Russische Rohdiamanten: Sanktionen zeigen wenig Wirkung

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2022 hat Russland um rund ein Viertel weniger Rohdiamanten exportiert als 2021. Das Umsatzminus hält sich mit knapp vier Prozent aber in Grenzen. © Alrosa

Die kürzlich veröffentlichte Statistik des Kimberley Process zeigt, dass der Handel mit Rohdiamanten 2022 ins Stocken geraten ist. Betroffen davon ist aber nicht nur russische Ware.



Wirtschaftlich wirksam? Seit dem Start der Russland-Sanktionen in Folge des Ukraine-Kriegs wurde viel und heftig über die Wirksamkeit und Zielgenauigkeit dieser Maßnahme diskutiert. Mittlerweile ist klar, dass sie der russischen Wirtschaft schaden, aber längst nicht im erhofften Ausmaß.
Laut Schätzungen der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Russland 2022 ein Minus von 2,1 Prozent. Ein spürbarer Einbruch, aber nicht ausreichend, um Putins Kriegskasse nachhaltig zu schädigen. Auch bei Russlands glanzvollstem Exportgut, Rohdiamanten, zeigen die Sanktionen bisher nur begrenzte Wirkung.

Laut der kürzlich veröffentlichten Statistik des Kimberley Process für 2022 hat Russland zwar um fast 25 Prozent weniger Rohdiamanten exportiert als 2021, verantwortlich dafür war aber in erster Linie die insgesamt sinkende Nachfrage am Weltmarkt. Und das haben auch andere Länder deutlich zu spüren bekommen. So betrug das Minus der VAE (Nr. 1 unter den Exporteuren von Rohdiamanten) mehr als 14 Prozent, aus der EU, Nr. 2 im Ranking, wurden um fast 29 Prozent weniger Rohdiamanten ausgeführt als 2021. Insgesamt weist die Statistik für 2022 ein globales Exportvolumen von 331,48 Millionen Carat aus – um gut ein Fünftel weniger als 2021.

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Umsatzminus weniger dramatisch

Wertmäßig war der Rückgang mit minus 1,59 Prozent auf 46,52 Mrd. USD aber deutlich moderater. Denn die hohe Nachfrage 2021 und zu Beginn 2022 hatte für steigende Rohdiamanten-Preise gesorgt. 2021 lag der globale Durchschnittspreis für ein Carat bei 113,18 USD, 2022 waren es 140,33. Genutzt hat dieser Effekt allen Exportnationen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Für die VAE ergab sich unter dem Strich ein Plus von 8,3 Prozent (13,69 Mrd. USD vs. 12,64 Mrd. USD). Indien konnte trotz einer um mehr als 31 Prozent geringeren Menge mit 1,64 Mrd. USD um gut ein Fünftel mehr Umsatz generieren. Von den großen Exportnationen weist auch Kanada ein Umsatzplus auf: +19,7 Prozent auf etwas über 1,8 Mrd. USD.

Russlands Einnahmen aus den Diamanten-Exporten lagen mit 3,87 Mrd. USD um knapp vier Prozent unter jenen von 2021. Unter den schwierigen Marktbedingungen hat aber die EU bzw. die Diamantennation Belgien noch wesentlich stärker gelitten: 2022 wurden Rohdiamanten im Wert von 10,03 Mrd. USD exportiert, ein Minus von fast neun Prozent. Noch schlechter fiel die Bilanz für Botswana aus: Ein Exportumsatz von knapp fünf Milliarden USD bedeutet ein Minus gegenüber 2021 von mehr als 25 Prozent.

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Antwerpen war auch 2022 einer der wichtigsten Handelsplätze für russische Rohdiamanten. Rund 12,1 Mio.ct Karat wurden aus Russland nach Belgien importiert. © IlanTaché/AntwerpscheDiamantkring

Die rückläufige Nachfrage nach Rohdiamanten hält in diesem Jahr weiter an und ein Ende dieses Trends ist vorläufig nicht in Sicht. Mittlerweile hat sich auch der Handel mit polierten und geschliffenen Diamanten abgeschwächt. (Details dazu hier)

Wie sich der Diamantmarkt weiterentwickelt, ist angesichts der weiterhin unsicheren geopolitischen Lage kaum abzuschätzen. Klar ist, dass Russland weiterhin ein bestimmender Faktor bleiben wird. Ebenfalls zu erwarten ist, dass Botswana durch den neuen Vertrag mit deBeers (Details dazu hier) eine gewichtigere Rolle spielen wird. Und last but not least sind die Labordiamanten eine wachsende Konkurrenz für jene aus den Minen, und zwar unabhängig vom Ursprungsland.

Konstante Fördermengen

Die mit Beginn der Sanktionen im Raum stehende Sorge, dass es zu einem Versorgungsengpass bei Rohdiamanten kommen könnte, hat sich bisher als grundlos erwiesen. Mit etwas über 118 Millionen Carat ist die weltweite Fördermenge 2022 gegenüber 2021 fast gleich geblieben (-0,6 Prozent). Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat der russische Diamantenkonzern Alrosa zwar keine Daten mehr veröffentlicht, laut der Kimberley-Process-Statistik wurde die Produktion im Vorjahr aber deutlich gesteigert: um gut sieben Prozent auf 41,9 Millionen Carat. Botswanas Fördermenge war mit 22,6 Millionen Carat praktisch unverändert. Kanada, die Nummer 3 im globalen Ranking, verzeichnete mit 16,25 Millionen Carat einen Rückgang von knapp acht Prozent.

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Datenquelle: Kimberley Process
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