
Alexander Schmidt. Mit der Strategie von „Juwelier.Zukunft“ will er Fachhändlern helfen, sich am modernen Markt weiterhin zu behaupten und langfristige Kunden-, sowie Lieferantenbeziehungen aufzubauen. © Alexander Schmidt
Nur so kann der Fachhandel wieder erfolgreich in die Zukunft blicken! Alexander Schmidt gewährt im Interview mit DERJUWELIER.at tiefgreifende Einblicke in die aktuelle Situation des stationären Handels, die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie, sowie geopolitische Herausforderungen. Doch er hat wertvolle Strategien, wie Juweliere sich in dieser Zeit erfolgreich behaupten können!
Im Gespräch mit DERJUWELIER.at reflektiert Alexander Schmidt, ein Experte im Juwelierhandel, die Euphorie und Unsicherheit, die die Branche in den letzten Jahren geprägt haben und teilt seine Vision für die Zukunft des Juwelierhandels. Auch erläutert er, wie er mit „Juwelier.Zukunft“ in dieser herausfordernden Zeit unterstützen kann.
DERJUWELIER.at: Wie sehen Sie nun die aktuelle Lage des stationären Handels, insbesondere im Juwelierbereich?
ALEXANDER SCHMIDT: Die Euphorie auf der INHORGENTA war beeindruckend und zeugt von der Kreativität und Innovationskraft der Branche. Dennoch müssen wir die Realität im Blick behalten. Das Jahr 2022 war für viele Branchen, mit Ausnahme der Textilbranche, überaus erfolgreich. Die Juwelierbranche hat von einem Anstieg der Nachfrage profitiert, insbesondere durch die Rückkehr der Kunden nach der Pandemie. Doch bereits im Frühjahr 2023 waren die ersten Wolken am Himmel sichtbar. Geopolitische Spannungen, steigende Energiepreise und eine allgemeine Konsumangst haben uns in eine Art Rezession geführt, die sich auf das Kaufverhalten der Menschen auswirkt. Viele Juweliere berichteten mir auch 2024, dass sie frustriert sind und die Freude am Geschäft verloren haben. Die Kunden haben sich verändert, und der Druck auf die Händler ist enorm.
DJ: Welche Rolle spielt das Online-Geschäft für stationäre Juweliere in der heutigen Zeit?
SCHMIDT: Das Online-Geschäft spielt eine zunehmend wichtige Rolle, auch für stationäre Juweliere. Es ist entscheidend, dass sie eine starke Online-Präsenz haben, um jüngere Zielgruppen anzusprechen und neue Kunden zu gewinnen. Viele Konsumenten informieren sich online, bevor sie in ein Geschäft gehen. Daher ist es wichtig, dass Juweliere ihre Produkte und Dienstleistungen auch digital präsentieren.
DJ: Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie für Juweliere in dieser aktuellen Situation?
SCHMIDT: Eine der größten Herausforderungen ist der akute Personalmangel, der die gesamte Branche betrifft. Juweliere stehen unter immensem Druck, qualifiziertes Personal zu finden, aber die Gehälter, die sie zahlen können, sind oft nicht wettbewerbsfähig. Das führt dazu, dass talentierte Fachkräfte abwandern oder gar nicht erst in die Branche einsteigen. Zudem haben viele Juweliere in ländlichen Regionen Vorteile, wie niedrigere Mieten und eine treue Kundenbasis. Dennoch müssen sie sich den veränderten Bedürfnissen der Konsumenten anpassen. Die Kunden wünschen sich heute eine tiefere Verbindung zum Einkaufserlebnis, eine persönliche Ansprache und maßgeschneiderte Beratung. Diese Erwartungen zu erfüllen, erfordert nicht nur geschultes Personal, sondern auch eine klare Strategie zur Kundenbindung.
Der Austausch ist von besonderer Bedeutung. Unsere Partner müssen sich gegenseitig unterstützen, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
DJ: Wie können Juweliere ihre Kundenbindung stärken und die Loyalität ihrer Kunden erhöhen?
SCHMIDT: Kundenbindung kann durch exzellenten Service, persönliche Beratung und maßgeschneiderte Angebote gestärkt werden. Juweliere sollten ihre Kunden gut kennen und auf deren Wünsche eingehen. Loyalty-Programme, exklusive Veranstaltungen und regelmäßige Kommunikation sind weitere Möglichkeiten, um die Loyalität zu erhöhen. Zudem ist es wichtig, ein angenehmes Einkaufserlebnis zu schaffen, das die Kunden dazu ermutigt, immer wieder zurückzukehren.
