Erfolgreiches Juweliers-Dasein ist auch abseits der Großstadt möglich. © DJ
Luxus in Bewegung: Metropolen locken, Kleinstädte ringen – Wer behauptet sich im Wandel? Hier können Sie den ersten Teil der großen Story nachlesen!
Chance Marktvakuum
Große (Uhren-)Marken entziehen also zunehemend Konzessionen, die Luxusbranche verändert sich. Die jüngsten Entwicklungen von Patek Philippe im benachbarten Deutschland verdeutlichen ebenfalls: War die Marke einst in über 40 Standorten in Deutschland vertreten, so wird sie heute nur noch in 16 Städten angeboten. Diese Konzentration auf Metropolen reflektiert eine strategische Anpassung an die steigende Nachfrage nach Luxusprodukten und stellt ein Modell dar, das durch Verknappung und lange Anfahrtswege das Erlebnis Luxusuhr zusätzlich erhöhen soll.
Während sich Prestige-Uhrenmarken wie Rolex & Co. also zunehmend auf Metropolen konzentrieren und kleinere Städte aufgeben, eröffnet sich damit gleichzeitig eine neue Chance für ein anderes Segment: nämlich für (Premium-)Schmuckmarken. Und diese Chance besteht darin, das sich durch den Uhren-Rückzug ergebende Marktvakuum – sowohl in Großstädten, im Besonderen allerdings in kleineren Städten – zu füllen. Dass sich Schmuck ohnehin bereits immer größerer Marktnachfrage erfreut und enormes Wachstumspotenzial aufweist, beweisen etwa die Zahlen von LVMH – der Konzern verzeichnet mit der Luxus-Schmuckmarke Bulgari ein profitables Gewinn-Wachstum. Richemont wiederum erzielt mit Cartier als Top-Schmuckmarke beeindruckende Erfolge und hat kürzlich erst das italienische Schmucklabel Vhernier ins eigene Markenportfolio zugekauft. Das lässt erkennen: Renditen und Wachstum sind zunehmend in Schmuck zu finden, selbst für Luxusgüterkonzerne. Und die wären wohl keine Weltkonzerne, wenn sie nicht genau wüssten, was sie tun …
Wandel durch Schmuck-Fokus
Durch innovative Ansätze, exklusive Angebote, starke Partnerschaften mit dem stationären Fachhandel können Schmucklabes neue Marktsegmente erschließen und von der veränderten Marktdynamik profitieren. Durch die Fokussierung auf hochwertige Schmuckstücke und maßgeschneiderte Angebote – sowohl für Händler als auch Konsumenten – können sie nicht nur bestehende Märkte stärken, sondern vollkommen neue erobern. Schmuckmarken wie Nanis, Recarlo, SCHAFFRATH, Leo Wittwer, Niessing oder Gellner, um nur einige zu nennen, haben bereits vor längerem die übermäßige Konzentration von (zu vielen?) Juwelieren auf Uhren als Chance für sich erkannt. Sie nehmen zunehmend an Bedeutung und Begehrlichkeit zu – und jene Juweliere, die das rechtzeitig erkannt haben, ziehen nun Ihren Profit daraus. Gerade in vielen kleineren Städten erweisen sich exklusive Schmuckmarken für Juweliere als wesentlicher Schlüssel zum Erfolg.
