Bucherer setzt auf CPO – neuer Umsatz mit alten Uhren

Da die Uhrmacher von Bucherer auf alle Uhrenmarken und -modelle zertifiziert sind, erhält der Filialist von allen Manufakturen die Originalersatz-teile. Ein wichtiges Vekaufsargument im CPO-Business.

Da die Uhrmacher von Bucherer auf alle Uhrenmarken und -modelle zertifiziert sind, erhält der Filialist von allen Manufakturen die Originalersatz-teile. Ein wichtiges Vekaufsargument im CPO-Business.

Mit Bucherer ist ein namhafter, international tätiger Juwelier in das Geschäft mit Vintage-Uhren eingestiegen. Der Konzern bietet seit letztem Herbst auch im Wiener Store eine exklusive, kuratierte Certified Pre-Owned-Kollektion an. Bucherer Wien-Geschäftsführer Julien Rossier erzählt, warum man damit unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und für das Thema Uhren begeistern kann.



Der Handel mit Uhren aus Vorbesitz kennt keine Krise. Während coronabedingt durch die Lockdows in vielen Regionen der stationäre Verkauf engeschränkt war, florierte das Geschäft mit Vintage-Uhren – auch weil ein Großteil davon online abläuft. Nun wurde der Markt, dessen jährliches Umsatzvolumen auf über 30 Milliarden Franken geschätzt wird und damit deutlich größer ist als das Geschäft mit neuen Uhren, noch umkämpfter. Denn dieses Potenzial hat, neben den großen Online-Playern wie Chrono24, Chronext, Ebay, Watchbox oder der Richemont-Tochter Watchfinder & Co. auch der Schweizer Juwelier Bucherer erkannt.

Online & stationär

Julien Rossier übernahm mit Jahresbeginn die Geschäftsführung von Bucherer Wien und damit startete auch in der Wiener Dependance eine völlig neue Sparte von Bucherer: Certified Pre-Owned Watches, kurz CPO genannt. Der Schweizer Nobeljuwelier hat früh auf das Potenzial des Themas „Uhren aus Vorbesitz“ reagiert. Schließlich ist der CPO-Markt das am schnellsten wachsende Segment im 80 Milliarden Dollar großen Luxusuhrenmarkt. 2018 übernahm Bucherer Tourneau, den führenden Uhrenhändler in den USA – und damit vor allem auch dessen Online- und Vintage-Know-how. Heute ist bei Tourneau der Verkauf von Pre-Owned-Uhren der zweitwichtigste Umsatztreiber – gleich hinter dem Handel mit neuen Rolex-Uhren, aber vor allen anderen Marken. Davon profitiert auch das Geschäft mit neuen Uhren: Denn Okkasionen ziehen neue Kunden an.

Bucherers Engagement im CPO-Segment verleiht dem „Uhren aus Vorbesitz“-Markt eine bislang nie dagewesene Seriosität, schließlich steht der Name Bucherer seit 1888 für eine enge Partnerschaft mit der Schweizer Uhrenindustrie. 2019 stieg man in Europa in das Geschäft mit den Vintage-Uhren ein. Der Filialist, der unter eigenem Namen 36 Uhren- und Schmuckfachgeschäfte in der Schweiz, in Deutschland, London, Wien, Paris und Kopenhagen führt, bietet sein Certified Pre-Owned-Angebot nicht nur online an, sondern künftig auch in den meisten seiner Boutiquen. Damit erhielt der stationäre Uhrenfachhandel des Hauses mit einem Schlag ein völlig neues Gesicht. Denn man kann sich das gesamte Angebot (beispielsweise für Österreich) online ansehen oder eine kuratierte Auswahl in extra eingerichteten Lounges in den Geschäften. Seit letztem Herbst auch in den Dependancen in Deutschland und Wien. In München betreibt Bucherer dafür eine exklusive Lounge im 3. Stock in der Residenzstraße 11, wo im Erdgeschoß Bucherers Rolex- und Patek Philippe-Boutique residieren, in unmittelbarer Nähe der Flagship-Boutique. Und seit November des Vorjahres auch in Wien, im 1. Stock am Stock im Eisen Platz – mit einzigartigem Blick auf den Stephansdom. Hier werden nun in gediegener Wohnzimmer-Atmosphäre Uhren aus Vorbesitz mit der langjährigen Bucherer-Expertise angekauft und verkauft.

„CPO kann ein Türöffner sein, um neue Kunden für die Welt der luxuriösen Uhren zu gewinnen.“ Julien Rossier Geschäftsführer Bucherer Wien
„CPO kann ein Türöffner sein, um neue Kunden für die Welt der luxuriösen Uhren zu gewinnen.“ Julien Rossier Geschäftsführer Bucherer Wien

Anbieter mit Tradition & Expertise

CPO-Uhren gelten als der Hoffnungsbringer der Branche. Jörg Bucherer treibt das Geschäft höchstpersönlich voran. „Nicht Franzli oder Peterli stellen das Zertifikat für die gebrauchten Uhren aus, sondern Bucherer“, sagte der heute 85-jährige Patron in einem Interview mit der Handelszeitung 2019 – ein Seitenhieb gegen weniger bekannte Konkurrenten im Markt und vor allem gegen die anonyme Online-Konkurrenz.