DJ: Wie unterstützt „Juwelier.Zukunft“ Fachhändler in dieser herausfordernden Zeit? Welche spezifischen Programme oder Initiativen bieten Sie an?
SCHMIDT: „Juwelier.Zukunft“ bietet ein umfassendes Konzept, das weit über einfache Ladenrenovierungen hinausgeht. Wir konzentrieren uns auf die Tiefe des Sortiments und die Qualität der Partnerschaften zwischen Juwelieren und Lieferanten. Viele Juweliere arbeiten mit einer Vielzahl von Lieferanten, was es schwierig macht, eine starke Marktpräsenz aufzubauen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Unser Ansatz fördert ein Modell, bei dem weniger Lieferanten eine größere Sortimentstiefe bieten, was den Juwelieren hilft, sich zu differenzieren und exklusive Produkte anzubieten. Wir bieten zudem Schulungen für das Personal an, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter die Produkte und deren Besonderheiten gut kennen. Das ist entscheidend, um den Kunden ein herausragendes Einkaufserlebnis zu bieten. Darüber hinaus unterstützen wir Juweliere bei der Entwicklung von Marketingstrategien, die sowohl online als auch offline funktionieren. In der heutigen Zeit ist es wichtig, eine starke Online-Präsenz zu haben, um jüngere Zielgruppen anzusprechen und neue Kunden zu gewinnen.
DJ: Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und ethische Beschaffung für die zukünftige Ausrichtung von Juwelieren?
SCHMIDT: Nachhaltigkeit und ethische Beschaffung sind nicht nur Trends, sondern essentielle Anforderungen der modernen Verbraucher. Immer mehr Kunden legen Wert auf transparente Lieferketten und umweltfreundliche Praktiken. Juweliere, die auf nachhaltige Materialien und ethisch gewonnene Edelsteine setzen, können sich von der Konkurrenz abheben und das Vertrauen ihrer Kunden gewinnen. Wir fördern diese Ansätze aktiv und helfen unseren Partnern, nachhaltige Praktiken in ihr Geschäft zu integrieren.
DJ: Welche konkreten Strategien verfolgen Sie mit „Juwelier.Zukunft“, um die Herausforderungen der Branche anzugehen?
SCHMIDT: Unsere Ziele sind klar und messbar: Wir möchten den Umsatz mit weniger Kunden durch höhere Kaufbeträge steigern und die Marge durch White-Label- und Hybridlösungen erhöhen. Eine unserer Kernstrategien besteht darin, fünfjährige Bindungsgarantien zwischen Juwelieren und Lieferanten zu schaffen. Das sorgt für Stabilität und langfristige Partnerschaften. Wir glauben, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Juwelieren und ihren Lieferanten entscheidend ist, um die Herausforderungen des Marktes zu meistern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Innovation. Wir ermutigen unsere Partner dazu, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, um die Attraktivität ihrer Geschäfte zu erhöhen. Das kann von speziellen Events über die Einführung neuer Produktlinien bis hin zu kreativen Marketingkampagnen reichen. Der Schlüssel dazu ist, dass wir als Netzwerk zusammenarbeiten und voneinander lernen.
DJ: Welche neuen Trends beobachten Sie im Schmuckdesign, die Juweliere in ihre Sortimente aufnehmen sollten?
SCHMIDT: Wir beobachten einen klaren Trend hin zu personalisierten und maßgeschneiderten Schmuckstücken. Kunden suchen nach einzigartigen Designs, die ihre Persönlichkeit widerspiegeln. Auch die Verwendung von farbigen Edelsteinen und innovativen Materialien nimmt zu. Juweliere sollten offen für diese Trends sein und flexible Lösungen anbieten, um den Wünschen ihrer Kunden gerecht zu werden. Zudem ist die Kombination von traditionellem Handwerk mit modernem Design sehr gefragt.
DJ: Wie wichtig ist der Austausch zwischen Juwelieren und Lieferanten für den Erfolg Ihres Konzepts? Gibt es spezifische Mechanismen, die Sie implementiert haben, um diesen Austausch zu fördern?
