Juwelier Wagner setzt mit der Eröffnung der ersten TUDOR Boutique in Österreich ein starkes Zeichen für Monobrand-Stores. In enger Zusammenarbeit mit ROLEX, dem Mutterkonzern von TUDOR, hat Wagner eine hochwertige Verkaufsfläche geschaffen, die das exzellente Verhältnis zu beiden Marken unterstreicht. Nachdem der Juwelier vor einigen Jahren seinen Standort in den Ringstraßen Galerien aufgegeben hatte, um am Graben ein innovatives Format eines Supersize-Multibrand-Juweliers zu etablieren, ist die Eröffnung der TUDOR Boutique ein weiterer Meilenstein. Das beeindruckende Eckhaus Graben/Tuchlauben, das aufgrund seiner Größe ein enormes Potenzial bietet, beherbergt nun zwei exklusive Boutiquen: die Wagner Boutique mit Eingang an den Tuchlauben und die neue TUDOR Boutique mit Eingang am Graben. Diese strategische Positionierung zeigt nicht nur die Ambitionen von Juwelier Wagner, sondern auch das Engagement, seinen Kunden ein erstklassiges Einkaufserlebnis zu bieten.

Mit der Eröffnung der TUDOR Boutique leitet Wagner einen Wandel im Verhalten der Fachhändler in Bezug auf Monobrand-Stores ein. Denn die Kunst, mit renommierten Marken wie ROLEX und TUDOR erfolgreich Umsätze zu generieren, liegt nicht nur in der Qualität der Produkte, sondern auch in der Höhe der Belieferung, die den Konzessionären zuteil wird. Fachhändler, die proaktiv Monobrand-Stores schaffen, werden von den Marken belohnt. Diese Strategie bietet nicht nur die Möglichkeit, das Markenimage zu stärken, sondern auch die Kundenbindung zu vertiefen.

Hinter der Fassade des Erfolgs verbirgt sich jedoch auch eine Herausforderung: die Realität der Franchise-Verträge. Diese können auslaufen und die Marken dazu veranlassen, ihre Boutiquen selbst zu betreiben. Juwelier Wagner hat dies bereits am eigenen Leib erfahren. Nach zehn Jahren erfolgreichen Betriebs der HUBLOT Boutique am Kohlmarkt musste Wagner den Standort aufgeben, als Hublot sich entschloss, die Boutique in das Goldene Quartier zu verlegen und selbst zu führen – ganz im Sinne des LVMH-Ansatzes.

Mit der neu geschaffenen TUDOR Boutique setzt Wagner erneut ein selbstbewusstes und starkes Statement, ebenso aber auch die Marken ROLEX und TUDOR. Das Raunen in der Branche wird lauter, da andere Juweliere ebenfalls Interesse an einer TUDOR Boutique bekundeten. Letztendlich hat sich TUDOR für Wagner entschieden, was ein klares Zeichen für die zukünftige Zusammenarbeit der beiden Unternehmen darstellt. TUDOR setzt auf einen lokalen Matador und zeigt damit, dass man nicht zwangsläufig auf die eigene Juwelierskette Bucherer setzt, die vor zwei Jahren von ROLEX erworben wurde.

Multibrand-Stores auf dem Prüfstand

Die Juwelierbranche erlebt einen tiefgreifenden Wandel, und die Zukunft von Multibrand-Konzepten steht vor einer Herausforderung. Die steigenden Anforderungen der Verbraucher und das Flächenausmaß der Marken führen dazu, dass die Anzahl der angebotenen Marken sinkt. Immer wichtiger wird die authentische Präsentation ausgewählter Modelle, die den Kunden im stationären Handel ein besonderes Erlebnis bieten.

Wagner hat im Hauptgeschäft in den Schaufenstern ein Facelift vollzogen. Die Schaufenster erstrahlen in neuem Glanz und bieten eine elegante Präsentation, die dem gehobenen Anspruch der Kunden gerecht wird. Wagner hat frühzeitig erkannt, dass die Stärke eines Juweliers nicht nur in der Vielfalt der Uhrenmarken liegt, sondern vor allem in der Präsentation von hochwertigem Diamantschmuck. Während Uhrenmarken eine kleinere Rolle einnehmen, rückt die Eigenmarke SOLITAIRE by WAGNER in den Fokus. Dieses strategische Vorgehen zahlt sich aus: Wienerinnen assoziieren Schmuck von Wagner mit Hochwertigkeit und Exklusivität. Ein Geschenk, das den Namen Wagner trägt, wird für viele zur wertvollen Bestätigung der Liebe – sowie eine Bestätigung für Wert und Werterhalt.

Eigenmarke und Schmuck-Macher

Die Zukunft der Juweliere könnte somit in einer Rückbesinnung auf die Tugend des „Schmuck-Machers“ liegen. Mit einem klaren Fokus auf Schmuck und weniger Uhrenmarken wird das Erscheinungsbild der Juweliere nicht geschmälert. Im Gegenteil: Die Marken, die dem Fachhandel erhalten bleiben, werden ihre Präsenz am Point of Sale ausbauen. Verbraucher suchen zunehmend nach Erlebnissen, die sie mit ihren Kaufentscheidungen verbinden können.

Dennoch sollten Juweliere sich der neuen Abhängigkeiten bewusst sein. Die Gewinne pro Standort könnten geringer ausfallen, da Marken zunehmend eigene Wege gehen und Boutiquen in Konkurrenz zu den Fachhändlern eröffnen. Dies kann in vielen Fällen zur Kündigung von Konzessionen führen. Umso wichtiger ist es, die Eigenmarke konsequent nach vorne zu bringen und sich als unverzichtbarer Partner im Luxussegment zu positionieren.

Der Fall Wagner und die Erfahrungen anderer Juweliere, wie Rüschenbeck in Hamburg (mit einer exklusiven Patek Philippe-Boutique auf der Düsseldorfer Königsallee und Europas größter TUDOR-Boutique in Frankfurt am Main macht Juwelier Rüschenbeck klar, dass er im Spiel um Marken- und Monobrandstores mitspielen möchte) verdeutlichen, dass der Trend zu Monobrand-Stores nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für die Branche darstellt. Die Zukunft der Juwelierbranche liegt in der Fähigkeit, sich anzupassen und innovative Konzepte zu entwickeln, die den Wünschen der Kunden gerecht werden. Nur so können Juweliere auch in Zukunft erfolgreich bestehen und ihre Rolle als Goldschmiedemeister oder Schmuck-Macher neu definieren.