
Mit 615.000 Beschäftigten ist der Handel zweitgrößter Arbeitgeber Österreichs. © Freepik
Der heimische Handel beweist auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten seine zentrale Bedeutung für Österreichs Wirtschaft. Laut dem aktuellen „Jahrbuch Handel 2025“ von KMU Forschung Austria und Handelsverband kommt die Branche trotz Rezession und sinkender Kaufkraft auf einen Jahresumsatz von 303 Milliarden Euro und bleibt damit der umsatzstärkste Wirtschaftsbereich des Landes. Mit 615.000 unselbständig Beschäftigten ist der Handel zudem zweitgrößter Arbeitgeber Österreichs und drittgrößter Lehrlingsausbilder.
Handel als stabiler Anker
Im österreichischen Handel sind mehr als 92.000 Unternehmen aktiv, davon über 52.000 im Einzelhandel. Gemeinsam sichern sie fast ein Fünftel der gesamten Wertschöpfung. Besonders relevant: Mit 13.800 Lehrlingen gehört der Handel zu den wichtigsten Ausbildungsbranchen des Landes. Arbeitsministerin Korinna Schumann unterstreicht die Bedeutung: „Der Handel ist Jobmotor und einer der zentralen Eckpfeiler unserer Binnenwirtschaft.“
Struktur und Herausforderungen
Der Frauenanteil liegt bei 54 %, im Einzelhandel sogar bei 71 %. Gleichzeitig ist die Teilzeitquote hoch – fast jeder Zweite arbeitet im Einzelhandel nicht Vollzeit. Laut Handelsverband spiegelt dies weniger ein Mangel an Vollzeitstellen wider, sondern die Realität vieler Beschäftigter, die Betreuungspflichten mit flexiblen Arbeitszeiten vereinbaren müssen. Entsprechend fordern die Händler flächendeckend leistbare Kinderbetreuungsplätze.
Wirtschaftlich bleibt die Lage jedoch angespannt: 2024 gingen die Umsätze inflationsbereinigt um 1,6 % zurück, die Rentabilität fiel auf 5,2 %. Die Zahl der Insolvenzen ist hoch, die Schließungsquote von 6,5 % überstieg zuletzt die Neugründungsquote. Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will betont, dass der Handel keineswegs Profiteur der Inflation war: „Wir haben inflationsdämpfend agiert und von einem Krisengewinn kann keine Rede sein.“

Demografie und Arbeitsmarkt
Langfristig stellt der demografische Wandel eine noch größere Herausforderung dar: Die erwerbsfähige Bevölkerung Österreichs schrumpft laut OECD bis 2060 um rund ein Viertel. Für die Branche bedeutet das, Beschäftigungspotenziale von Frauen, Migranten und älteren Arbeitnehmer stärker zu aktivieren und die Vollzeitquote zu steigern.
Handelsverbands-Präsident Stephan Mayer-Heinisch fordert deshalb gezielte Arbeitsmarktreformen: „Arbeit muss sich wieder lohnen. Nur wenn wir die Abgaben auf Arbeit reduzieren und die Beschäftigungsquote erhöhen, können wir den Arbeitskräftemangel abfedern.“
Für den Uhren- und Schmuckhandel zeigt der Report zweierlei: Zum einen bleibt der Handel trotz aller Krisen der größte Arbeitgeber und einer der wichtigsten Umsatzträger Österreichs. Zum anderen verdeutlicht die Analyse die Dynamik im Arbeitsmarkt, die auch Juweliere spüren, von der hohen Teilzeitquote bis zur Notwendigkeit, attraktive Ausbildungs- und Karrierewege zu schaffen. Gerade in einer Branche, die auf persönliche Beratung, Vertrauen und Kontinuität setzt, ist es entscheidend, als attraktiver Arbeitgeber sichtbar zu sein und die eigenen Mitarbeiter langfristig zu binden.

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