SCHMIDT: Der Austausch wird von entscheidender Bedeutung sein. Unsere Partner sollen sich gegenseitig unterstützen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Wir planen spezielle Tools einzurichten, bei denen Juweliere und Lieferanten Ideen austauschen und Herausforderungen diskutieren können. Dies soll ein Gefühl der Gemeinschaft schaffen und die Zusammenarbeit fördern. Zudem beabsichtigen wir, digitale Plattformen zu entwickeln, auf denen Juweliere Zugang zu Schulungsmaterialien und Produktinformationen haben werden. Diese Plattformen werden es unseren Partnern ermöglichen, sich fortlaufend weiterzubilden und immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Bei all dem handelt es sich jedoch noch um Zukunftspläne, die bei Anlauf des Projekts in die Umsetzung gelangen werden. Auf der anderen Seite müssen auch die Juweliere bereit sein, in Marketing und Schulungen zu investieren, um das volle Potenzial ihrer Partnerschaften auszuschöpfen.

Wir konzentrieren uns auf die Tiefe des Sortiments und die Qualität der Partnerschaften, zwischen Juwelieren und Lieferanten.
DJ: Was sind die nächsten Schritte für „Juwelier.Zukunft“ in den kommenden Jahren? Welche Vision haben Sie für die Zukunft des stationären Handels im Juwelierbereich?
SCHMIDT: Für 2025 haben wir große Pläne. Wir werden viele Gespräche mit Lieferanten führen, um unser Portfolio zu erweitern und anzupassen. Dabei wollen wir sicherstellen, dass wir den Juwelieren eine breite Palette an Produkten anbieten, die sowohl trendy als auch zeitlos sind. Ich rufe alle Juweliere und Lieferanten, die an eine positive Zukunft glauben, dazu auf, sich bei uns zu melden. Gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern und den stationären Handel erfolgreich gestalten. Unsere Vision für die Zukunft des stationären Handels im Juwelierbereich ist es, eine enge Verbindung zwischen den Juwelieren und ihren Kunden zu schaffen. Wir glauben, dass der stationäre Handel weiterhin eine bedeutende Rolle spielen wird, solange er sich anpasst und innovativ bleibt. Die persönliche Beratung und das Einkaufserlebnis sind Dinge, die Online-Händler nicht bieten können. Wenn wir es schaffen, diese Stärken zu betonen und weiterzuentwickeln, können wir den stationären Handel revitalisieren.
DJ: Welche Rolle spielt die Technologie in der Zukunft des Juwelierhandels?
SCHMIDT: Technologie wird eine entscheidende Rolle spielen. Vom Einsatz von Augmented Reality für virtuelle Anproben bis hin zu intelligenten Kassensystemen, die den Verkaufsprozess optimieren, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie Technologie den Juwelierhandel unterstützen kann. Juweliere sollten bereit sein, in neue Technologien zu investieren, um effizienter zu arbeiten und ihren Kunden ein modernes Einkaufserlebnis zu bieten.
DJ: Zum Abschluss, welche zentrale Botschaft möchten Sie den Juwelieren mit auf den Weg geben?
SCHMIDT: Vertrauen ist der Schlüssel. Ohne Vertrauen sind alle Bemühungen vergeblich. Wir müssen bereit sein, uns zu verändern und neue Wege zu gehen. Beratungsresistenz war schon immer der Feind des Fortschritts. Lassen Sie uns gemeinsam an einer erfolgreichen Zukunft arbeiten! Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen, die sich uns bieten, sind ebenso groß. Wenn wir als Branche zusammenarbeiten, können wir nicht nur die Herausforderungen meistern, sondern auch neue Wege finden, um unsere Kunden zu begeistern. Es ist wichtig, dass wir uns nicht in der Vergangenheit verlieren, sondern den Blick nach vorne richten. Innovation, Kreativität und Anpassungsfähigkeit sind die Schlüssel zu unserem Erfolg. Ich ermutige alle Juweliere, offen für neue Ideen zu sein, sich fortzubilden und die digitale Transformation aktiv zu gestalten. Das bedeutet nicht nur, die neuesten Technologien zu nutzen, sondern auch, die menschliche Note im Verkauf zu bewahren. Die Kombination aus traditioneller Handwerkskunst und modernen Ansätzen wird uns helfen, die nächste Generation von Kunden anzusprechen und langfristige Beziehungen aufzubauen.
Markenprofil
Alexander Schmidt
ALEXANDER SCHMIDT Ob ein Umbau, eine Nachfolgersuche oder ein Neustart, Alexander Schmidt und sein Team fokussieren auf den finanziellen Erfolg Ihres Projekts. Als erster der Branche setzte er auf die...
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