
Hans Mikl. Sein Weg zum Erfolg: er setzt bei seiner Sortimentsauswahl auf Qualität und Exklusivität. © Juwelier Mikl
Hans Mikl, Uhrmachermeister aus Wien, nimmt im Exklusiv-Interview mit DerJuwelier.at kein Blatt vor den Mund. Er spricht Klartext über die Fehler der Uhrenindustrie, die Rolle des Fachhandels und warum Rabatte, Online-Dominanz und mutlose Händler die Branche zerstören. Doch, es gibt auch einen Ausweg: Exklusivität! Hier geht es zum ersten Teil des Interviews!
DERJUWELIER.at: Ihre Kundenfrequenz ist beeindruckend. Wie gelingt es Ihnen, immer wieder neue Kaufimpulse zu setzen?
HANS MIKL: Durch gezielte Ansprache. Wer bei mir eine Uhr zur Reparatur bringt, kommt in unser System. Wir wissen, welche Marken ihn interessieren, welche Uhren er besitzt und was ihm gefällt. Wenn dann eine neue Marke oder ein passendes Modell reinkommt, können wir gezielt darauf hinweisen. Das funktioniert oft sehr gut – Kunden, die nur auf einen Service-Termin hereinschauen, gehen nicht selten mit einer neuen Uhr nach Hause.
DJ: Welche Marken laufen bei Ihnen aktuell besonders gut? Gibt es Trends?
MIKL: Dauerbrenner sind Junghans Max Bill, Nomos Glashütte und Union Glashütte. Doch meine wahren Herzensmarken sind Trematic, MeisterSinger, Rainer Brand und Hanhart. Das sind Uhren mit Charakter. Kunden wollen heute wieder etwas Außergewöhnliches, sie haben keine Lust auf Mainstream. Mühle Glashütte finde ich für die Zukunft sehr spannend, da sich der Vertrieb positiv entwickelt hat.
DJ: Welche Marken waren früher wichtig für Ihr Geschäft und haben sich verändert?
MIKL: An dieser Stelle möchte ich keine Markennamen nennen. Doch es gab hier natürlich ein paar davon. Wir führten zum Beispiel eine Marke, die früher sehr stark bei uns war, durch eine verfehlte Vertriebspolitik aber viel an Attraktivität verloren hat. Plötzlich gab es diese Marke überall zu haben, und das mit hohen Rabatten. Damit hat sich die Marke von ihren eigenen Wurzeln distanziert. Das hat viele Händler verärgert.
Werkstatt. Fünf Uhrmachermeister kümmern sich mit umfangreichem Know-how und Leidenschaft um die Uhren der Kunden. Wichtig: Jeder Kunde lässt seine Kontaktdaten zurück, damit kann Juwelier Mikl auch nachträglich stets über Neuheiten informieren. © Juwelier Mikl
DJ: Welche Marke hat Sie in der Vergangenheit stark gemacht? Gibt es eine, die besonders heraussticht?
MIKL: Chronoswiss war für mich eine der wichtigsten Marken. Damals war das die erste Marke, die konsequent auf Glasböden gesetzt hat, sodass die Mechanik sichtbar war. Chronoswiss hat klassisches Design mit hervorragender Technik kombiniert. Ich habe diese Marke sehr stark verkauft und sie hat mich als Händler ebenfalls wachsen lassen. So eine Partnerschaft zwischen Marke und Fachhändler ist heute selten geworden, weil viele Marken nur noch auf ihre eigenen Vertriebskanäle setzen.
DJ: Sie sprechen sich für unabhängige, charakterstarke Marken aus. Gibt es neue Marken, die Sie aktuell spannend finden?
MIKL: Wie schon angedeutet, Marken wie Trematic oder Rainer Brand sind perfekte Beispiele für Hersteller, die mit Herzblut arbeiten und Qualität liefern. Gerade Rainer Brand verkauft sich bei mir fantastisch, weil meine Kunden genau solche Uhren suchen: Nicht zu laut, aber mit handwerklicher Klasse und echtem Wert. Auch Mühle Glashütte entwickelt sich gerade in eine spannende Richtung. Das sind Marken, die für den Fachhandel geschaffen sind, nicht für den schnellen Massenverkauf.

