Juwelier Mayrhofer aus Linz: „Ganz ohne Luxus wird’s nicht klappen!”

Juwelier Mayrhofer Linz Positionierung

Alexandra und Michael Mayrhofer sind die Gesichter hinter dem Erfolgsunternehmen. Die beiden wissen, wie ein erfolgreiches Business funktioniert und worauf es ankommt. © Juwelier Mayrhofer

Der Linzer Juwelier Michael Mayrhofer ist das, was man einen umtriebigen Businessman nennen kann. Mit drei Standorten in der Linzer Innenstadt bedient er den Luxuskunden Oberösterreichs mit ausgewählten Schmuckstücken und exklusiven Uhren. Was braucht seiner Meinung nach der Fachhandel, was braucht Linz, um in eine erfolgreiche Zukunft blicken zu können? Und was verlangt der Konsument heute vom Juwelier – und überhaupt: Was ist denn ein Juwelier eigentlich?



Wirft man einen Blick auf die Linzer Juwelierszene, darf ein Name nicht fehlen: Juwelier Mayrhofer am Linzer Hauptplatz ist als Premiumjuwelier fester Bestandteil der Schmuck- und Uhrenwelt der oberösterreichischen Hauptstadt. In der hauseigenen Goldschmiedewerkstätte werden Schmuckträume wahr gemacht, Uhrenafficionados erfahren besten Service in der Uhrmacherwerkstatt. Michael Mayrhofer, Geschäftsführer des Traditionshauses, weiß also, wovon er spricht. Im Interview verrät er, worin heute die großen Herausforderungen des Handels liegen, was Linz besser macht als Graz und ob der stationäre Handel eine Renaissance erlebt.

DERJUWELIER.at: Juwelier Mayrhofer ist als Premiumjuwelier in höheren Preislagen zu finden. Wie sieht es mit der Mittelpreislage zwischen 500 und 1.000 Euro aus? Ist dieses Segment verstärkt im Einkaufszentrum zu finden – oder anders gefragt: Sind Innenstadtlagen für die Mittelpreisklasse heute noch leistbar?

MICHAEL MAYRHOFER: Gerade in der Innenstadt wird es tatsächlich zunehmend schwieriger, solche Preislagen zu bedienen. Warum? Weil man damit schwer den notwendigen Umsatz erreicht, um die immer höher werdenden Mitarbeiter- und Mietkosten abzudecken. Ganz offen gesagt: Ohne in der Luxuspreisklasse Geld zu verdienen, kann man in guten Innenstadtlagen schwer Einzelhandel betreiben. Zumindest bei unseren Ladengrößen. Es mag womöglich sein, dass das mit größeren Geschäften möglich ist, das kann ich jedoch nicht beurteilen.

DJ: Das heißt Sie bedienen ausschließlich höherpreisige Segmente?

MAYRHOFER: Nicht ausschließlich, aber hauptsächlich. Das mittlere Preissegment decken wir zwar auch ab, verzeichnen aber wenig Nachfrage an Produkten unter 1.000 Euro – besonders im Uhrenbereich. Dennoch führen wir hier Marken, die aufgrund der hohen Stückzahlen wichtig für unser Gesamtportfolio sind. Würden wir aber keine höheren Preislagen anbieten und verkaufen, dann könnten wir unsere Mitarbeiter nicht bezahlen.

DJ.at: Stichwort Mitarbeiter. Was ist in Ihrer Kostenanalyse der Hauptfaktor – Personal, Miete oder Investitionen in die Ladengestaltung?

MAYRHOFER: Ganz klar die Personalkosten. Überhaupt gutes Personal zu bekommen, ist schwierig – und wenn man es bekommt, kostet es verständlicherweise viel Geld. Denn gute Verkäuferinnen und Verkäufer sind im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Es wäre auch für uns ansonsten nicht möglich, unseren Kunden diese Qualität anbieten zu können, wenn wir nicht gut bezahlte – und natürlich auch hervorragende (lacht) – Mitarbeiter hätten. Die Krux an der Sache ist jedoch, dass auch der Mittelpreiskunde die beste Beratung haben möchte – und bekommt. Doch wenn der nächste Verkauf nicht eine hochpreisige Uhr oder ein teures Schmuckstück wäre, könnten wir diese Mitarbeiter nicht halten. Vom Mittelpreis alleine könnten wir nicht leben.

