Sebastian Schroeter über den Trumpf des Handwerks: Der Heldwein-Weg im Luxussegment

Heldwein Anton und Sebastian Schroeter

Generationenwechsel. Sebastian Schroeter (re.) führt den Traditionsjuwelier nun in fünfter Generation und schlägt ein neues Kapitel auf. Im Bild mit Stiefvater Anton Heldwein. © Heldwein

Als Stiefsohn von Anton Heldwein und neuer Geschäftsführer des Traditionsjuweliers Heldwein bringt Sebastian Schroeter frischen Wind in ein Wiener Familienunternehmen mit über 120-jähriger Geschichte. Im Interview mit DERJUWELIER.at spricht der ausgebildete Gemmologe über exzellente Schmuckkultur, das Bekenntnis zu echten Materialien, moderne Kundenansprüche – und warum gute Laune ein unternehmerisches Asset ist.



Wien, Graben – zwischen Historie und Haute Joaillerie. Hier führt der Name Heldwein seit über einem Jahrhundert eine klare Handschrift: feinstes Handwerk, höchste Materialqualität und persönliche Beratung. Seit Kurzem ist Sebastian Schroeter als fünfte Generation in die Geschäftsführung eingestiegen. Der gelernte Gemmologe, mit Stationen bei Pomellato und fundierter Ausbildung im Bereich Entrepreneurship, kombiniert traditionsreiches Denken mit einem modernen Blick auf Luxus, Stil und Kundenbindung. Im exklusiven Gespräch mit DerJuwelier.at erklärt er, warum „Premium“ kein Etikett, sondern eine Haltung ist – und weshalb natürliche Edelsteine, authentische Beratung und das richtige Team an Mitarbeitern die wahren Zukunftswährungen im Schmuckhandel sind.

DERJUWELIER.at: Herr Schroeter, Juwelier Heldwein gilt als eine der renommiertesten Adressen am Wiener Graben. Wie würden Sie die Positionierung Ihres Hauses heute beschreiben?

SEBASTIAN SCHROETER: Wir sehen uns in erster Linie als traditionelles Familienunternehmen – nicht als typischer Premiumjuwelier. Unsere Identität beruht auf unserer Geschichte: Seit 1902 betreiben wir ein eigenes Atelier. Das ist nicht nur ein Handwerksbetrieb, sondern auch ein kulturelles Fundament. Die Familie Heldwein stammt aus einer Schmuckmachertradition. Nach dem Krieg haben wir den mutigen Schritt gemacht, in bester Innenstadtlage am Graben neu zu starten – mit klarer Vision und Hingabe zum Handwerk. 

DJ.at: Was unterscheidet Sie dabei heute von anderen Akteuren im Luxussegment?

SCHROETER: Ganz klar: unser Anspruch an Qualität und Service – in jeder Hinsicht. Die von uns ausgewählten Steine, die handwerkliche Fertigung, das Einkaufserlebnis selbst – all das soll für unsere Kunden ein Gesamterlebnis sein, das sie über Jahre und Generationen begleitet. Wir möchten einen Ort bieten, an dem sich Menschen wohlfühlen, ehrlich beraten werden und spüren, dass hier etwas mit echter Leidenschaft gemacht wird.

DJ.at: Sie sprechen vom Handwerk – was bedeutet für Sie exzellente Schmuckkultur im Jahr 2025?

SCHROETER: Exzellente Schmuckkultur heißt für mich, dass fast kein Wunsch unmöglich ist. Unser Atelier ermöglicht eine enorme Bandbreite: von Einzelstücken über kleine Serien bis hin zu technisch anspruchsvollsten Sonderanfertigungen. Wichtig ist, dass der Schmuck Freude macht – nicht nur beim Kauf oder Verschenken, sondern vor allem beim Tragen. Erst im Alltag entfaltet er seine emotionale Bedeutung. Das macht Schmuck so besonders. 

