190 Jahre WOLF: Ein Interview über Geschichte, Qualität und Dinge, die man bewahren sollte

190 Jahre WOLF: CEO Simon Philip Wolf V. im Interview. © WOLF

Die Firma WOLF stellt nicht nur Uhrenbeweger her, sondern hat auch selbst eine bewegte Geschichte. Ein Interview mit dem CEO, Simon Philip Wolf V. über Höhen und Tiefen, Qualität, Innovation und die wahren Schätze des Lebens.



Ein spannendes Jahr für das Familienunternehmen WOLF: Anlässlich des 190-jährigen Bestehens werden in diesem Jahr fünf liebevoll gestaltete und hochwertige Produkte herausgebracht, die jeweils eine Generation der Familie und ihre besonderen Errungenschaften repräsentieren.

Besondere Kollektionen zum Jubiläum

Die Jubiläums-Kollektion beginnt mit einer eleganten Silberschmuck-Schatulle, denn Gründer Philipp Wolf I. war Silberschmied. Das zweite Jubiläumsstück ist die Vintage-Style-Schmuckschatulle „Ida“, benannt nach der Frau von Philipp Wolf II. Nach dessen Krankheit und Arbeitsunfähigkeit war sie es, die das Unternehmen in die Zukunft führte. Mit einem Dampferkoffer reiste sie durch Schweden, um WOLF-Produkte zu verkaufen. Diesem Dampferkoffer ist die Schmuckschatulle Ida nachempfunden. Philipp Wolf III., Unternehmer und Erfinder zugleich, erfand die Spieluhr mit der sich drehenden Ballerina. Die Neuauflage zum Jubiläum besteht aus hochwertigem Holz und spielt Schwanensee. An Philipp Wolf IV. erinnert eine besonders designte Wildleder-Box im Design der 70er-Jahre mit dem Logo von Design Philip, einem der Markennamen von WOLF aus den 70ern und 80ern. Der aktuelle Geschäftsführer, Simon Philip Wolf V. präsentiert als überzeugter Veganer eine zu 100 Prozent nachhaltige Kollektion aus veganem Apfelleder und recyceltem PET-Plastikmaterial.

Obwohl Gründer Philipp Wolf I. mit Schmuckschatullen begann, ist das Unternehmen heute besonders für seine Uhrenbeweger bekannt. Was sie so besonders macht, erklärt Simon Philip Wolf V., Geschäftsführer in 5. Generation, im Interview.

WOLF CEO Simon Philip Wolf V. © WOLF

Ein Uhrenbeweger bekommt seine Bedeutung durch die besondere Uhr, die man damit schützen will.

Simon Philip Wolf V., CEO WOLF

Der Geschäftsführer über Hochs und Tiefs und die Familie Wolf

DerJuwelier.at: Herr Wolf, herzlichen Glückwunsch zum 190-jährigen Jubiläum! Kurze Frage: Warum die 190 und nicht die 200?

Simon Philip Wolf: Wer mich und meine Familie kennt, der weiß, dass uns jede Ausrede zum Feiern recht ist! (lacht) Und 190 Jahre sind eine große Nummer. Die Frage nach 191 Jahren würde ich verstehen, aber ich bin auch sicher, dass wir die 195 Jahre feiern werden. Und die 200 Jahre … da werde ich fast 70 sein. Es ist ein aufregender Gedanke, die 200 Jahre WOLF zu feiern, aber so weit sind wir ja noch nicht.

 DJ.at: Was waren in den 190 Jahren Unternehmensgeschichte die einprägsamsten Hochs – und auch Tiefs – von WOLF?

Wolf: Ich bin jetzt seit 38 Jahren im Business und ich habe jede Minute davon genossen. Hochs und Tiefs des Unternehmens zu definieren, ist gar nicht so einfach, weil es so viele davon gibt. Als ich 1988 nach Chicago gereist bin, hat British Airways mein Gepäck verloren. Im Alter von 22 Jahren hatte mich mein Vater nach Amerika geschickt, weil ich dort unser Business aufbauen sollte. Der Schock, an einem neuen, fremden Ort zu sein, war beängstigend und gleichzeitig doch ein Hoch für mich.