DJ: Wie entscheiden Sie schlussendlich, welche neuen Marken Sie ins Sortiment aufnehmen?
MIKL: Es gibt mehrere Kriterien: Die Marke muss technisch interessant sein, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und eine Geschichte haben. Außerdem müssen wir sicherstellen, dass sie zu unserem Kundenstamm passt. Ich teste neue Marken oft erst in kleinen Stückzahlen. Wenn wir sehen, dass unsere Kunden positiv darauf reagieren, bauen wir das Sortiment aus. Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und regelmäßig Neues anzubieten, ohne dabei den eigenen Charakter zu verlieren.
Wie oft das Sortiment wechselt, hängt stark von den Marktbedingungen ab. Wir haben einige feste Marken, die dauerhaft im Angebot bleiben, weil sie sich bewährt haben und kontinuierlich nachgefragt werden. Andere Marken testen wir für ein oder zwei Jahre. Falls sie sich nicht etablieren oder die Hersteller in eine Richtung gehen, die nicht mehr zu uns passt, verabschieden wir uns wieder von ihnen. Das ist auch für unsere Kunden interessant, weil sie wissen, dass es bei uns immer etwas Neues zu entdecken gibt.
DJ: Eine starke Strategie. Aber was ist mit Vintage und Second-Hand? Ist das auch ein Thema für Sie?
MIKL: Theoretisch ja, praktisch kommen wir nicht dazu. Wir haben rund 600 unrestaurierte Vintage-Uhren im Bestand, die darauf warten, aufgearbeitet zu werden. Aber unser Tagesgeschäft ist so intensiv, dass wir einfach nicht dazu kommen. Der Vorteil ist: Diese Uhren werden im Wert nicht weniger. Sie bleiben also unser stiller Schatz für die Zukunft.
DJ: Sie sprechen sich für unabhängige, charakterstarke Marken aus. Gibt es neue Marken, die Sie aktuell spannend finden?
MIKL: Die größte Herausforderung ist die Balance zwischen Tradition und Digitalisierung. Viele Händler hängen entweder zu sehr an alten Mustern oder stürzen sich unreflektiert auf Online-Handel. Die Zukunft gehört denen, die beide Welten vereinen. Außerdem ist gutes Personal ein großes Thema – Fachwissen ist entscheidend, aber es wird immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die sich wirklich für Uhren begeistern.
Die Marke muss technisch interessant sein, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und eine Geschichte haben.

DJ: Wo sehen Sie Ihren Laden in zehn Jahren?
MIKL: Ich sehe unser Geschäft weiterhin als eine Anlaufstelle für Menschen, die Wert auf Qualität, persönliche Beratung und besondere Uhren legen. Wir werden unser Angebot weiter verfeinern, neue Marken entdecken und gleichzeitig unsere Tradition bewahren. Der stationäre Fachhandel wird zwar insgesamt schrumpfen, aber diejenigen, die Leidenschaft und Expertise mitbringen, werden bestehen bleiben. Ich bin überzeugt, dass wir in zehn Jahren noch stärker und noch eigenständiger sein werden.
DJ: Abschließend: Was braucht es für den Fachhandel der Zukunft?
MIKL: Leidenschaft. Wer keine Leidenschaft für Uhren hat, wird es schwer haben. Es geht nicht nur darum, ein Produkt zu verkaufen, sondern darum, Menschen für eine Uhr zu begeistern, ihre Geschichte zu erzählen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie etwas Besonderes besitzen. Nur wer das lebt, wird als Fachhändler erfolgreich bleiben. Alles andere übernimmt der Online-Handel.
DJ: Danke für das spannende und informative Gespräch!
Fazit: Während viele Händler austauschbare Angebote bieten, zeigt sich, dass Individualität, Leidenschaft und eine starke Kundenbindung der Schlüssel zum Erfolg sind. Hans Mikl beweist mit seinem Uhrenfachhandel, dass Kunden nicht nur ein Produkt kaufen, sondern (auch) die dazugehörige Geschichte, ein Erlebnis und Vertrauen in eine Marke.
Der stationäre Fachhandel kann sich behaupten, wenn er auf Qualität, Authentizität und persönliche Beratung setzt. In einer Zeit, in der Digitalisierung und Standardisierung allgegenwärtig sind, braucht es mutige Konzepte, um sich abzuheben. Wer diese Herausforderung annimmt, hat auch in Zukunft eine starke Position am Markt.

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