DJ.at: Welche Rolle spielt dabei das Thema Redesign?

SCHROETER: Eine große. Wir erleben häufig, dass Kunden mit geerbten Stücken zu uns kommen – mit viel Geschichte, aber oft nicht mehr zeitgemäß. Wir sehen es als Aufgabe, diesen Schmuck in die Gegenwart zu holen.

Heldwein New Iconica
New Iconica. Geschäftsführer Sebastian Schroeter im Kundengespräch in der Pomellato-Boutique, die seit elf Jahren fester Bestandteil des Angebotes von Juwelier Heldwein ist. © Heldwein

DJ.at: Im Luxussegment ist Differenzierung eine Herausforderung. Wie gelingt Ihnen das?

SCHROETER: Durch Serviceorientierung, aber auch durch klare Entscheidungen. Wir hatten früher ein sehr breites Portfolio – heute konzentrieren wir uns bewusst. Unsere Schmuckmarken sind langfristige Partner, keine kurzfristigen Trends. Pomellato führen wir seit elf Jahren in einer eigenen Boutique, mit Ole Lynggaard waren wir die Ersten in Österreich, Vhernier gibt es exklusiv bei uns – und natürlich unsere eigene Kollektion.  Auch im Uhrenbereich pflegen wir mit Patek Philippe eine über 50-jährige Partnerschaft. Unser Prinzip: Weniger Marken, aber mit Tiefe. So können Kunden wirklich eintauchen – und das macht am meisten Freude.

DJ.at: Wie spielt die Eigenmarke in das Sortiment?

SCHROETER: Unser Atelier war früher vor allem für Einzelstücke und Anlassschmuck bekannt. Heute kombinieren wir dieses Know-how mit neuen Technologien wie 3D-Design oder 3D-Druck. Das ermöglicht uns, Modelle für Kunden anschaulich zu machen und gleichzeitig höchste Präzision in der Fertigung zu gewährleisten. Wir arbeiten mit Gussverfahren und Handarbeit – je nach Komplexität. Serien wie „Heros“, bei denen große Farbedelsteine im Mittelpunkt stehen, haben großen Zuspruch erhalten. Die Herausforderung dabei: hochwertige Steine zu bekommen. Die Preise sind explodiert, die Verfügbarkeit hochwertiger Ware – etwa farbintensive Steine mit wenigen Einschlüssen – ist stark zurückgegangen.

DJ.at: Wie wichtig ist für Sie das Thema Beratung im Premiumsegment?

SCHROETER: Beratung heißt für uns: ehrlich, authentisch und akkurat zu sein.  Natürlich wollen wir verkaufen – aber nur dann, wenn das Schmuckstück wirklich zur Trägerin passt. Viele unserer Kunden erwarten genau das: ein echtes Gespräch, ein gutes Gefühl, eine vertrauensvolle Beziehung. Der Verkauf von Schmuck ist für mich vor allem eine Beziehungsarbeit. Und das ist vielleicht der größte Unterschied zu reinen Markenstores: Wir sind nicht nur Verkäufer, wir sind auch Experten, Zuhörer, manchmal sogar Stilberater.

Heldwein Geschäft Wien
Juwelier Heldwein am Wiener Graben. Seit Jahrzehnten Standort des traditionsreichen Familienunternehmens mit eigenem Atelier und ausgewähltem Markensortiment. © Heldwein

DJ.at: Was unterscheidet Sie konkret von Konzernen oder großen Markenboutiquen?

SCHROETER: Die Authentizität. Große Marken haben exzellente Verkaufsschulungen – aber oft geht dabei das Persönliche verloren. Wir setzen auf ein familiäres Umfeld, auf Individualität und auf eine Atmosphäre, in der sich Kunden wiederfinden können. Humor und Leidenschaft gehören da genauso dazu wie ein Team, das diesen Geist mitträgt.

DJ.at Sie verwenden und bieten ausschließlich natürliche Diamanten an – warum?