Jedes Unternehmen macht irgendwann einmal finanzielle Probleme durch, es sei denn, man hat sehr viel Glück. In den 90er-Jahren hatten wir ernsthafte finanzielle Probleme, wir waren am Boden und in dieser Zeit gab es drei oder vier sehr düstere Jahre für uns. Das Geld war knapp und wir mussten kämpfen, doch die ganze Familie Wolf hat gemeinsam einen Weg durch diese schwere Zeit gefunden.

Schmuckbox "Silver" aus der Jubiläums-Kollektion von WOLF. © WOLF

DJ.at: Das klingt nach einer wirklich starken Familie.

Wolf: Es gibt noch mehr Episoden aus der Geschichte von WOLF, die zeigen, welche wichtige Rolle die Familie gespielt hat. Mein Ururgroßvater kam aus Deutschland und war Silberschmied in Hanau. Er hat dieses Unternehmen als Hersteller von Schmuckschatullen gegründet. Eigentlich hatte er es selbst schon von seinem Vater übernommen, aber er war noch sehr jung, als sein Vater starb. Im Laufe der Zeit brachte er die Geschäfte zum Blühen. Sein Sohn, Philipp Wolf II. wanderte nach Schweden aus und heiratete seine Frau Ida. Er und Ida hatten fünf Kinder. Zwei davon starben an Rachitis, eines an der Spanischen Grippe. Mein Urgroßvater verfiel in Depressionen und konnte sich zeitlebens nie wieder richtig davon erholen, er blieb für den Rest seines Lebens ein Pflegefall.

So hing alles an Ida, einer Frau um die Wende zum 20. Jahrhundert, die mit der Situation nun auf sich allein gestellt war. Ihre Leistung ist für mich ein wahres Highlight in unserer Firmengeschichte, denn Ida war bewusst, dass sie ja ihre zwei Kinder irgendwie ernähren musste. Sie ging nach Malmö, wo die kleine Schmuckbox-Fabrik stand und erklärte den Arbeitern dort: Wenn ihr euer Bestes bei der Herstellung der Schmuckschatullen gebt, dann werde ich mein Bestes dabei geben, sie zu verkaufen. Dank ihres beherzten Einsatzes konnte die Firma WOLF bestehen bleiben.

DJ.at: Kein Wunder, dass auch Ida zum 190-jährigen Jubiläum ihr eigenes Kollektionsstück bekommen hat!

Wolf: So ist es. Man kann sagen: Obwohl es in jeder Generation des Unternehmens einen Wolf gab, war es tatsächlich eine Frau, die in die Familie eingeheiratet hat, der wir es zu verdanken haben, dass die Erfolgsgeschichte weitergehen konnte. Das ist bemerkenswert!

Schmuckbox "Ida" aus der Jubiläums-Kollektion. © WOLF

Kundenbedürfnisse, Innovation und Qualität

DJ.at: Welches Produkt im Portfolio von WOLF ist das bekannteste?

Wolf: Am bekanntesten sind wir als Marke tatsächlich für unsere Uhrenbeweger. Denn wir sind das einzige Unternehmen, dass die Umdrehungen pro Tag zählt. Und wir sind das einzige Unternehmen mit einer dynamischen Manschette für den Uhrenbeweger, durch den man ganz verschiedene Größen und Arten von Uhrenbändern einhängen kann. Diese Funktionen sind patentiert, was ebenfalls für Bekanntheit und einen guten Ruf sorgt.

Einen großen Teil unseres Umsatzes machen wir mit der Uhrenpflege, aber wenn es um reine Stückzahlen geht, verkaufen wir tatsächlich etwa 20 Prozent mehr Schmuckschatullen, weil die Preislage niedriger ist. Wenn ich nach Relevanz unterscheiden müsste, würde ich sagen, beide Produktsparten sind gleich wichtig.

 DJ.at: Welche Entwicklungen haben Sie im Hinblick auf Kaufverhalten oder Kundenbedürfnisse erlebt?

