Auf der Facebook-Seite von „Blickpunkt Juwelier“ ist eine große Diskussion über das neue Selbstwechsel-System des Uhrenarmband-Herstellers Hirsch entbrannt. Wo liegt das Problem?
Im Sinne des Produktes ist ein Schnellwechselsystem generell ein Fortschritt. Die eigentliche Premiere der Schnellwechsel-Federstangenstifte oder auch Capsa-Pins liegt mehr als zwei Jahrzehnte in der Vergangenheit. Seitdem gab es immer wieder Hersteller, die ihre Uhren mit diesem System ausgestattet haben, vor allem bei Damenkollektionen. Oft werden die Uhren bereits mit zwei Bänder ausgeliefert.
Es war schon immer der Wunsch vieler Uhrenarmbandhersteller und speziell der Wunsch von Hirsch, dass das Uhrenarmband ein Accessoire wird. Heute Grün, morgen Blau. Mit einem einfachen Wechselsystem, das auch ohne Werkzeug und mit langen Fingernägeln möglich ist, kommt man dieser Idee näher.
Hier allerdings wird ein bislang in der Hand der Uhrmacher befindliches Thema aus der Hand gegeben. Bisher braucht man Werkzeug und meist auch fachmännische Hilfe für den Wechsel von Uhrenarmbändern. Braucht man diese Hilfe nicht mehr, braucht man auch den P.O.S nicht mehr. Wie die Juweliere in zahlreichen Beiträgen auf Facebook geschrieben haben, vermuten sie bei Hirsch hinter dem Umstellen der Kollektion auf das Selbstwechsel-System das systematische Umgehen des Fachhandels und das Forcieren des Direktvertriebs. Der Fall Hirsch hat eine neue Dimension erreicht. Neu ist, dass ein Uhrenarmbandhersteller Teile seiner Kollektion komplett umstellt. Bisher sah sich der Uhrbandhersteller als klassischer Dienstleister und nicht als Marke, die das Geschäft mit den Kunden selbst erledigen will.
Die Reaktionen der Facebook-Juweliere (siehe auch hier) zeigen aber auch, dass das Wechseln oft nicht so einfach wie gedacht ist. Sobald Gehäuse oder Anstoß von der Norm abweichen, kann es problematisch werden. Dann braucht man den Fachmann. Denn der Steg mit Stift kann nicht einfach rausgezogen werden. Auf Facebook schildern zahlreiche Juweliere, wie man den Stift herausbekommt – oder eben nicht. Probleme bereiten vor allem Spezial-Ansätze, beispielsweise bei eng anliegenden Gehäusen oder gebogenen Federstegen. Dies ist bei hochwertigen Uhren eher der Fall. Warum aber werden bei Hirsch die Bänder bis hoch zum Alligator mit dem neuen „Quick-Release-System“ ausgestattet? Würde es nicht auch reichen, Bänder bis beispielsweise 30 Euro VK umzustellen, die meist an Standard-Gehäusen hängen?
„Blickpunkt Juwelier“ hat bei der Firma Hirsch in Klagenfurt nachgefragt. Wir bleiben dran.
Pingback:Die große Schlacht um Hirsch - Blickpunkt•Juwelier
Geschrieben: 14:49h, 17 Dezember[…] Die Zeit seit es Corona gibt ist herausfordernd und lehrreich zugleich. Selten war der Markt der Uhrarmbänder dermaßen in Bewegung. Der Verteilungskampf ist in vollem Gange. Jeder will ein Stück vom Kuchen haben und der Markt sortiert sich gerade neu. Selbst der Platzhirsch steht in der Kritik. […]