Platin bleibt günstig, Gold vorerst teuer: Die Scheideanstalt C. Hafner setzt weiter stark auf Platin und ihre spezielle PlatinGold-Legierung.
Nach Einschätzung der Scheideanstalt C. Hafner bleibt der Platinpreis vorerst tief. Auch am hohen Goldkurs wird sich das erste Halbjahr wohl nichts ändern, sagte Birgitta Hafner, Geschäftsführerin und Mitinhaberin von C. Hafner, im Interview mit „Blickpunkt Juwelier“. Die Platin-Party für den Juwelier geht also weiter.
Mit ihrer neuen PlatinGold-Legierung hat die Scheideanstalt C. Hafner einen neuen Standard gesetzt in Sachen Farbe, Reinheit und Verarbeitbarkeit. Das beste Schmuckedelmetall ist im Vergleich zu 18 kt Gold derzeit so günstig wie nie zu haben – und daran wird sich wohl vorerst nichts ändern, berichtet Birgitta Hafner, Geschäftsführerin und Mitinhaberin der Scheideanstalt C. Hafner, im Interview mit „Blickpunkt Juwelier“.
„Blickpunkt Juwelier“: Ringe aus Platin 950 sind derzeit teilweise günstiger zu kaufen als solche aus 18kt Weißgold, obwohl sie aufgrund ihres spezifischen Gewichts rund 30 % schwerer sind. Hatte sich eine solch einmalige Situation angedeutet, als Sie die Arbeit an der PlatinGold-Legierung begonnen hatten?
Birgitta Hafner: Nein, als wir PlatinGold auf den Markt brachten, hatten wir diese Situation noch nicht. Das Argument PlatinGold zu entwickeln, war es, die Material- und Verarbeitungseigenschaften von Platin durch den Zusatz von Gold zu verbessern und damit einen neuen Platin-Standard zu schaffen. Die aktuelle Entwicklung sind „nur“ ein weiteres Argument für PlatinGold.
BJ: Tut diese Besonderheit dem Image des Edelmetalls Platin gut oder weckt es beim Konsumenten falsche Erwartungen?
Hafner: Platin hat schon immer das Image eines hochwertigen und exklusiven Edelmetalls. Wir gehen nicht davon aus, dass sich dies durch die gegenwärtige Situation ändert.
BJ: Platin spielt eine Sonderrolle als edelstes Schmuck-Edelmetall. Hätten Sie den gleichen Aufwand für eine neue Palladium-Legierung gemacht?
Hafner: Die Vorteile unserer PlatinGold-Legierung sind der hohe Edelmetallanteil, die superweiße Farbe, die hervorragenden Materialeigenschaften und die exzellente Verarbeitbarkeit. Diese Eigenschaften wären bei einer Palladium-Legierung in dieser Form nicht möglich. Wir wollten eine hochwertige, exklusive Legierung schaffen, außerdem hat Platin schon immer ein höherwertiges Image als Palladium.
BJ: Spielt PlatinGold seine Stärke im Alltag eher beim Trauring oder beim gegossenen Schmuckring aus?
Hafner: PlatinGold kann für jede Anwendung und auch verfahrensunabhängig eingesetzt werden. Sowohl traditionelle Verfahren als auch zukunftsweisende Technologien sind mit dieser Legierung möglich. PlatinGold spielt auch als Edelmetall-Pulver für die additive Fertigung seine Stärke aus. Denn dank der neuen Technologie können beispielsweise teure Materialien eingespart, gleichzeitig der Tragekomfort erhöht und eine schier grenzenlose Designfreiheit geboten werden.
BJ: Die Preisschwankungen von Edelmetallen haben starke politische und wirtschaftliche Faktoren. Mit welchen Preisentwicklungen bei Gold und Platin und folglich bei PlatinGold und Weißgold rechnen Sie in der nächsten Zeit?
Hafner: Die größten Preistreiber der Edelmetallpreise waren die US-Präsidentenwahl und vor allem die Corona-Pandemie. Beide Faktoren scheinen aber erstmal den größten Schrecken verloren zu haben, seit ein Impfstoff in Sicht und es Klarheit im Weißen Haus gibt. Wir rechnen daher kurzfristig mit einer leicht sinkenden Tendenz der Edelmetallpreise, wie es jetzt schon der Fall ist.
Preisschwankungen bei PlatinGold können Goldschmiede und Juweliere teilweise umgehen, indem sie edelmetallhaltige Abfälle bei der Scheideanstalt aufarbeiten lassen und sich diese Edelmetalle auf ihr Kundenkonto gutschreiben lassen. Diese Edelmetalle können so beim Bezug von Halbzeug bzw. PlatinGold-Legierung verwendet werden. So können Preisschwankungen in gewissem Maß umgangen werden.
BJ: Wie gehen Sie als Scheideanstalt mit den aktuell besonderen Preisentwicklungen um, da Gold extrem teuer, Platin im Vergleich günstig geblieben ist und sich Palladium extrem verteuert hat?
Hafner: Für uns als Scheideanstalt sind die Edelmetalle der Kundenaufträge reine durchlaufende Posten. Allerdings nimmt das Recyclingvolumen bei steigenden Edelmetallpreisen zu. Jedoch können sich die Preisentwicklungen auf das Geschäft unserer Kunden entsprechend auswirken, denn die Schmuckbranche ist zu einem großen Teil abhängig von der Wirtschaftslage. Auch das Investmentgeschäft nimmt bei hohen Goldkursen zu.
BJ: Wie gehen Sie derzeit mit Palladium in Weißgold- und Platin 600-Legierungen um? Gibt es Ersatz für Palladium?
Hafner: Palladium kann in Weißgold nur begrenzt reduziert werden, da die weiße Farbe sonst nicht mehr gewährleistet werden kann. Zudem ist die Entwicklung neuer Legierungen schwierig und langwierig. Wenn der Palladium-Preis sinkt, wird Weißgold mit Palladium wieder an Interesse gewinnen, da dies einfach der beste „Zusatz“ ist.
Platin 600 ist für uns keine Platinlegierung. Wir sehen Platin (950) als eine hochwertige und exklusive Legierung und PlatinGold durch das Zulegieren von Gold (Pt 950/ + Au) als neuen Platinstandard.
BJ: Wie lange kann sich dieses ökonomisch und auch ökologisch falsche Preisverhältnis von Gold zu Platin aufrechterhalten?
Hafner: Spannend wird es sein, zu beobachten, wie sich die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie entwickeln. Perspektivisch ist von einer deutlichen Korrektur, bei einer raschen Eindämmung der Pandemie, bis zu einem Anstieg auf neue Rekordhöhen alles möglich. Wir gehen davon aus, dass sich Gold zunächst auf dem jetzigen Niveau hält, und dann ab Mitte des Jahres tendenziell wieder ansteigen wird. Aus unserer Sicht wird sich der Preis von Platin zunächst auf dem derzeitigen Niveau halten. Das heißt wir gehen davon aus, dass sich dieses „falsche Preisverhältnis“ noch einige Zeit halten wird.
Das komplette Interview lesen Sie in der Ausgabe “Blickpunkt Juwelier” 01/21.
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