Wolf: Ich bin nahezu fanatisch, wenn es um Qualität geht. Und wir verbessern die Qualität unserer Produkte ständig, oft sind das aber Dinge im Innenleben, die man von außen gar nicht sieht, zum Beispiel das Getriebe bei einem Uhrenbeweger oder unsere dynamische Manschette. Die Leute zieht es auch zu unseren Produkten, weil sie diese Qualität sehen und schätzen. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass wir ein Familienunternehmen sind, das schon seit langer Zeit existiert. In dieser Hinsicht hat sich am Kaufverhalten und den Kundenbedürfnissen also nichts geändert. Auch die Tatsache, dass wir eine große Auswahl bieten, trägt zu unserem Erfolg bei.

Uhrenbeweger-Schrank "Viceroy" in elegantem Schwarz mit Platz für 12 Uhren. © WOLF

DJ.at: Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine gute Marke aus?

Wolf: Erfolgreiche Marken haben alle eines gemeinsam: Sie verbringen viel Zeit damit, zu kommunizieren, wer sie sind und was ihre Produkte gut macht. Wir machen das genauso – mit dem einzigen Unterschied, dass wir für Marketing nicht so tief in die Taschen greifen können. Das Internet hilft uns hier aber sehr, denn die Leute finden unsere Produkte und können sich durch die Bewertungen überzeugen, wie gut wir sind.

Warum Uhrenbeweger in den Fachhandel gehören

DJ.at: Warum gehören Uhrenbeweger in den Fachhandel?

Wolf: Für mich steht das außer Frage. Wenn man ein Fachhändler ist und das richtige Sortiment hat, ist es ausgeschlossen, dass Kunden einen Uhrenbeweger online kaufen. Warum sollten sie? Im Geschäft bekommen sie die persönliche Beratung und sprechen mit einem Menschen über das Produkt und die Marke.

Natürlich haben wir auch Online-Verkäufe, aber der Großteil findet in physischen Stores statt. Uhrenbeweger sind einfach ein Produkt, dass die Leute anfassen wollen. Wenn man es im physischen Geschäft nicht schafft, den Uhrenbeweger zu verkaufen, dann stimmt vielleicht etwas mit dem Verkäufer nicht.

 DJ.at: Ein kleines Spiel, Herr Wolf: Verkaufen Sie mir einen Uhrenbeweger.

Wolf: Oh, das ist einfach! Wissen Sie, ein Uhrenbeweger ist nicht einfach nur ein Uhrenbeweger. Der Uhrenbeweger ist die Uhr! Wenn Sie eine Uhr haben und Uhren mögen, dann möchte Sie die natürlich auch pflegen. Und wenn es sich um eine Automatikuhr handelt, muss sie aufgezogen werden. Deshalb gehört sie in einen WOLF Uhrenbeweger, in dem Sie Ihre Lieblingsstücke aufbewahren können. Die wirft man ja auch nicht achtlos in die Sockenschublade.

Der beste Ort abseits des Handgelenks, an dem man seine Uhr aufbewahren kann, ist in einem Uhrenbeweger von WOLF. Der Grund dafür ist einfach: Wir haben im Uhrenbeweger einen Computer-Chip installiert, der die Umdrehungen zählt – und das auch nach Vorgaben des Herstellers der Uhr! Eine Rolex Milgauss zum Beispiel braucht 650 Umdrehungen pro Tag in beide Richtungen. Und so kümmern wir uns um diese Uhr und helfen, ihren Wert zu erhalten, denn oft handelt es sich dabei um eine wertvolle Investition und etwas, das man an künftige Generationen weitergeben will.

Bei WOLF kann man die Größe der Manschette im Uhrenbeweger auch an die Größe des eigenen Handgelenks anpassen und planen, wann er anfängt zu rotieren, wenn die Gangreserve mehrere Tage beträgt. Im Programm gibt es auch Ruhephasen, wo der Uhrenbeweger „schläft“, dadurch werden die empfindlichen Mechanismen und Komplikationen der Uhr geschont. Kurz: Die Uhr bleibt nicht einfach nur aufgezogen – sie bleibt es auch genau auf die richtige Art!

Uhrenbeweger "The Den" von WOLF. © WOLF

Über Lieblingsuhren und das revolutionärste WOLF-Produkt

DJ.at: Welche Uhren besitzt und liebt denn jemand wie Sie, der sich so sehr um die Pflege der Zeitmesser bemüht?

