Sind die Lohnforderungen der Gewerkschaft realistisch? © Shutterstock.com
Überforderung der Branche? Der Handel zeigt sich auch in Krisen als verlässlicher Arbeitgeber. Doch nun sinken die Beschäftigtenzahlen erstmals seit Jahren wieder. Zu hohe KV-Forderungen gefährden viele weitere Arbeitsplätze.
Angesichts des heutigen Aktionstags der Gewerkschaft GPA am 14. November mit angekündigten Straßenprotesten in Wien und Salzburg warnt der Handelsverband abermals vor einer Überforderung der Branche durch unverhältnismäßig hohe Gehaltsforderungen. Zwar ist die Gesamtbeschäftigung in Österreich im Oktober laut BMAW abermals um 23.000 aktive Beschäftigte gewachsen. Eine genaue Analyse der aktuellen Daten zeigt aber, dass die extrem schwierigen Gesamtumstände und die Unsicherheiten, mit denen der Handel aktuell zu kämpfen hat, bereits deutliche Spuren hinterlassen.
Hintergrund
Die Gewerkschaft fordert eine dauerhafte Gehaltserhöhung über der Inflationsrate. Die Arbeitszeit soll schrittweise verkürzt werden – doch für die Arbeitgeber ist dies fernab jeder Realität. (Derzeit beträgt das monatliche Einstiegsgehalt 1.945 Euro brutto, die 2.000 Euro-Schwelle soll überschritten werden, die Forderungen liegen bei 14% Lohnerhöhung.)
1.700 Stellen weniger
„Dass der Handel ein sehr verlässlicher Partner und Arbeitgeber ist, haben wir zuletzt in Corona-Zeiten bewiesen, wo die Branche trotz aller Unwägbarkeiten und Herausforderungen mehr als 15.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Auch jetzt versuchen unsere Unternehmen alles, um ihre Mitarbeiter zu halten. Doch die zahlreichen Krisen in der Branche zeigen inzwischen ihre Auswirkungen auch am Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der unselbstständig Beschäftigten bereits um 1.700 oder 0,3 % verringert – und wir befürchten, dass das noch nicht das Ende dieses Trends ist“, berichtet Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.
Laut Arbeitsministerium hat sich die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Handel (inkl. Kfz-Wirtschaft) im Jahresvergleich um 1.681 auf 573.879 Personen verringert. Während die Beschäftigungszahlen im Großhandel noch leicht wachsen, ist vor allem der Einzelhandel von Rückgängen betroffen. Und hier wiederum trifft es jene Branchen am härtesten, die von der aktuellen Krise am stärksten berührt sind, also den Online-Handel und den Elektro- und Möbelhandel.
Verantwortungsbewusstsein gefordert
„Wir hoffen, dass auch die Gewerkschaft die akute Gefahr für die Beschäftigung im Handel erkennt und danach handelt“, meint Handelssprecher Will.
„Demonstrationen auf der Straße helfen nicht dabei, die vielfältigen Probleme zu lösen, vor denen wir gemeinsam stehen, sondern verschärfen diese. Laut WIFO blickt der Handel auf 12 Monate in Folge mit sinkenden Umsätzen zurück. In keiner Branche gab es heuer bisher so viele Insolvenzen wie im Handel. Zu hohe Gehaltsforderungen und eine zu starre Haltung in der laufenden KV-Runde gefährden in dieser Situation viele weitere Arbeitsplätze. Wir hoffen, dass die Gewerkschaft in der nächsten Verhandlungsrunde am 16. November mehr Verantwortungsbewusstsein zeigt und ihre Forderungen auf ein realistisches Maß bringt, das die nachhaltige Jobsicherung nicht aus den Augen verliert.“
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