Herausforderungen und Chancen
Kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück: Immer mehr Luxusmarken konzentrieren sich zunehmend auf Großstädte – eine Entwicklung, der wohl nach und nach auch niedrigpreisigere Marken folgen könnten und die somit die Frage aufzwingt: Hat ein lokaler Kleinstadt-Juwelier überhaupt noch Zukunft? Die klare Antwort: Ja! Es gilt nur, die richtigen Schlüsse (aus dem Rückzug von Luxusmarken zu ziehen) und entsprechend zu reagieren. Denn Kleinstädte bieten mehr Möglichkeiten als man vielerorts behaupten würde. Vielfach verfügen sie über eine solide Infrastruktur (Fußgängerzonen, ausreichend Parkmöglichkeiten etc.), die Juweliere nutzen können, um ein ansprechendes Einkaufserlebnis zu schaffen. Moderne Verkaufsräume, effiziente Logistik und erstklassiger Kundenservice sind auch in kleinen Städten realisierbar. Durch Investitionen in die Ladengestaltung und digitale Verkaufsplattformen können Juweliere ihre Attraktivität erhöhen und sich von der Konkurrenz abheben. In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist der Umstand, dass gerade in Kleinstädten die lokale Gemeinschaft besonders gut miteinander vernetzt ist. Durch Partnerschaften mit anderen lokalen/regionalen Unternehmen und die Unterstützung von Gemeindeveranstaltungen können sie ihre Sichtbarkeit erhöhen und sich als wertvoller Bestandteil der Stadt etablieren. Eine starke lokale Präsenz schafft Glaubwürdigkeit, Authentizität und fördert die Kundenbindung.
Kleinstädte als unterschätzte Oasen für Einkaufserlebnisse
Nicht zuletzt haben Juweliere in Kleinstädten die Möglichkeit, durch ein einzigartiges Einkaufserlebnis und hochwertige Präsentation ihres Sortiments hervorzustechen. Die Schaffung eines einladenden und stilvollen Ambientes im Geschäft kann dazu beitragen, dass auch Kunden aus benachbarten Städten den Weg zu ihnen finden. Ein ruhiger Standort mit guter Verkehrsanbindung und ausreichenden Parkmöglichhkeiten bietet Kunden Beruhigung und ermöglicht ein ungetrübtes Einkaufserlebnis. Ein starkes visuelles und emotionales Erlebnis im Geschäft kann Kunden dazu anregen, auch längere Wege auf sich zu nehmen. Gute Erreichbarkeit ist Grundlage eines richtigen Standortes. Apropos Standort und Standortwahl: Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, gerade in kleineren Städten, sollte sich jeder Juwelier regelmäßig selbstkritisch die Frage stellen: Wie hat sich mein umliegendes Einkaufs- und Geschäftsumfeld in der jüngeren Vergangenheit entwickelt? Ist mein aktueller Standort, sei es in der Fußgängerzone oder im Einkaufszentrum, überhaupt noch zeitgemäß? Möglicherweise liegt (bessere) Zukunft in einem neuen, innovativen Geschäftsmodell mit gar neuer Geschäftsadresse? Das Sicherheitsgefühl eines neuen Standortes sollten dabei im Mittelpunkt stehen. Denn der Faktor Sicherheit ist ein wesentlicher Vorteil, den kleinere Städte gegenüber Metropolen bieten. In vielen Großstädten gibt es unsichere, verrufene Gegenden, in denen man ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr sein möchte. Herrscht in den Zentren von Großstädten tagsüber noch reges Treiben, wirken sie ab den Abendstunden vielerorts wie ausgestorben. Sei es, weil dort (Sicherheits-)Probleme auftreten können, die es in Kleinstädten schlicht nicht gibt, oder weil ein Metropol-Zentrum nicht unbedingt jener Ort ist, der (Abends nach getaner Arbeit) zum Flanieren einlädt.
Balance zwischen Eigenmarke und Luxus-Label
Der Rückzug großer Uhrenmarken eröffnet also gerade jenen Juwelieren, die bereits sind, sich neu auszurichten und ihre Geschäftsmodelle anzupassen, eine Chance. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Balance zwischen eigener Identität und dem Angebot renommierter Marken. Denn eine starke Eigenmarke, vereint mit nahmhaften (Schmuck-)Labels, schafft Kundenbindung und Differenzierung. Juweliere, die diese Balance halten können und flexibel auf Marktveränderungen reagieren, werden gestärkt aus dem Wandel der Luxusbranche hervorgehen und daraus sogar Nutzen ziehen. Besonders jene Juweliere in (kleineren) Städten, die das entstehende Angebots-Vakuum durch den Abgang von Großmarken zu füllen verstehen.
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