Hans Mikl ist in seiner Werkstatt in der Wiener Wollzeile ein wahrer Experte für alle Belangen, wenn es um Uhren geht. © Uhrmachermeister Mikl
Hans Mikl mit seinem Geschäft in der Wiener Wollzeile ist seit vielen Jahren eine kompetente Anlaufstelle für Uhrenreparaturen aller Art. Wie wichtig ist ihm ein österreichischer Lieferant bzw. Ansprechpartner? Welche Vorteile ergeben sich daraus? Hans Mikl im Interview.
Hans Mikl ist bestens bekannt als Uhrmachermeister Mikl und steht mit seinem Betrieb auf drei soliden Standbeinen: Restaurierung und Service, Verkauf von Uhren (Oris, Mido Nomos Glashütte) und Vintage-Uhren-Verkauf. Laut Mikl kann nicht jedes Produkt lagernd abgebildet werden – der Alltag sollte daher so unkompliziert wie möglich sein. DERJUWELIER.at hat nachgefragt.
DERJUWELIER.at: Sie sind bekannt für Uhrenreparaturen jeder Art. Was bei anderen als unmöglich gilt, machen Sie möglich. Wie wichtig ist es für Sie, einen österreichischen Ansprechpartner für Ihre Lieferpartner zu haben?
HANS MIKL: Ganz ehrlich: Ich sehe das ganz pragmatisch. Das wichtigste ist, dass es funktioniert. Ich will unkompliziert zu Informationen und Ware kommen – und wünsche mir, dass die Administration unkompliziert verläuft.
DJ.at: Es ist für Sie also nicht essenziell, ob Ihr Lieferant in Österreich sitzt oder nicht?
MIKL: Heutzutage – eigentlich nicht. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel.
DJ.at: Das bedeutet?
MIKL: Ich arbeite mit Handelsvertretern zusammen, die ihren Job mit viel Engagement und Motivation machen. Sie kommen regelmäßig ins Geschäft, zeigen die Neuheiten, helfen bei Problemen, bei der Lagerpflege – und werden so auch auf persönlicher Ebene zu gerne gesehenen Partnern im Arbeitsalltag, mit denen man eine Vertrauensbasis aufbaut.
DJ.at: Und die andere Seite?
MIKL: Wenn es nur darum geht, eine österreichische Nummer wählen zu können oder einen heimischen Lieferanten nennen zu können, ich dadurch aber keine Vorteile habe – wenn also zum Beispiel der Vertreter oder die Agentur auch nicht selbst entscheiden kann und im Headquarter alles nachfragen muss – dann ist es nicht essenziell für mich.
Mich als Kunden zu motivieren – dafür ist der österreichische Vertrieb wichtig und richtig.
DJ.at: Es ist also keine emotionale Entscheidung, ob Sie mit einem österreichischen oder einem ausländischen Lieferanten zusammenarbeiten?
MIKL: Nein, für mich nicht. Das mag früher so gewesen sein, aber heute funktioniert so vieles schon wirklich einwandfrei via Telefon oder online – da ist es für mich kein Hindernis, ob jemand in Österreich sitzt oder nicht.
DJ.at: Welche Eigenschaften sind für Sie wichtig, die eventuell vom heimischen Lieferanten vor Ort leichter erfüllt werden können?
MIKL: Wenn es ein persönlicher Besuch ist, sollte dieser auch wirklich persönlich sein. Ein Vertreter, der vorbeikommt und mir am Tablet die neue Kollektion zeigt, ist verschwendete Zeit für mich. Das kann ich mir auch selbst online anschauen. Aber wenn jemand kommt und wirklich aktiv kommuniziert, ist das etwas anderes.
DJ.at: Wie sehen Sie die Zukunft des Großhandels in Österreich?
MIKL: Ich glaube, Österreich ist insgesamt zu klein, um eigene Vertriebsstrukturen aufrechterhalten zu können. Aber wenn der persönliche Kontakt mit einem Vertrieb bzw. Außendienst gut funktioniert, ist das sicherlich ein Bonus.
Ich sage so: Ein Großhandel für Österreich ist heute ein Luxus. Sind wir froh, dass wir ihn zum Teil noch haben – es ist ohnehin schon viel weniger geworden – aber ich denke, dass die Zukunft anders aussehen wird. Es ist auch ein Generationending.
Es darf nicht kompliziert sein!
DJ.at: Ein Generationending? Was meinen Sie damit?
MIKL: Es wird alles digitaler, vernetzter. Es findet derzeit in unserer Branche ein Generationenwechsel statt – und ich glaube, für die nächsten Generation wird es keine Rolle spielen, ob jemand im In- oder Ausland sitzt. Wichtig ist – und so sehe ich das auch – dass das System funktioniert.
DJ.at: Welche Geschäfte werden überleben?
MIKL: Spezialgeschäfte wird es immer geben – das sieht man auch in anderen Branchen wie zum Beispiel Schneidern oder Schuhmachern. Wichtig ist, in dem, was man tut, wirklich Experte zu sein.
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