Serie: Apple Watch – Chronologie eines Mega-Erfolgs

Bei ihrer Markteinführung 2014 wurde die Apple Watch von der Schweiz verspottet. Heute spottet niemand mehr. Apple verkauft mehr Uhren als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie. Wie kam es dazu? Lesen Sie hier den ersten Teil unserer Serie „Apple Watch – Chronologie eines Mega-Erfolgs“.


Apple-Chef Tim Cook hatte die Uhr am 10.9. 2014 am Ende einer Pressekonferenz mit den Worten „One more thing“ der Weltöffentlichkeit präsentiert. Es waren die Worte mit denen sein Vorgänger Steve Jobs 2007 das iPhone vorgestellt hatte – jenes Produkt, dass die Welt verändert hat. Wie steht es um die Apple Watch? Seit April 2015 ist die Smartwatch auf dem Markt und hat zumindest die Uhrenwelt – dies lässt sich 2020 sagen – verändert.

Das nach Aussagen von Apple persönlichste aller jemals vorgestellten Produkte kam für 350 Dollar auf den Markt – erntete Begeisterung und von Mitbewerbern Spott. Die Vertreter der Schweizer Uhrenbranche gaben sich zunächst gelassen. Im Gedächtnis bleiben die Stimmen der beiden wichtigsten Protagonisten der Schweizer Uhrenindustrie, Nick Hayek und Jean-Claude Biver. Hayek, Chef der Swatch Group, begrüßte den neuen Rivalen mit bissiger Ironie. „Ich muss gratulieren. Ich habe gesehen, dass die Innovation, die jetzt in Cupertino präsentiert wurde, die Krone ist”. Erfunden vom Luxus-Uhrenmacher Abraham Louis Breguet, der von 1747 bis 1823 lebte. Hayeks Einschätzung damals: Vom Kurs des Schweizer Franken komme mehr Druck als von den Smartwatches der Computer-Industrie. Die Apples, die Samsungs, die LG Electronics, die Sonys – die seien hypernervös. Dies habe man gesehen. Aber, so Hayek: „Wir sind nicht nervös. Wir wissen, was wir tun.”

Ins Detail geht auch Jean Claude Biver, damals Präsident der Luxusuhrenmarke Hublot. „Die Uhr hat kein Sex-Appeal. Sie ist viel zu feminin und zu ähnlich zu den anderen Smartwatches am Markt.“ Und weiter: „Die sieht aus, als hätte sie ein Designstudent im ersten Semester entworfen.” Die Uhr sehe ein wenig kalt aus, ihr fehle etwas Persönlichkeit. Biver: „Sie sieht perfekt aus, aber bei Perfektion fehlt es manchmal an der Sexiness.”

Bivers Grundeinstellung: „Eine Schweizer Qualitätsuhr ist ein Stück Ewigkeit in einem Gehäuse.“ Eine Uhr sei auch ein Statussymbol, welches für immer hält. Im Vergleich dazu sei die Apple Watch ein Stück Technik, welches bereits nach kurzer Zeit überholt sei. Biver: „Eine Uhr, die 40 Millionen Mal verkauft wird und in zehn Jahren nicht mehr repariert werden kann, kann nicht zeitlos sein.”

Trotzdem aber warnte Biver vor dem Markt-Potential der Apple Watch bei jungen Kunden. Ähnliche Töne waren auch von Hayek zuhören. Er erinnerte an die viele Menschen, vor allem junge Menschen, die keine Uhren tragen. Es seien Menschen, die das Gefühl einer Uhr am Handgelenk nicht kennen. Diese Menschen könnten vielleicht durch Apple an das Tragen einer Uhr gewöhnt werden und später dann auf eine Schweizer Uhr umsteigen?

Die ersten Reaktionen der Schweizer auf die Apple Watch erinnern ein wenig an Microsoft-Gründer Steve Ballmer, der sich öffentlich über das iPhone lustig gemacht hatte. Kurz nach der Präsentation hatte er gesagt: „Das iPhone wird nie im Leben einen bedeutenden Marktanteil erlangen. Keine Chance.“ Ein historischer Irrtum. Das iPhone hat die Welt verändert – und Microsoft an den Rand des Mobilfunk-Marktes gebracht.

 

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Serie:
Game Changer: Die Apple Watch stellt die Uhrenwelt auf den Kopf. Mittlerweile verkauft der Tech-Konzern mehr Uhren als die gesamte Schweiz – gerade einmal fünf (!) Jahre nach Markteinführung. Wie kam es dazu? Und wie geht es weiter? Lesen Sie unsere Serie „Apple Watch – Chronologie eines Mega-Erfolgs“. Bisher sind folgende Beiträge erschienen:

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