Regelfreier Raum: Zwischen Opulenz und Schlichtheit

Regelfreier Raum - Zwischen Opulenz und Schlichtheit

Sommertrend "Stiller Luxus": Wie zeigt er sich in den neuen Kollektionen der großen Maisons? ©BSPr/shutterstock.com

Die Sommertrends zeigen beides: Viel Opulenz, beinahe unbegrenzter Einsatz wertvoller Steine, Designs mit hoher Funktionalität und Raffinesse ebenso wie Schlichtheit für Alltag oder den Besuch eines eleganten Strandrestaurants. Namhafte Designerinnen und ihre Ansichten zu Minimalismus und Maximalismus.



Es ist immer die Frage der Präferenz, der Situation sowie des Typs. Denn Hand aufs Herz, wie oft sieht man edle oder dezente Stück an Frauen, ist begeistert, probiert sie selbst und ist enttäuscht. Es passt nicht zum Typ. Entsprechend ist es für die Branche – von Designern, Produzenten und dem Handel – wichtig für unterschiedlichen Geschmäcker und Typen des richtigen Designs anzubieten.

In diesem Sommer sieht man beides: Die opulente Schönheit der Handwerkskunst der Kollektion Mediterranea von Bulgari bis hin zu schlichten, nicht minder handwerklich anspruchsvollen Kollektionen. Ganz nach dem Motto von Coco Chanel: „Eleganz ist Verweigerung.“ Oder mit Worten der heutigen Zeit ausgedrückt: Reduced to the Max.

Der stille Luxus?

Der diesjährige Sommertrend lautet: Stiller Luxus. Die britische Vogue näherte sich diesem Thema kürzlich in einem umfangreichen Artikel an. Der Name des Trends ist Programm: Denn während die Kaufkraftverluste für weite Teile der Bevölkerung existenzbedrohend wirken, wird auf den Laufstegen mit Materialen, Glanz und ausgefeiltem Design nicht gegeizt. Auf der einen Seite ist die neue Bulgari-Kollektion “Mediterranea” zu verorten. Auf der anderen Seite, zitiert die Vogue in ihrem Artikel die Bildhauerin und Schmuckdesignerin Ana Khouri. Für sie liegt die Schönheit in der Reduzierung eines Designs auf seine grundlegendsten Elemente. “Minimalismus lässt die Schönheit mehr auf die Trägerin als auf den Schmuck abheben.“ Denn so Khouri zur Vogue: “Das Stück schmiegt sich an den Körper der Trägerin an und gibt ihr Kraft.“

Ana Khouri reduzierte Opulenz
Ana Khouri ist überzeugt: "Minimalismus lässt die Schönheit mehr auf die Trägerin als auf den Schmuck abheben.“ ©Alan Marty (www.anakhouri.com)

Extreme: Paradoxon unserer Zeit?

Es sind unterschiedliche Lebenskonzepte, die aufeinandertreffen und exemplarisch für gesellschaftliche Entwicklungen stehen. Speziell die junge Generation legt hohen Wert auf den stillen Luxus. Luxus wird für viele mit einer Wertefrage und Sinnfrage verknüpft. Wie können wir langfristig auf diesem Planet überleben? Wie müssen wir unser Leben verändern? Und ist Opulenz in Zeit des Umbruchs mehr ein Zeichen aus einer vergangenen Periode?  Oder ist es auch hier eine Frage des Typs, der Lebenseinstellung und der Lebensziele? Denn gleichzeitig floriert das Geschäft der Luxuslabels in bisher nicht erreichten Höhen.

Auf Laufstegen und in Schmuckateliers, die wie es die Vogue umschreibt, herrscht eine europhrische Stimmung „endomorphinsteigernde Exzesse und einen ungebremsten, farbenfrohen Maximalismus.“

Für Céline Assimon, CEO von De Beers Jewellers, deren neue Kollektion Metamorphosis farbige Diamanten auf subtile Weise mit strukturiertem Gold kombiniert, liegt der Reiz hingegen in einer minimalistischen Ästhetik in ihrer verheerenden Botschaft. “Bei stillem Luxus geht es nicht darum, bemerkt zu werden, sondern darum, in Erinnerung zu bleiben”, sagt sie. Ihre Kollektion wurde auf der Paris Couture Week präsentiert. Es ist eine Hommage an die transformative Kraft der Natur und von Natursteinen. Die Kollektion schlägt unterschiedliche Kapitel einer Natursaga auf, die von einer magischen Verwandlung erzählt. Es geht um die Schönheit der ständigen Evolution der Natur und ihrer Geschöpfe.  Und wie Assimon ergänzt: „Hochwertiger Schmuck ist der Inbegriff von Kunst und Handwerkskunst, aber er sollte auch tragbar sein und Spaß machen.“

Zwischen Geschmeidigkeit und Anmut

Aus einer ähnlichen Richtung kommend, präsentierte Delfina Delettrez Fendi im Rahmen der Met Gala, ihre erste High-Jewellery Kollektion für jenes Haus, das ihren Namen trägt. Die Kollektion und das Spiel mit dem traditionellen Logo, gleichermaßen dezent wie handwerklich herausragend, beschreibt Fendi so: „Es [das Logo, anm.] wird eher zu einer Zeichnung als zu einer Schrift, fast wie die Konturen eines Frauenkörpers.“

Im Interview mit der Vogue, beschrieb sie ihre Entwicklung als Designerin sehr offen. Wie ihre Mutter zögerte sie mit dem Einstieg in die Branche.  “Ich habe mich für die einzige Kunst entschieden, die nicht von Fendi berührt wurde, und das war die Welt des Schmucks”, sagt sie.

Natürlich waren die Voraussetzungen andere als bei anderen Jungdesignern. Sie bekam die Möglichkeit 2007 ihre eigene Marke zu gründen, die damals weit ihrer Zeit voraus war. Fendi läutete mit ihren ersten, eigenständigen Kollektionen, ein neues Zeitalter ein. Ihr Schmuck stand mehr im Einklang mit der aktuellen Mode und lehnte die – aus jugendlicher Perspektive – Muffigkeit von traditionellem Luxusschmuck ab.

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