So sollte die Dachlandschaft des Lamarr aussehen – wie es tatsächlich aussehen wird, steht derzeit wohl in den Sternen. © K18/Signa
Nach Monaten des absoluten Stillstandes auf Wiens bekanntester Großbaustelle kommt nun Bewegung in das Projekt Lamarr. Der Insolvenzverwalter bietet Rohbau samt Grundstück zum Verkauf an. Über mögliche Interessenten wird viel spekuliert – über spätere Nutzungsmöglichkeiten noch mehr.
Seit Weihnachten vergangenen Jahres herrscht nach dem Verfall des Signa-Imperiums Stillstand bei der prominenten Großbaustelle Mariahilfer Straße 10–18. Im Rahmen eines strukturieren Bieterverfahrens soll nun die im Eigentum der Projektgesellschaft stehende Liegenschaft im siebenten Bezirk verkauft werden. Dabei wird die gängige Bezeichnung „Kaufhaus Lamarr“ der Dimension des Projektes nicht gerecht: Neben dem geplanten Luxushauskauf selbst umfasst das Projekt nämlich auch ein Hotel, eine Tiefgarage sowie einen spektakulären Park auf der Dachterrasse.
Der Rohbau ist bereits fertiggestellt und auch die Vormontagen der haustechnischen Anlagen und Fördertechniken sollen ebenfalls erfolgt sein. Umgelegt auf das gesamte Bauvorhaben schätzen Experten, dass das Projekt zu rund 30 bis 40 Prozent fertiggestellt ist.
390 Millionen eingetragene Pfandrechte – wer kauft?
Schon seit Beginn der sich abzeichnenden finanziellen Schwierigkeiten werden in den Medien vor allem zwei mögliche Interessenten am ehemaligen Wiener Imageprojekt genannt: Zum einen die thailändische Central Group und zum anderen der österreichische Gourmet-Riese Spar.
Die Central Group wäre naheliegend, da die Thailänder mit Benko bereits eine Gruppe europäischer Luxuswarenhäuser aufgebaut haben. Auch am Projekt Lamarr sind sie beteiligt. Grundsätzlich gab es auch unmittelbar nach der Übernahme der britischen Selfridges-Gruppe ein Central-Statement, dass sie an allen europäischen Luxuswarenhäusern Benkos interessiert wären. Weitere Äußerungen oder konkrete Schritte erfolgten in den Monaten danach jedoch nicht.
Dagegen betonte Lebensmittelkaiser Spar in den letzten Wochen wiederholt in den Medien sein Interesse am Lamarr. Nicht weiter verwunderlich, denn Spar wollte die Liegenschaft bereits von Leiner kaufen, den Zuschlag erhielt jedoch – trotz eines gerüchteweise besseren Angebots – damals Benko.
Natürlich ist bei einem Projekt dieser Art auch stets mit einem bislang gar nicht in Erscheinung getretenen Dritten zu rechnen. Wer aber auch immer das Lamarr letztlich kauft: Er muss sich mit den Banken und ihren Pfandrechten auseinandersetzen. Im Grundbuch sind gesamt 390 Mio. Euro eingetragen (Bank Austria: 295 Mio. Euro, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich: 95 Mio. Euro)
Rechnet man noch die Fertigstellungskosten dazu, so wird es sich mit Sicherheit nicht um einen „Schnäppchenkauf“ handeln.
Wohnen? Handel? Park am Dach? – die Zukunft des Lamarr
Von dem Verkauf erwartet sich Insolvenzverwalter Clemens Richter laut Aussendung den „bestmöglichen Erwerber“ zu finden und „die seit Monaten bestehende Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft des Projektes Lamarr“ zu klären.
Und um die Zukunft, konkret um die Nutzung, gibt es bereits viele Diskussionen und Vorschläge. Politisch geschuldete – KPÖ: „Soll Gemeindebau werden“ – und realistische Szenarien. In einem Standard-Artikel zu diesem Thema führt Roman Schwarzenecker vom Beratungsunternehmen Standort+Markt dazu aus, dass in den unteren Etagen Handel gut funktionieren könne, während die oberen Etagen stets für den Einzelhandel schwierig wären, weil Kundinnen und Kunden auf dem Weg nach oben verloren gehen. Sinnvoller wären hier Büros oder Wohnungen, allerdings würden letztere an Bauweise und Widmung scheitern. Wieder andere Vorschläge geben einer gemischten Nutzung von Einkauf, Gastro, Kultur und Event den Vorzug.
Wer aber auch immer kauft und wie auch immer es genutzt wird: Die Stadt Wien pocht auf ein Servitutenrecht bezüglich der Dachterrasse. Dieser Grünraum solle öffentlich zugänglich sein. Allerdings: Unterzeichnet wurde diese Vereinbarung nicht, jedoch betonen öffentliche Stellen, dass es ohne diese Widmung nicht zu einer Bau-Fertigstellunganzeige kommen könne.
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