Der Aktienkurs hat sich in diesem Kalenderjahr nahezu halbiert. Eine Gewinnwarnung folgte. Jetzt musste der CEO seinen Hut nehmen. Was steckt dahinter?
Anfang August teilte das dänische Schmuckunternehmen Pandora mit, dass Präsident und CEO Anders Colding Friis zum 31. August dieses Jahres zurück tritt (derjuwelier.at berichtete).
Der Weggang von Friis – was steckt dahinter?
Ein Brancheninsider: „Die Marke Pandora ist zwar weiterhin stark, aber es ist eine gewisse Sättigung am Markt eingetreten. Die Unternehmensziele waren von Anfang an zu hoch gesteckt und für Friis nicht zu erreichen. Deshalb musste er gehen.“ Das dänische Unternehmen habe bis dato nicht akzeptiert, dass es die horrenden Wachstumsraten wie in früheren Zeiten nicht mehr gebe.
Fest steht: Im Vorfeld der brisanten Personalmeldung hatte Pandora eine Gewinnwarnung publiziert. Grund: Der Umsatz soll im Gesamtjahr 2018 um lediglich 4 bis 7 % statt wie bisher erwartet um 7 bis 10% zulegen. Die operative Gewinnmarge wird auf 32 statt wie bisher geplant 35 % prognostiziert. Und: Der Nettogewinn fiel um knapp 5 % auf zirka 140 Mio. Euro. Friis kommentierte die Zahlen lapidar so: „Das zweite Quartal 2018 blieb hinter unseren Erwartungen zurück. Dies war vor allem auf eine schwächer als erwartete Entwicklung der Kategorie ‘Charms' sowie auf die Entwicklung im Großhandel zurückzuführen, welche durch einen Rückgang der Lagerbestände im Vertriebskanal beeinflusst wurde.“
Die Analysten der Sydbank hingegen äußerten sich laut finanzen.net am 7. August so: „Die Abwärtskorrektur schafft eine hohe Unsicherheit über das künftige Umsatz- und Ertragsniveau und strapaziert das Vertrauen der Anleger in das Management.”
Kurz darauf wurde bekannt, dass 397 Stellen abgebaut werden sollen.
Zeitgleich verkündete Pandora, dass die Suche nach einem neuen CEO bereits begonnen habe. Auch das Management-Team werde verstärkt. Erst im März war Karl Walsh als Senior Vice President der neu geschaffenen globale E-Commerce-Abteilung geholt worden. Als weiterer Neuzugang kam Jeremy Schwarz hinzu. Er fängt im September als Chief Operating Officer der Marke an. Bis ein Nachfolger für CEO Friis gefunden wird, werden Schwarz und der CFO Anders Boyer die Unternehmensführung interimsmäßig übernehmen.
Friis Strategie, sich aus dem Franchisebusiness zurück zu ziehen und den Fachhandel, der Pandora einst groß gemacht hat, als Partner peu à peu zu verlassen um den Schmuck in eigenen Boutiquen selbst zu verkaufen, ist ein teurer Weg. Hohe Miet- und Personalaufwendungen treiben die Kosten für das an der Kopenhagener Börse gelistete Unternehmen in die Höhe – und das bei weiterhin hochgesteckten Umsatz- und Renditeerwartungen seitens der Aktionäre.
Darüber hinaus bauen immer mehr von Pandora enttäuschte Juweliere nach und nach ihr großes Warenlager ab – um dauerhaft weniger Ware zu ordern oder sich schließlich ganz von der Marke zu verabschieden.
Und nicht zuletzt könnte es sein, dass der Peak in Sachen Charm zumindest bei Pandora in weiten Teilen überschritten ist.
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