Zehn Trends der Baselworld 2018

600 Aussteller weniger, ganze Hallen sind weggefallen – wie war die Baselworld 2018? „Blickpunkt Juwelier“ war unterwegs und zieht Fazit.


Während für viele Besucher traditionell eine bestimmte Vitrine am Rolex-Stand zum Spannendsten der Baselworld überhaupt gehört, ging es in diesem Jahr sprichwörtlich „zur Sache“. 600 Aussteller weniger, ganze Hallen fallen weg – was wird aus dieser Messe? „Blickpunkt Juwelier“ gibt einen Überblick und kann bereits optimistische Signale für 2019 vermelden. Alle großen Top-Brands haben ihre Teilnahme zugesagt. Dies sind: Rolex, Patek Philippe, Swatch Group, LVMH, Chopard, Chanel und Breitling.

1. Die Messe ist unglamouröser

Die Unterschiede waren direkt hinter den Drehkreuzen sichtbar. Zu sehen war: Nichts. Keine Premium-Hostessen auf High Heels, die einem die Daily News reichen. Die Messezeitung gibt es nämlich nicht mehr in gedruckter Form, ebenso der umfangreiche Messe-Katalog. In Zeiten, in denen sich die Ausstellerzahl halbiert hat, muss alles auf den Prüfstand. Zu viel Luxus hätte wohl auch verschreckt. Gut, dass die Messe bei allen Superlativen, die sie noch immer vereinen kann, einen Gang zurückgeschaltet hat.

Das fehlt etwas: In diesem Jahr gab es keine Hostessen mehr. Die Daily News wurde eingestellt
Das fehlt etwas: In diesem Jahr gab es keine Hostessen mehr. Die Daily News wurde eingestellt

2. Die Messe wird kleiner

In Halle 1.0 war die Welt der Baselworld noch in Ordnung. Schon einen Stockwerk höher hatte man deutlichere Veränderungen gesehen. Gänzlich unüblich war es dann in der „Schmuckhalle“ 2. Bereits im Vorjahr wurden Teile der Halle abgesperrt. Aber ganze Stockwerke? Wer neugierig war und trotzdem die Stufen zur Halle 2.2 hochgegangen war und den schwarzen Vorhang zur Seite geschoben hatte, kam nicht in der „World of Vision“ an, sondern in einer schnöden Lagerhalle. Die neue Baselworld konzentrierte sich auf die Halle 1 und die beiden umliegenden Hallen. So einfach war es 2018.

Die Halle 2.2, vormals „World of Vision“, wurde in diesem Jahr nicht bespielt.
Die Halle 2.2, vormals „World of Vision“, wurde in diesem Jahr nicht bespielt.

3. Die Messe ist durchmischter

Die Dominanz der Luxusuhrenhersteller war 2018 sichtbar durchbrochen. Marken wie Edox hätten früher keine Chance gehabt, in die heilige Halle 1.0 zu kommen. Und auch Jochen Pohl, der in den vergangenen Jahren einen exklusiven Platz in 2.2 gleich am Übergang zur Uhrenhalle hatte, konnte dieses Jahr Blickkontakt zu den Großen aufnehmen und bekam einen neuen Premium-Platz in Halle 1.1. Der Aussteller-Rückgang führte zu einer für den deutschen Händler positiven Entwicklung: Uhren- und Schmucklieferanten rückten näher zusammen. Statt der Trennung zwischen Manufaktur, Luxus und Schmuck gab es nun nur noch einen Unterschied, den zwischen Marke und Nichtmarke – und die Nichtmarken waren nicht vertreten.

Jochen Pohl in Sichtweite von Hublot: Zahlreiche Schmuckhersteller hatten 2018 die Chance, in die „Uhrenhalle“ zu kommen.
Jochen Pohl in Sichtweite von Hublot: Zahlreiche Schmuckhersteller hatten 2018 die Chance, in die „Uhrenhalle“ zu kommen.

4. Die Messe wird gemütlicher

Luxuriös war die Messe schon immer. Im neuen Uhren-Bereich „Les Ateliers“ in 1.1, vormals Pallace, war es sogar gemütlich. Auf Sofas lümmelten sich Jeanshosen- und Turnschuh-Träger. Wären da nur nicht die unverschämten Preise der Gastronomen und Hoteliers gewesen, dann würde die Baselworld zur Wohlfühlmesse werden.

Longe-Charakter: „Les Ateliers“ in 1.1 wurde gemütlich eingerichtet.
Longe-Charakter: „Les Ateliers“ in 1.1 wurde gemütlich eingerichtet.

5. Uhren werden einfacher

Bei den Produkten gab es so viele Trends wie selten. Bei Breitling, die sich auf sämtlichen Bereichen neu aufgestellt haben, kann die Kollektion als symptomatisch für 2018 bezeichnet werden. Verkürzt gesagt kann man sagen, dass der neue Chef Georges Kern viel von seiner alten Wirkungsstätte übernommen hat. Das Breilting-Design gleicht sich dem von IWC an. Vergleichsweise viele Dreizeigermodelle sind bei den Chronometer-Spezialisten zu sehen. Auf den Zifferblättern ist weniger Schrift, die Lünetten sind cleaner und weniger dominant, die Gehäuse weniger poliert und mehr satiniert. Insgesamt gesehen werden die Modelle kleiner, meist zwischen 42 und 46 Millimeter, was dafür spricht, dass der asiatische Markt und die Damen als neue Zielgruppe auserkoren wurden. Letzteres wird deutlich an der neuen Cinema-Kooperation von Breitling mit Schauspielerin Charlize Theron. Fliegeruhr war gestern. Heute und morgen ist Breitling „urban industrial“.

