen.“

Marina Stütz Goldwelt Insolvenz
Marina Stütz, Geschäftsführerin von Goldwelt © Unos

Die Geschichte von GOLDWELT

GOLDWELT wurde 1934 von Adolf Stütz und seinen Söhnen Hermann und Manfred gegründet. Die Gründungsidee war zukunftsorientiert: Juweliere wurden als Franchisenehmer gewonnen, wodurch über 30 Fachgeschäfte unter dem damals beliebten GOLDWELT-Logo in Österreich aktiv wurden. Der Hauptlieferant war der Uhren- und Schmuckgroßhandel Stütz in Linz. Die Partnerschaft mit Stütz war für die Franchise-Partner über viele Jahre hinweg profitabel, unterstützt durch Schulungen und ein effektives Marketing.

Der Wandel: Von GOLDWELT zu DIADORO

Werner Probst, der ehemalige Geschäftsführer von GOLDWELT, stieg vor vielen Jahren aus dem Unternehmen aus, um die meisten GOLDWELT-Partner in sein neues Konzept DIADORO zu integrieren. Die Partner sahen in Probst, den ehemaligen Mitarbeiter von GOLDWELT, den Paten des Erfolgs und schätzten seine Unterstützung als Unternehmensberater. Doch auch DIADORO musste 2024 Insolvenz anmelden, was die Situation für die inzwischen DIADORO-Partner als missglücktes Finale der ehemals guten Idee beendet.

Werner Probst Diadoro
Werner Probst, ehemaliger Geschäftsführer von Goldwelt. © DJ

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Neuanfang ohne Franchisenehmer

Hermann Stütz entwickelte ein eigenes Konzept und etablierte seine verbleibenden GOLDWELT-Läden in den wichtigsten Einkaufszentren Österreichs. Angeboten wurden Lifestyle-Uhrenmarken und Schmuck zu günstigen Preisen. Die Geschäftsführung wurde vor einigen Jahren an seine Frau Ulrike und Tochter Marina übergeben. Die Situation im stationären Handel hat sich seit der Corona-Pandemie zunehmend angespannt, insbesondere in den Einkaufszentren.

Finanzielle Unterstützung und deren Folgen

GOLDWELT hatte einen AWS-Kredit in Höhe von über 500.000 Euro als Corona-Hilfe aufgenommen. Dieser Kredit wäre nun rückzahlungspflichtig geworden. Eine Besucherin eines GOLDWELT-Ladens in Oberösterreich äußerte im Dezember: „Wollen die hier keine Geschäfte machen? Was soll man hier kaufen?“ Viele Kunden hatten diesen Eindruck, der sich durch die unzureichende Warenverfügbarkeit verstärkte.

Goldwelt Zentrale Linz
GOLDWELT Zentrale Linz © GOLDWELT

Fahrlässigkeit und deren Konsequenzen

Während unter „Fahrlässigkeit” Entnahmen aus dem Betriebsvermögen zu betiteln ist und laut Gesetz strafbar ist, bleibt das mangelnde Einkaufsmanagement außen vor, hat aber maßgeblich dazu beigetragen, dass die Umsätze genau diesen Umstand des mangelhaften Warensortiments ins Bodenlose gefallen sind. Obwohl kein rechtliches Delikt vorliegt, bleibt der Eindruck, dass ein unzureichendes Einkaufsmanagement zur aktuellen Situation beigetragen hat.

Auswirkungen auf Gläubiger und die Zukunft von GOLDWELT

60 Arbeitnehmer und rund 40 Gläubiger sind laut KSV1870 betroffen, die Dezember-Gehälter der Miterbeiter sind noch offen. Die Insolvenz hat insbesondere Auswirkungen auf diverse Vermieter, die um ihre Mietverträge bangen. Lieferanten sind kaum betroffen, da in den letzten Monaten nur aus dem Bestand verkauft wurde. Gläubiger, einschließlich der AWS, erhalten voraussichtlich nur 20 % ihrer Forderungen.

Trotz der Insolvenz plant das Unternehmen unter der Leitung von Marina Stütz, mit einer reduzierten Anzahl von Standorten weiterzumachen. So soll das Lencia Center wegfallen, während GOLDWELT versucht, sich neu zu positionieren. Schuldnervertreter ist Rechtsanwalt Alexander Anderle von der Kanzlei Saxinger.


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