Certified „Pre-Loved“

Bucherer CEO Guido Zumbühl sagte in einem watchPro-Interview: „Vintage-Uhren mit einer Geschichte stehen ganz hoch im Kurs und die Nachfrage wächst sehr stark. Dazu kommt, dass begehrte Marken und Modelle ihre Aura bewahren oder über die Zeit sogar vergrößern. Interessant sind auch die ganz unterschiedlichen Gruppen, die sich für Uhren aus Vorbesitz interessieren.“

Hier stimmt der Wiener Geschäftsführer Julien Rossier voll und ganz zu: „Die Zielgruppe der CPO-Interessenten ist groß und vielseitig. Denn es gibt bei den Kunden ganz unterschiedliche Motivation zum Kauf. Da sind die Sammler, die nach einem bestimmten, raren Modell suchen, die Fans des Vintage-Designs und jene, die aufgrund des interessanten Preises zuschlagen. Was sie gemeinsam haben: Sie informieren sich digital. Das bedeutet, unser Online-Auftritt muss immer topaktuell sein. Darüber hinaus sehen wir auch die Chance, das Geschäft bei Neu-Uhren zu steigern, beispielsweise wenn der Kunde seine Uhr gegen ein neues Modell eintauscht. Und natürlich auch das Potenzial, dass sich Vintage-Käufer für neue Uhren begeistern.“ Welche Marken sind beim CPO-Business besonders gefragt? „Der Schwerpunkt liegt auf einigen wenigen als wertbeständig angesehenen Marken bzw. Modellen wie Rolex oder Patek Philippe, da oft auch ein gewisser Investmentgedanke als Kaufmotiv zählt.“

Auch der langjährige Bucherer Wien Chef Hanspeter Jucker ist von dem großen Potenzial von CPO-Watches überzeugt: „Es gibt einen Markt für diese Uhren – ob wir daran teilnehmen oder nicht – warum also nicht als Premium-Partner für unsere Kunden hier einsteigen?“ Ein wichtiger Faktor für Rossier und Jucker ist das Einkaufs-
erlebnis. „Im Unterschied zu vielen Start-up-Anbietern, die vor allem auf den Online-Verkauf setzen, erreicht Bucherer als etablierter Experte für Uhren und Schmuck ein viel breiteres Publikum. Wir sind überzeugt, dass das Offline-Angebot in unseren Boutiquen einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt, da der Kunde die Uhr sehen und anprobieren kann. Dieses Touch & Feel macht den Kauf einer luxuriösen Uhr zu einem emotionalen Erlebnis. Wenn jemand lieber online stöbert und einkauft, bieten wir auf unserer Website jeden Tag neue Angebote und einen umfassenden E-Commerce Service.“

Im 1. Stock der Wiener Bucherer-Filiale – mit einzigartigem Blick auf den Stephansdom – gibt es seit letztem Herbst einen CPO-Corner.
Im 1. Stock der Wiener Bucherer-Filiale – mit einzigartigem Blick auf den Stephansdom – gibt es seit letztem Herbst einen CPO-Corner.

Original-Ersatzteile & Garantie

Weitere wichtige Argumente für Rossier: „Da unsere Uhrmacher auf alle Uhrenmarken und -modelle zertifiziert sind, erhalten wir von allen Marken die Originalersatzteile. So kann Bucherer auch bei CPO-Uhren eine zweijährige Garantie gewähren. Und diese umfasst auch, dass man eine bei Bucherer gekaufte, gebrauchte Uhr, egal wo auf der Welt, in eine Filiale zur Reparatur bringen kann.“ Und dann bietet Bucherer auch die Möglichkeit eines Trade-ins: „Wir nehmen die Uhr entgegen, prüfen ihren Zustand und den Marktwert und schlagen einen Ankaufspreis vor. Damit kann der Kunde zum Beispiel seine neue Uhr mitfinanzieren“, erklärt Julien Rossier. Denn kauft er damit eine Uhr oder ein Schmuckstück bei Bucherer, erhält er zusätzlich zum Ankaufspreis einen Gutschein mit zehn Prozent Bonus. Wie viele Verkäufer dieses Angebot nutzen? „Die meisten“, berichtet der Geschäftsführer. „Und damit haben wir oft wieder einen Kunden für eine neue Uhr gewonnen. Es war Zeit, dass Bucherer in das Thema CPO eingestiegen ist. Damit kann man neue Zielgruppen ansprechen und für mechanische Uhren begeistern.“

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