Viele Uhrenhersteller, wie hier der Chronometer-Spezialist Breitling, bringen Dreizeigermodelle und schichte Neuheiten heraus.
Viele Uhrenhersteller, wie hier der Chronometer-Spezialist Breitling, bringen Dreizeigermodelle und schichte Neuheiten heraus.

6. Uhren werden preissensibler

Das wichtigste Modell bei Rolex 2018 ist die neue GMT-Master II mit „Pepsi“-Lünette, also der Farkombination Blau und Rot. Die Neuheit gibt es in Stahl! Und damit hat Rolex bereits die Strategie des vergangenen Jahres wiederholt, indem besonders begehrte Modelle – und nicht die exklusiven – neu aufgelegt werden. Mit Jubilé-Band gibt es das neue Modell für 8.400 Euro.

Letztes Jahr die Air-King und die Stahl-Daytona, dieses Jahr die GMT-Master II in Stahl: Rolex hat wieder einen begehrten Klassiker und kein Exklusivmodell zum Messe-Highlight gemacht.
Letztes Jahr die Air-King und die Stahl-Daytona, dieses Jahr die GMT-Master II in Stahl: Rolex hat wieder einen begehrten Klassiker und kein Exklusivmodell zum Messe-Highlight gemacht.

7. Uhren werden preis-leistungs-optimierter

Was Baume & Mercier bereits auf dem SIHH gezeigt hatte, nämlich Mechanik-Swiss-Made-Modelle unter 1.000 Euro oder Manufaktur-Neuheiten für unter 3.000 Euro, hat sich auf der Baselworld fortgesetzt. Value vor Money wird wichtig, der Konsument wünscht sich viel Uhr für wenig Geld. Exemplarisch ist hier auch das Messe-Highlight von Maurice Lacroix: Die neue Aikon mit skelettiertem Zifferblatt und eigenem Automatik-Kaliber für 5.600 Euro.

Typisch 2018: Viel Uhr für vergleichsweise wenig Geld gibt es bei Maurice Lacroix und der skelettierten Aikon mit eigenem Automatik-Kaliber für 5.600 Euro.
Typisch 2018: Viel Uhr für vergleichsweise wenig Geld gibt es bei Maurice Lacroix und der skelettierten Aikon mit eigenem Automatik-Kaliber für 5.600 Euro.

8. Uhren werden bunter

Eine Patek mit orangefarbenem Band? Die neue Aquanaut von Patek Philippe sorgte für verblüffte Blicke in die Vitrine der nochnoblen Uhrenmanufaktur. Der Trend zur Farbe hält an – und damit ist nicht nur Dunkelblau wie in den Vorjahren oder Dunkelgrün wie 2018 gemeint. Vor allem bei den Damenuhren haben sich Schnellverschlüsse etabliert, die den Farbwechsel schnell und unkompliziert machen. Auch der deutsche Uhrenhersteller Qlocktwo hat die Farbe für seine 35-Millimeter-Neuheiten entdeckt.

Es wird bunter. Viele Uhrenhersteller, wie hier die neuen W35-Modelle von Qlocktwo, kommen mit vielen farbigen Uhrenarmbändern auf den Markt.
Es wird bunter. Viele Uhrenhersteller, wie hier die neuen W35-Modelle von Qlocktwo, kommen mit vielen farbigen Uhrenarmbändern auf den Markt.

9. Uhren werden DNA-optimierter

Die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal wird für viele Uhrenhersteller entscheidend werden. Ob Jubiläumsmodelle wie die Taschenuhr von Citizen zum 100. Geburtstag oder die Ausrichtung der Gesamtkollektion wie bei Meistersinger: Zur Marke gehört eine Story – und die muss möglichst einfach zu erzählen sein. Bei Meistersinger wird dies im Neuheiten-Fenster der Baselworld sichtbar. Das Team um Manfred Brassler aus Münster hat Wort gehalten. Die Kollektion besteht ausschließlich aus Einzeigermodellen. Wenn es einen zweiten Zeiger auf dem Zifferblatt gibt, dann ist er nicht zentral angeordnet und hat eine Sonderfunktion.

Meistersinger hat Wort gehalten: Die Kollektion besteht ausschließlich aus Einzeigermodellen.
Meistersinger hat Wort gehalten: Die Kollektion besteht ausschließlich aus Einzeigermodellen.

10. Uhren werden traditionsbewusster

In Zeiten des allgegenwärtigen Konsumüberflusses haben viele Uhrenhersteller einen nachhaltigen Weg der Reduktion gefunden. Wie es für ein Produkt im Luxus-Konsumgüterbereich sein sollte, reduzieren viele Hersteller ihr Sortiment. Was fliegt raus? Was nicht zur Marke passt. Woher weiß ich das? Ich suche in der Vergangenheit. Die Marke Junghans, die in Basel im angrenzenden Hotel ausgestellt hatten, ist ihrem eigens aufgestellten Anspruch als „die deutsche Uhr“ wieder hervorragend nachgekommen. Die Messeneuheit bezieht sich auf den Terrassenbau. Geniale Idee – schließlich hatten die Junghans-Eigentümer den legendären Bau von Jakob Philipp Manz vor fünf Jahren zurückgekauft und wollen ihn noch in diesem Jahr, exakt 100 Jahre nach Fertigstellung, einweihen. Was passt da besser als eine Uhr zum Bau.

Historisch korrekt: Junghans bringt eine Uhr zum 100. Geburtstag des legendären Terrassenbaus auf den Markt.
Historisch korrekt: Junghans bringt eine Uhr zum 100. Geburtstag des legendären Terrassenbaus auf den Markt.
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