Ja oder Nein zu Diamanten aus der „Retorte“?

Wie lange wird es noch echte Diamanten geben? © shutterstock


Klimawandel und Krisen sorgen für Aufwind bei Labordiamanten. Die Schmuckbranche ist geteilter Meinung. Während Pandora voll auf den Trend aufspringt, bleibt Palido skeptisch.



Die wirtschaftlichen Sanktionen aufgrund der Ukraine-Krise brachten mit sich, dass das weltweite Angebot an Diamanten gesunken ist. Daher wurden die Türen für im Labor gezüchtete Diamanten geöffnet, um einen größeren Marktanteil zu erobern. Da Russland jetzt vom Markt ausgeschlossen ist, ist das weltweite Angebot an Diamanten laut den Experten der Bank of America auf dem niedrigsten Stand seit 2008. Jason Fairclough von der Bank of America, Leiter der Metall- und Bergbauforschung, prognostizierte kürzlich einen Anstieg der Diamantpreise um 15 Prozent im Jahr 2022. „Wir erwarten, dass das globale Angebot 2023 mit 114 Millionen Karat seinen Höhepunkt erreichen wird“, sagte er gegenüber der Finanznachrichten-Website MarketWatch. Diese Zahl betrug 2019, vor Beginn der Pandemie, 142 Millionen Karat.

Zwar steigerte die De Beers Group, Russlands größter internationaler Rivale, seine Diamantenproduktion im ersten Quartal 2022. Laut CEO Bruce Cleaver ist ein weiterer Anstieg aber unwahrscheinlich. Er sagte gegenüber Bloomberg: „Es ist sehr schwer vorstellbar, dass wir eine neue Produktion aufnehmen, 30 Prozent der wegfallenden Lieferungen sind nicht nachhaltig.“

Palido-Chef Christoph Paukner. © Palido

“A Girls Best Friends”

Auch der Klimawandel tut sein Übriges. Nachhaltigkeit ist dringlich wie nie zu vor. Künstlich erzeugte Diamanten sollen die klimafreundlichere Alternative sein, weil Ressourcen geschont würden. Denn ein echter Diamant benötigt mehrere Millionen Jahre bis er das Licht der Welt erblickt. Kann der Wert eines echten Diamanten, der aus dem tiefsten Erdreich geschürft wird, überhaupt durch eine Züchtung ersetzt werden? Der Schmuckriese Pandora glaub ja und setzt schon längere Zeit auf die Labor-Diamanten. Die jüngste Kollektion besteht etwa zu 100 Prozent aus künstlich produzierten Diamanten und recyceltem Silber und Gold. Auch die Produktion der günstigeren Steine, soll seit Neuestem mit erneuerbaren Energien erfolgen. Also gäbe es ja keine Argumente mehr gegen die Produktion der künstlichen Glitzerwelt. Oder? „Diamonds are a Girls best Friends“,  sang schon Marilyn Monroe. Der Wert eines Diamanten ist ähnlich dem einer teuren Tasche sehr individuell. Lässt sich ein Kunde, der sich mit einem echten Diamanten eine Wertanlage zulegen möchte, wirklich von einem Kunstdiamanten überzeugen?

Palido: Echte Diamanten für echte Gefühle

Palido-Chef Christoph Paukner meint „auf gar keinen Fall“. Er schwört auf die Einzigartigkeit echter Diamanten: „Wenn eine Frau einen Ring mit einem synthetischen Diamanten geschenkt bekommt, bedeutet das, dass die Liebe so echt ist wie dieser Diamant. Außerdem ist die Produktion von Labordiamanten nicht ökologisch. Es werden Unmengen an Strom dafür benötigt. Wir beziehen unsere Diamanten aus seriösen Quellen. Länder wie Kanada oder Botswana schürfen nach westlichen Sicherheitsstandards. Länder wie z.B. Botswana haben sich seit der Übersiedelung von DeBeers „CSO“ (Central Selling Organisation) dorthin sehr gut entwickelt. Der Infrastrukturaufbau bei Schulen, Krankenhäusern, etc. hilft diesem Land in der Entwicklung.“ In die Zukunft sehen kann und will Paukner nicht, aber er ist der Meinung, dass Diamanten aus den Tiefen des Erdreichs immer eine besondere Bedeutung haben werden.

Philippe und Diana Marie von Juwelier Haarhaus. © Haarhaus

Marie: “Natur bietet genügend Potenzial”

Auch Juwelier Haarhaus schlägt in dieselbe Kerbe. Im Sortiment des Traditionshauses befinden sich keine Diamanten aus dem Labor.  Und das wird auch vorerst so bleiben, wie Geschäftsführer Philippe Marie betont. „Die Natur bietet noch genügend Potenzial für Diamanten in den verschiedensten Schliffen und Farben. Kein Kunde hat sich bisher in unserem Geschäft je nach einem Labordiamanten erkundigt. Ich denke, dass manche Firmen, wie Pandora, den Einsatz von synthetischen Diamanten als Profilierungstaktik nutzen. In unseren Sortimenten und bei unseren Partner-Manufakturen ist diese Art von Kunststeinen jedenfalls noch kein Thema.“

Pandora-Ring mit Labordiamanten aus der Brilliance-Kollektion © Pandora

Pandora-Brillianten aus dem Labor

Pandora setzte erstmals bei seiner jüngsten 33-teiligen Kollektion mit dem Namen „Brilliance“ (Blickpunkt Juwelier berichtete) auf zu 100 Prozent recyceltes Silber und Gold sowie Labordiamanten. Wie der Schmuckhersteller verlautbart, sinken dadurch die Treibhausgasemissionen des Einstiegsprodukts der Kollektion – ein Silberring mit einem 0,15 Karat schweren, im Labor hergestellten Diamanten (300 US-Dollar) – auf 2,7 kg CO 2 e, was den durchschnittlichen Emissionen eines T-Shirts entspricht. Das Vorzeigeprodukt – ein im Labor hergestellter 1-Karat-Diamant, eingefasst in einen 14-karätigen Massivgoldring (1950 US-Dollar) – hat einen Fußabdruck von 10,4 kg CO 2 e, was weniger ist als die durchschnittlichen Emissionen einer Jeans.

Labordiamanten oder kultivierte Diamanten entstehen unter hohem Druck und hoher Temperatur. Diamantensamen werden in einem Gewächshaus für die Zucht positioniert. Dabei werden die Bedingungen nachgeahmt, unter denen sich Diamanten auf dem natürlichen Weg entwickeln. Die gängigsten Verfahren sind:Hochdruck-Hochtemperatur oder Gasphasenabscheidung.

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