Das Stammhaus am Linzer Hauptplatz steht für exklusiven Schmuck, der im Vorjahr neu eröffnete Linzer Uhrensalon für ausgewählte Uhren. Und eine Montblanc-Boutique an der Linzer Promenade betreibt das Ehepaar ebenfalls. © Juwelier Mayrhofer

DJ.at: Das Einkaufserlebnis muss also für alle Kunden stimmen. Ist generell eine Renaissance hin zum stationären Handel erkennbar? Auch von der jüngeren Generation?

MAYRHOFER: Absolut! Vor allem in höheren Preisklassen über 1.000 Euro merkt man eine verstärkte stationäre Bindung der Konsumenten. Das klassische Zur-Verfügung-Stellen von Dienstleistung wird wieder mehr und mehr in Anspruch genommen. Aber auch eine Verzahnung von on- und offline ist merkbar – Stichwort Click & Collect. Wir haben große Nachfragen bei jenen unserer Lieferanten, die das anbieten. Kunden können zuhause online schmökern und die Uhr dann bei uns vor Ort anprobieren und kaufen. Der Vorteil: Sie haben den Service vor Ort und wissen, dass sie sich an uns wenden können, sollte etwas zu reparieren sein. Das ist aber nicht nur in unserer Branche so, auch der Schuhhandel erlebt beispielsweise gerade eine Renaissance des Stationären.

DJ.at: Kommen wir zu einem anderen Thema: Lokal ≠ egal! Wie geht Linz mit der Herausforderung Innenstadtlage vs. Außenbezirks-Lage um – ist das Angebot ausreichend attraktiv, um Kunden hier binden zu können? Und was braucht es dazu?

MAYRHOFER: Einkaufen ohne Auto ist in Zeiten wie diesen undenkbar. Deshalb ist es essenziell wichtig, ein gutes Verkehrskonzept auf dem Tisch zu haben. Wir Händler üben auf unsere Stadtverwaltung dementsprechend viel Druck aus. Es braucht gute Zufahrtswege und Parkmöglichkeiten für Kunden. Da sind wir in Linz – im Gegensatz zu Graz – auf einem guten Weg. Wir sind als Händler natürlich auch bereit, dafür etwas zu tun. Zum Beispiel könnten Parkgebühren in Form von Gutscheinen oder ähnlichem abgegolten werden. Und auch der Konsument von heute ist gewillt, Parkgebühren zu bezahlen, wenn das Angebot der Handelslandschaft stimmig ist.

DJ.at: Braucht es mehr Anziehungspunkte in der Linzer Innenstadt, um sich mit Metropolen wie Wien oder München messen zu können?

MAYRHOFER: Gerade unsere Branche ist diesbezüglich in Linz noch gut aufgestellt. In anderen Segmenten gibt es allerdings noch Luft nach oben. Es ist natürlich ein Henne-Ei-Problem: Linz hat eine sehr hohe Kaufkraft, wenn es aber wenig Angebot gibt, wandert diese Kaufkraft in die Metropolen ab. Je mehr Abwanderung stattfindet, desto weniger neue Geschäfte unterschiedlicher Branchen werden sich ansiedeln.

Die Renaissance des stationären Handels ist vor allem im Luxusbereich deutlich spürbar.

Michael Mayrhofer, Geschäftsführer Juwelier Mayrhofer

DJ.at: Gerade in den angesprochenen Metropolen haben viele Kunden gelernt, große Markenwelten in Monobrand-Boutiquen zu entdecken. Sie führen seit 2024 mit dem Linzer Uhrensalon eine Uhren-Multibrand-Boutique. Wie sind die ersten Erfahrungen? Wie reagieren die Kunden?

MAYRHOFER: Es läuft besser, als ich anfangs vermutet habe und wir können schon auf große Erfolge blicken. Ja, es stimmt, dass Kunden Monobrand-Welten gewohnt sind und erleben wollen. Und – so ehrlich muss man sein – da kann ein klassisches Juweliergeschäft nicht mithalten. Auch wenn es sehr hochwertig gestaltet ist. Deshalb üben gerade Uhrenfirmen nicht zu Unrecht Druck auf uns Händler aus, solche hochwertigen Markencorner zu etablieren. Für die Markenbildung und den Wiedererkennungswert großer Marken ist das absolut notwendig.

