Interview mit Annalisa Nadler, Geschäftsführerin © Juwelier Nadler
Interview: Juwelierin Annalisa Nadler erläutert die Präferenzen ihrer Kunden beim Thema Verlobungsring und welche Rolle dabei Social Media, günstige Labordiamanten oder der Goldpreis spielen.
DerJuwelier.at: Worauf legt der Kunde beim Kauf des Verlobungsrings besonderen Wert?
Annalisa Nadler: Das Funkeln des Diamanten und die Emotion, die der Ring transportiert, stehen im Mittelpunkt. Daher möchte man, dass er sowohl visuell als auch emotional einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
DJ: Welche Rolle spielt der Preis und wie viel gibt Mann schließlich aus?
AN: Die meisten Männer orientieren sich an einem Budget, das etwa einem Monatsgehalt entspricht. Was jedoch entscheidend ist, sind Qualität, ein zeitloses Design und eine fundierte Beratung – Aspekte, die oft dazu führen, dass Kunden bereit sind, ihr ursprüngliches Budget leicht zu überschreiten, wenn sie den Mehrwert erkennen. Im Durchschnitt geben unsere Kunden etwa 4.000 bis 5.000 Euro für den perfekten Ring aus.
DJ: Wie gehen Sie in der Beratung vor, wenn der Wunschring nicht ins Budget passt?
AN: Wir achten darauf, das Budget optimal zu nutzen. Die Goldlegierung spielt eine eher untergeordnete Rolle – der Diamant macht den Großteil der Kosten aus. Die Entscheidung hängt oft davon ab, ob der Kunde einen größeren Stein möchte und dafür bei der Qualität kleine Abstriche macht, oder ob er lieber einen kleineren, hochwertigeren Diamanten wählt.
Zum Beispiel kann man bei einem Ring in Gelbgold die Farbqualität des Diamanten leicht um eine Stufe reduzieren, da der Unterschied in der Gelbgold-Fassung mit bloßem Auge kaum erkennbar ist. In der Praxis sehen wir, dass die meisten Kunden eher bereit sind, bei der Steingröße Kompromisse einzugehen, um eine bessere Qualität zu erhalten.
DJ: Gibt es einen Trend zum größeren Diamanten und hat das etwas mit Social Media zu tun, wo Bräute ihre meist hochkarätigen Ringe präsentieren?
AN: Es gibt zwar einen allgemeinen Trend zu größeren Diamanten, aber das ist nicht ausschließlich auf soziale Netzwerke zurückzuführen. Unsere Kunden lassen sich kaum von Instagram beeinflussen – für sie zählt vor allem die individuelle Bedeutung und der Stil des Rings.
Rund 95% der Kunden entscheiden sich für einen Naturdiamanten im Brillantschliff.
DJ: Welche Rolle spielen Farbdiamanten, Farbedelsteine oder Fancy Cuts?
AN: Bei Verlobungsringen dominiert nach wie vor der klassische Diamant im Brillant-Schliff – rund 95 Prozent unserer Kunden entscheiden sich dafür. Ein kleinerer Teil bevorzugt alternative Schliffarten wie den Baguette, Princess oder Herz, um dem Ring eine individuelle Note zu verleihen. Farbdiamanten und Farbedelsteine spielen aktuell kaum eine Rolle.
DJ: Labordiamanten sind aktuell ein großes Thema. Welche Meinung haben Sie dazu?
AN: Wir führen keine Labordiamanten, und die Nachfrage danach ist derzeit auch äußerst gering. Die meisten Kunden legen Wert auf einen natürlichen Diamanten und bevorzugen es, in diesem Bereich keine Kompromisse einzugehen. Ich bin der Ansicht, dass Labordiamanten den Diamantmarkt in Zukunft nicht maßgeblich beeinflussen werden. Der Werterhalt ist bei Labordiamanten nicht gewährleistet, was für viele Käufer ein entscheidendes Kriterium ist. Zudem fehlt ihnen die Faszination, die natürliche Diamanten ausstrahlen. Der historische und emotionale Wert eines echten Diamanten ist für viele Menschen unersetzlich und spielt eine zentrale Rolle beim Kauf eines Verlobungsrings.