Der Wiener Herren-Modehändler Grandits ist in Konkurs. Das Traditionshaus soll somit für immer schließen. Eine Institution, die nicht fortgeführt wird. Auch online soll kein Thema sein. Was das mit der Uhren-Schmuck-Branche zu tun hat? Es gibt einige Parallelen.

Wer in Wien auf der Suche nach einem Herrenausstatter war, kam um einen Namen nicht herum: Grandits. Das Traditionshaus war seit den 1970er Jahren für Herrenmode im mittleren Preissegment bekannt. Nun schließt es für immer. Offen sind Verbindlichkeiten von rund 1,9 Millionen Euro, von der Insolvenz  sind 87 Gläubiger und 17 Dienstnehmer betroffen. Die drei Filialen in der Rotenturmstraße, Alser Straße und Nussdorfer Straße mussten mit Umsatzrückgängen durch die Pandemie, als auch rückläufige Frequenzen aufgrund der hohen Inflation kämpfen.

Doch Grandits ist keine Einzelerscheinung. Schließlich ist die Liste der pleite gegangenen Mode-Ketten mittlerweile eine lange: Salamander, delka, Gerry Weber, Northland oder Jones – sie alle hatten mit den gleichen Problemen zu kämpfen – und haben sich schlussendlich fürs Aus entschieden.

Mode-Ketten aus als Warnung für Uhren und Schmuck?

Die Schließung der Mode-Ketten – zuletzt eben Grandits – ergeben auch für die Uhren-Schmuck-Branche einige Erkenntnisse:

1. Veränderungen im Kaufverhalten aufgrund der Inflation: Die Inflation hat zu Veränderungen im Kaufverhalten geführt, mit einer geringeren Frequenz von Einkäufen und weniger gekauften Artikeln pro Einkauf.
2. Konkurrenz durch Online-Shopping: Die Konkurrenz durch Online-Shopping ist stark, da vergleichbare Artikel auch online gekauft werden können. Die Verfügbarkeit des gesamten Sortiments ist online oft größer als bei stationären Anbietern. Traditionelle Marken können möglicherweise nicht mit der großen Auswahl und Verfügbarkeit online konkurrieren.
3. Verschiebung der Kundschaft ins Netz und Monobrand-Erlebnissen: Ältere Stammkunden wechseln zum Online-Shopping, während jüngere Kunden möglicherweise größere Anbieter wie Peek & Cloppenburg oder Monobrand-Stores in der Stadt bevorzugen.
4. Sinkende Attraktivität traditioneller Einkaufsstraßen: Die Einkaufserlebnisse und die Einkaufsatmosphäre in traditionellen Einkaufsstraßen wie der Thaliastraße und der Nußdorferstraße könnten aufgrund des veränderten Kaufverhaltens abnehmen.
5. Leerstandsquote beeinflusst das Einkaufsverhalten: Die hohe Leerstandsquote in den Einkaufsstraßen treibt Kunden möglicherweise weg, besonders wenn sie eine gehobene Einkaufsatmosphäre suchen.
6. Notwendigkeit einer starken Online-Präsenz: Der Fachhandel muss eine starke Online-Präsenz haben, verbunden mit einer Omni-Channel-Strategie, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Insgesamt verdeutlicht der Fall Grandits die Herausforderungen, denen traditionelle Einzelhändler gegenüberstehen, und die Notwendigkeit, sich den veränderten Kaufgewohnheiten anzupassen, insbesondere durch eine stärkere Präsenz im Online-Handel und eine verbesserte Einkaufserfahrung.

Juwelierbranche auch betroffen

Auch die Uhren-Schmuck-Branche ist von diesen Problemen betroffen und sieht sich mit den Herausforderungen konfrontiert. Jüngstes Beispiel in Wien: Juweliere Ellert reduzieren ihre Geschäftsstandorte und schließen im Donauzentrum. Über die Gründe ist wenig bekannt – jedoch sind Veränderungen des Einkaufsverhaltens sowie weniger attraktiv werdende Standorte in Einkaufszentren – oder auch der Verlust großer, bekannter Marken – mögliche Faktoren, die dazu führen können.