DJ.at: Ein Kunde, der mit konkreter Kaufabsicht für eine konkrete Marke zu Ihnen kommt – bleibt er bei seiner Entscheidung für diese Marke? Oder gibt es jene Kunden, die wegen einer Breitling kommen und mit einer Omega gehen, um bildlich zu sprechen?

MAYRHOFER: Ja, es gibt durchaus Wechsel. Das heißt, jemand kommt zu uns, geht im Geschäft gezielt auf den jeweiligen Markenbereich zu und nimmt dort Platz – doch sieht und erlebt er eine andere Markenwelten, kann er auch von einer anderen Marke überzeugt und begeistert werden. Das wiederum ist natürlich das Risiko eines Multibrand-Stores mit Shop-in-Shop-Systemen, den Marken damit eingehen – wie es etwa bei unserem Linzer Uhrensalon der Fall ist. Doch für den Konsumenten selbst ist Multi-Brand-Angebot ein Erlebniseinkauf – und so soll es ja auch sein, das ist der Sinn und Zweck unseres Konzepts.

Als echter Juwelier mit eigener Goldschmiedewerkstatt weiß Juwelier Mayrhofer, wovon er spricht. © Juwelier Mayrhofer

Uhrenfirmen üben nicht zu Unrecht Druck auf uns Händler aus – Markenwelten müssen erlebt werden.

Michael Mayrhofer, Geschäftsführer Juwelier Mayrhofer

DJ.at: Mit Mayrhofer, Wild und Hübner gibt es drei Luxusanbieter in Linz – einige andere sind im Mittelpreis als Dienstleister, vermehrt im Einkaufszentrum, zu finden. Wird das die Zukunft sein? Luxus in der Innenstadt, Dienstleistung im Einkaufszentrum?

MAYRHOFER: Ich glaube, in Zukunft werden Wert und Charme der Innenstädte wieder vermehrt erkannt werden. Eine Innenstadt mit Gastronomie, Verweilzonen und Flaniermeilen hat eine große Chance, sich zu etablieren – wenn etwas dafür getan wird (Stichwort Zufahrtsmöglichkeiten). Einkaufszentren werden immer etwas überholte 90er-Jahre Konzepte bleiben – außer, sie erfinden sich neu. Ich muss sagen, ich würde als Anbieter heute nicht mehr ins Einkaufszentrum gehen – ob unserer Positionierung im Luxussegment schon gar nicht.

DJ.at: Die Zukunft des Juweliers – wie sieht sie aus?

MAYRHOFER: Das kommt auf die Positionierung des jeweiligen Geschäftes an. Ich denke, um den hohen Ansprüchen der Verbraucher künftig gerecht zu werden, braucht es einerseits eine Koalition mit Lieferanten und ein klares Konzept, um die hohen Personal- und Mietpreise erwirtschaften zu können; andererseits das Commitment der jeweiligen Stadt oder des Ortes, um Kunden den Weg zum Handel so einfach wie möglich zu machen. Wahrscheinlich werden die Innenstadtlagen hohen Preislagen vorbehalten bleiben und mittlere und untere Preislagen könnten entweder im Einkaufszentrum reüssieren, online stattfinden oder ganz verschwinden.

DJ.at: Wer ist heute noch Juwelier, und wer Fachhändler?

MAYRHOFER: Ein Juwelier ist und war immer ein Luxushändler. Es ging immer um Gold, um Edelsteine, um teure Waren. Es ging immer um die Goldschmiede, um eigene Anfertigungen. Dann, in den 90-er Jahren, kamen mit den zwei großen berühmten Lifestyle-Marken eigentlich erstmals günstigere Waren zum Juwelier und der Juwelier-Begriff ist ins Kommerzielle abgeglitten. Während sich früher nur der Goldschmied Juwelier nennen durfte, wurde der Begriff schließlich aufgebrochen und auch Händler durften Juweliere sein. Ich denke, in Zukunft wird es eine klarere Abgrenzung brauchen – wer ist wirklich Juwelier und wer ist Fachhändler? Denn natürlich hat auch der Fachhändler seine Berechtigung und kann seinen Kunden ein guter Ansprechpartner sein.

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