SCHROETER: Weil für uns die Echtheit des Materials zentral ist. Wir wollen echtes Handwerk vermitteln – und dazu gehört für uns das Naturprodukt. LGDs sind technisch gesehen echte Diamanten, aber für mich gehören sie ins Modeschmucksegment. Manche Marken bauen sich damit ein eigenes Segment auf – mit 9 oder 14 Karat Gold. Für uns ist das nichts. Wir arbeiten mit 18 Karat sowie mit Steinen, die durch ihre Entstehungsgeschichte faszinieren. Das macht einen großen Teil der Wertigkeit aus – auch emotional. Die Energieaufwendung für LGDs ist enorm, die Nachhaltigkeitsargumente oft nicht nachvollziehbar. Für mich ist das Greenwashing.

DJ.at: Wie positionieren Sie sich im Marketing?

SCHROETER: Der erste Kontakt muss sitzen – egal, ob bei Jung oder Alt. Schwellenangst ist ein Thema, das wir durch Kommunikation abbauen wollen. Unsere Citylight- und Out-of-Home-Kampagnen funktionieren gut, aber auch Printmedien bleiben für uns wichtig. Aktuell arbeiten wir an einem Relaunch der Website, Social Media ist ein fester Bestandteil. Aber dort braucht es heute mehr als schöne Bilder – Kampagnenwissen, Algorithmusverständnis, Zielgruppen-Insight. Ohne professionelle Agenturen kommt man da kaum mehr weiter. Wir haben verschiedene Modelle ausprobiert, auch intern – aber am Ende ist das ein eigener Beruf geworden.

DJ.at: Was macht für Sie eine exzellente Verkaufsfläche 2025 aus?

SCHROETER: Weniger die Quadratmeter, mehr das Gefühl. Es geht um Atmosphäre, Echtheit, Individualität. Kunden merken sofort, ob ein Team gut funktioniert, ob es Freude an der Arbeit hat. Diese Energie überträgt sich. Dazu kommt die Möglichkeit, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen – auch durch unser Atelier. Und natürlich die Transparenz: Viele wollen heute genau wissen, woher das Material kommt, wie etwas gefertigt wurde. Wir stehen hinter jedem Stück – ob selbst gefertigt oder zugekauft.

GESCHÜTZTER BRANCHENINSIDER-BEREICH

Als Brancheninsider lesen Sie weiter!
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos, um alle Inhalte, tägliche Branchen-News und Insider-Infos als erstes zu erhalten.

Sie sind bereits ein Branchen-Insider? Hier anmelden

Noch kein Branchen-Insider? Jetzt registrieren!

Registrierung

Registrieren Sie sich jetzt kostenlos,
besondere Inhalte – nur für besondere Insider!
IHRE VORTEILE
als BRANCHEN-INSIDER

Sichern Sie sich jetzt Ihre
Branchen-Poleposition!

Ihre Vorteile
als Branchen-Insider

Sichern Sie sich jetzt Ihre
Branchen-Poleposition!

Ohne Registrierung

für Besucher

Jetzt kostenlos registrieren und sofort den Artikel kostenfrei lesen!

Als Brancheninsider lesen Sie weiter!
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos, um alle Inhalte, tägliche Branchen-News und Insider-Infos als erstes zu erhalten.

FIRMEN-DATEN


LOGIN-DATEN

Datenschutzerklärung zeigen

Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

DER NEUE ZEITUNGSBEZUG

Jetzt auf erweiterten DerJuwelier.at Bezug PRINT UND DIGITAL umsteigen und noch mehr relevante Informationen aus der Branche sichern!

SIND SIE SCHON REGISTRIERT ?

Registrieren Sie sich jetzt und profitieren Sie von allen Inhalten in voller Länge, exklusiven News und Insights, die es NUR im geschützten Bereich für Branchen-TeilnehmerInnen gibt.