Erneut bahnt sich ein heftiger Streit zwischen der Wettbewerbskommission und der Swatch-Group-Tochter ETA an. Wenn es nach der Behörde geht, darf ETA 2020 kein einziges mechanisches Uhrwerk mehr ausliefern. Swatch-Chef Hayek zeigt sich entzürnt.
Das Sekretariat der Wettbewerbsbehörde schlägt seiner Kommission für die nächste Sitzung offenbar ein Lieferverbot für mechanische ETA-Werke ab 2020 vor. Weko-Direktor Patrik Ducrey kündigt eine Mitteilung für Donnerstag an.
Was sich andeutet, ist eine Kehrtwende. Folgt dem bisherigen Lieferzwang nun ein Lieferstopp? Seit 2003 untersucht die Behörde eine möglicherweise machtbeherrschende Stellung der ETA. Die Kommission stellte wiederholt fest, dass ETA eine marktbeherrschende Stellung auf dem Markt für mechanische Uhrwerke hat. Sie verpflichtete Swatch zur Belieferung der Konkurrenz, was der Konzern eigentlich verhindern wollte. Ein Deal sollte Sicherheit schaffen: ETA musste Fremdfirmen weiter beliefern, durfte die Liefermenge aber Jahr für Jahr reduzieren. Ende 2019 sollte dieser Deal beendet und die Swatch-Group frei sein.
Doch die Weko prüfte im September 2018 erneut. Nun scheint die Prüfung beendet zu sein. Am Donnerstag wird wohl verkündet, dass es zu einem Lieferstopp ab 2020 kommen werde. Vermutlich, weil die Weko sieht, das der künftige Wettbewerb weiter gestärkt werden müsse und die Mitbewerber mehr Marktanteile erhalten sollen.
Das Ergebnis der Untersuchung scheint Hayek zu schocken. Nachdem der Konzern im Jahr 2019 eine halbe Million mechanische Uhrwerke an die Konkurrenz ausgeliefert hatte, soll es nun keine einzige sein. Uhrenhersteller, die fest mit diesen Uhrwerken gerechnet haben, könnte diese Entscheidung in ernsthafte Probleme stürzen – was letztlich in der Vergangenheit der Grund für den Lieferzwang war.
Chopard hat bereits angekündigt, 2020 gewisse Uhren-Modelle nicht wie geplant vorzustellen, so Karl-Friedrich Scheufele, Co-Präsident und Eigentümer. Weitaus drastischere Folgen dürfte es für kleinere und mittelgroße Uhrenhersteller haben, die den Großteil ihrer Kollektion auf ETA-Werken bauen.
Swatch-Chef Nick Hayek kritisiert die Behörde. „Die Wettbewerbskommission hat doch nicht die Aufgabe, den Markt zu organisieren“, sagte er einer Schweizer Tageszeitung. Die Behörde solle Marktmacht und deren Missbrauch verhindern. „Wenn ETA nicht liefern darf, führt das nicht zu mehr, sondern zu weniger Wettbewerb“, so Hayek.“
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