Wolf: Meine Frau hat mir eine Uhr geschenkt, als wir geheiratet haben. Es ist eine Vintage Omega. Ich habe so viele Lieblingsuhren. Ich habe eine Einzeiger-Uhr von Hermès aus den 50ern oder 60ern – so genau weiß ich es nicht, aber sie ist antik und sehr ungewöhnlich. Ich liebe meine Omega Aqua Terra, weil sie so genau geht. Ich besitze eine Jaeger-LeCoultre Polaris, mit der ich gerne mal angebe. (lacht) Meine Rolex Milgauss ist ein Liebling. Ich bin ein großer Fan von Rolex als Unternehmen, aber das gilt nicht unbedingt für alle ihre Uhren, aber die Rolex Milgauss mit grünem Zifferblatt ist einer meiner Lieblinge. Ich habe aber keine Uhr, die ich nicht mag.

 DJ.at: Wenn Sie ein WOLF Produkt in eine Zeitkapsel legen könnten, die in 50 oder 100 Jahren geöffnet wird, welches wäre das?

Wolf: Ich denke, es wäre das revolutionärste Produkt, das wir im Moment führen: „The Rocket“. Es ist der kleinste Reise-Uhrenbeweger, den wir je gebaut haben. Tatsächlich gibt es gar keine anderen reisetauglichen Uhrenbeweger. Wir sind das einzige Unternehmen, das jemals einen entwickelt hat. Dieser kleine Uhrenbeweger passt in eine Hand und durch seine Rollenform ist er ideal für Reisen. Wir haben ein Jahr gebraucht, um den „Rocket“ zu entwickeln und zu produzieren. Wenn ich in 50 Jahren die Zeitkapsel wieder öffnen würde, würde ich hoffen, dass es bis dahin eine neue Version des „Rocket“ gibt, die noch kleiner ist.


Das Erbe von WOLF

DJ.at: Nach 190 Jahren WOLF: Wie würden Sie die Philosophie des Unternehmens beschreiben?

Wolf: Wir bei WOLF sind voll und ganz davon überzeugt, dass wir mit dem was wir tun, das Vermächtnis der Menschen beschützen. Auch die eigenen Kinder sind ein Vermächtnis. Aber man hinterlässt nicht sein Auto. Das Haus vielleicht, aber sicherlich kein Paar Schuhe.

Es gibt wenig, was man da als Vermächtnis, als Hinterlassenschaft betrachten kann. Aber wenn es etwas gibt, dann sind das wohl die Uhren und Schmuck. Dinge, die einen sentimentalen Wert für uns besitzen. Es ist etwas Wertvolles, das man für immer behalten und weitergeben möchte.

Das sind die Dinge, die wir pflegen und bewahren wollen. Und um genau diese Dinge kümmern wir uns bei WOLF mit besonderer Hingabe und auf elegante Art und Weise.

Unsere Schmuckschatullen behandeln wir beispielsweise im Inneren mit LusterLoc®, einer Lösung, die verhindert, dass der Schmuck anläuft, weil die Luft im Inneren der Box neutralisiert wird. Und unsere Uhrenbeweger erhalten die Mechanik der Uhr und pflegen sie.

Die Mission, die wertvollen Schätze der Menschen zu erhalten und zu bewahren, durchdringt alles, was wir bei WOLF tun. Und das ist unser Vermächtnis, welches wir erfolgreich in die Zukunft tragen wollen.

DJ.at: Her Wolf, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Markenprofil

WOLF

WOLF

WOLF Kollektionen zum 190-jährigen Jubiläum in limitierter Auflage: Silber, Ida, Ballett, Philipp, Erde   Viceroy Uhrenbewegerschränke bluetoothgesteuert erhältlich als 12er/16er Modelle   Der Den-Uhrenbeweger-Tresor   Wir haben über 25 Kollektionen...

Mehr lesen
Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?
Werden sie BRANCHEN-INSIDER! Und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News, Vorteilen und Branchen-Insights, die es NUR im geschützten Insider-Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.