Cate Blanchett mit dem Liberty-Collier aus der neuen High Jewellery-Kollektion von Louis Vuitton. © Louis Vuitton / Sølve Sundsbø
Den Corona-bedingten Umsatzeinbruch von 2020 haben die Nobelmarken schon im Vorjahr wieder aufgeholt und auch heuer ist – Inflation hin oder her – die Nachfrage nach kostspieligen Produkten hoch.
Die noch Anfang des Vorjahres unter Experten weit verbreitete Meinung, die Luxusbranche werde mindestens bis 2023 brauchen, um das Corona-Minus zu verdauen, hat sich – glücklicherweise – als falsch erwiesen. Die Erholung setzte bereits im 2. Quartal 2021 ein, nahm danach kräftig Fahrt auf und Ende des Jahres bilanzierte der Personal Luxury-Sektor, zu dem Designerkleidung und -accessoires, edle Uhren, kostbarer Schmuck und hochpreisige Kosmetik gehören, laut einer Analyse der Unternehmensberatung Bain & Co und der italienischen Luxusvereinigung Altagamma, mit einem Gesamtumsatz von 283 Mrd. € bereits knapp über dem Vorkrisenniveau (+0,7%).
Und der Aufwärtstrend hält an. Im ersten Quartal stiegen die globalen Umsätze gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 17 bis 19% und Bain und Altagamma revidierten daher in ihrem Frühjahrs-Update die Prognosen für das gesamte Jahr 2022 von ursprünglich 300 bis 310 Mrd. € auf 305 bis 330 Mrd. € nach oben . “Trotz signifikanter makro-ökonomischer Herausforderungen, wie Hyperinflation, sinkener Bruttoinlandsprodukte und dem Krieg in der Ukraine zeigt sich der Personal Luxury-Sektor ein weiteres Mal krisenresistent,” sagt Claudia D’Arpizio, Partnerin bei Bain & Co und Autorin der Marktstudie.
Zuwächse gab es in den ersten drei Monaten des Jahres in allen Regionen und Produktgruppen. Besonders deutlich zeigt sich die wachsende Lust auf Luxus bei teuren Uhren und hochkarätigem Schmuck.
Hochkarätige Oberliga
Für die ersten drei Monate 2022 meldete der Richemont-Konzern, das weltweit größte Unternehmen in diesem Sektor, für seine Schmuck-Sparte, zu dern Cartier, Van Cleef & Arples und Buccellati gehören, einen Umsatz von 2,643 Mrd.€. Das entspricht einer Steigerung zur Vorjahresperiode von 25% bei konstanten Wechselkursen. Der Uhren-Bereich mit Marken wie A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, IWC Schaffhausen, Piaget oder Panerai legte sogar um 41% auf 779 Mio. € zu. In der Sparte „Fashion & Accessories/Others“, zu der unter anderem Montblanc und Dunhill gehören, wurde eine Steigerung von 35% auf 511 Mio. € erreicht und der Online-Sektor mit den Plattformen von Yoox/Net à Porter, Watchfinder und den digitalen Markenstores verzeichnete einen Umsatz von 725 Mio. €, was einen Plus von 18% entspricht.
Glänzendes Potpourri
Kräftig zugelegt haben auch die Umsätze des Kering-Konzerns, nämlich von 3,890 auf 4,956 Mrd. €. Durch den Verkauf von Girard-Perregaux and Ulysse Nardin an die Sowind Group verfügt der Konzern seit heuer zwar über keine Highend-Uhrenmarken mehr, aber Gucci, die Cash Cow der Gruppe mit Quartalsumsatz von 2,591 Mrd. € (2021: 2,168 Mrd. €) steht längst nicht mehr „nur“ für hochpreisige Designerkleidung, Accessoires und Lederwaren, sondern auch für hochwertige mechanische Uhren und Echtschmuck – sogar eine High Jewellery-Serie, die den Vergleich mit traditionsreichen Juweliers-Brands durchaus Stand hält, ist im Programm. Dazu kommen noch die bei anspruchsvollen Schmuckliebhaberinnen bekannten und begehrten Brands Pomellato, Boucheron und Qeelin, eine Brand, die vor allem die zahlungskräftige Kundschaft in Asien anspricht. Und mit DoDo, der „kleinen Schwester“ von Pomellato hat Kering auch das passende Angebot für die junge und noch nicht ganz zahlungskräftige Kundschaft.
Auf der Höhe der Zeit
Mit 134 Mio. € (2021: 78 Mio €) ist die Uhrensparte von Hermès zwar klein – der Gesamtumsatz der vor allem für seine Lederwaren bekannten Nobelmarke erreichte im ersten Quartal 2022 2,765 Mrd. € (+32.7%) – dafür aber besonders fein. Zu den Bestsellern, die Uhrenliebhaber mit außergewöhnlicher Optik und technischer Raffinesse begeistert, gehört die Arceau Le Temps Voyageur. Auch die Schmuck-Linie, deren Designs von den ikonischen Taschen sowie dem Reitsport inspiriert sind, entwickelt sich prächtig.
Zwei Schwergewichte der feinen Uhrmacher- und Schmuckkunst sind mit der Bekanntgabe von Geschäftszahlen bekanntermaßen sehr zurückhaltend.
Chanel publiziert zwar seit einigen Jahren Basic-Kennzahlen, aber keine Quartalsergebnisse oder Aufschlüsselungen nach den einzelnen Produktgruppen. Aber nachdem das im Besitz der Familie Wertheimer stehende Unternehmen, abgesehen vom ersten Corona-Jahr, seit Langem auf Erfolgskurs ist – mit 15,6 Mrd. USD lag der Vorjahresumsatz um 49.6% über jenem von 2020 und gegenüber 2019 betrug das Plus 22.9%, zweistellig war auch die Steigerungsrate im Uhren- und Schmucksegement – kann man davon ausgehen, dass sich daran auch heuer nichts geändert hat.
Rolex kommuniziert ausschließlich Zahlen, Daten und Fakten zu den Uhren und verhält sich was Umsatz, Produktionsmenge oder gar Gewinn betrifft, so verschlossen wie eine Auster. Für Analysten ist das natürlich eine Herausforderung, die sie sich nicht entgehen lassen, auch wenn sie niemals erfahren werden, wie korrekt ihre Schätzungen jeweils ausfallen. Die Experten von Morgan Stanley und LuxeConsult gehen für 2021 von einem Umsatz von rund 8 Mrd. CHF, was einem Plus von 31.2% zu 2020 und von 2.7% zum Vorkrisen-Niveau entspräche.
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