Schweizer Uhren in den USA: Luxus wird spürbar teurer

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Trump-Administration trifft die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ins Mark. © Freepik

US-Zölle setzen Schweizer Uhrenindustrie unter Druck. Am 7. August 2025 trat der drastischste Zollsatz in der Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA in Kraft: 39 % auf nahezu alle Schweizer Waren, inklusive Uhren, Uhrwerke, Schmuck, Kosmetika und Schönheitsprodukte. Ausgenommen bleiben lediglich Gold und Pharmazeutika. Damit trifft die Trump-Administration die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ins Mark. Für die Uhrenindustrie, deren wichtigster Einzelmarkt die USA sind, bedeutet dieser Schritt eine neue Realität.



Exporte auf Rekordniveau – vor dem Einschnitt

Die unmittelbare Folge der angekündigten Abgabe war ein sprunghafter Anstieg der Juli-Exporte: CHF 555 Mio. (+45 % gegenüber Vorjahr) meldete der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH). Insgesamt wuchsen die Exporte in die USA im laufenden Jahr bis Juli um 24 %, während neun der zehn wichtigsten Absatzmärkte Rückgänge verzeichneten. Analyst Jean-Philippe Bertschy (Vontobel) spricht von „verzerrten Zahlen“, da viele Marken ihre US-Partner vor Inkrafttreten der Zölle belieferten. So bestätigte Breitling, Lagerbestände für rund drei Monate aufgebaut zu haben.

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Wie verteuern sich die Uhren?

Für die Branche stellt sich nun die Kernfrage: Wer trägt die Mehrkosten von 39 %? Nick Hayek (Swatch Group) erklärt: „Wir haben mehr Produkte in die USA geliefert und sind kurzfristig geschützt. Doch wenn 39 % Zoll dauerhaft bestehen, müssen die Preise steigen.“ Auch Georges Kern (Breitling) sieht höhere Kosten, die sich nur durch Effizienzsteigerungen, Margenreduktionen oder Preiserhöhungen kompensieren lassen. Da die Abgabe auf Importwert und Versandkosten erhoben wird, schlagen die Zölle direkt auf den Endpreis durch. US-Kunden zahlen damit spürbar mehr als europäische Käufer.

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Schweizer Uhren sind in den USA ab sofort kein bloßes Luxusgut mehr, sondern ein teureres Investment. © CNBC

Belastung für Fachhändler

Für US-Händler und Konzessionäre sind die Folgen gravierend: Importpreise steigen schlagartig, Margen geraten unter Druck. Kleinere, unabhängige Marken wie Zeitwinkel sprechen offen von einer „existenzbedrohenden Situation“. Zugleich befürchten Händler eine deutliche Konsumzurückhaltung, gerade im Einstiegs- und Mittelpreissegment, wo die Preiselastizität hoch ist. Luxusmarken mit Wartelisten und starker Markenbindung verfügen hingegen über mehr Preissetzungsmacht.

Perspektive: Konsolidierung oder Chance?

Bertschy warnt: „Die USA sind der letzte Markt mit positivem Wachstum. Wenn dieser kippt, verschärft sich der Gegenwind für die gesamte Branche.“ Für Fachhändler in Europa eröffnet sich damit eine zwiespältige Situation: Einerseits könnten US-Kunden vermehrt auf Reisen einkaufen, andererseits drohen globale Preisanpassungen auch den europäischen Markt zu belasten. Ob die 39 % Zölle nur kurzfristiges Druckmittel bleiben oder einen Paradigmenwechsel im transatlantischen Luxusgeschäft einleiten, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Sicher ist: Schweizer Uhren in den USA werden teurer und das nachhaltig.

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