Die Expansion der Swatch Group geht weiter. In 1A-Lage in der Wiener Innenstadt entsteht derzeit ein Longines Monobrand-Store.

Longines bald am Wiener Graben

Ein Spaziergang über den Wiener Graben zeigt: Hier wird bald eine neue Boutique eröffnet. Offensichtlich wird es ein Monobrand-Store der Swatch Group Marke Longines. Zuletzt hatte der Konzern gute Erfahrungen mit dem Wechsel der Glashütte Original Boutique vom Kohlmarkt auf den Graben sammeln können (derjuwelier.at berichtete).

Wird es Veränderungen der Konzessionäre geben?

Derzeit sind in Wien in nächster Nähe einige Adressen als Longines-Konzessionäre gelistet: Theuerer, Bucherer, Barotanyi, Meida, Juweliere Ellert (3 x), Christ Juweliere & Uhrmacher, Janecka Juweliere, Uhrenhaus Schwödt, Juwelier Wagner (2 x), Uhrmachermeister Böhnel, Kruzik Uhren-Juwelen, Chyba Uhrmachermeister, Uhrmachermeister Hübner, Uhr-Werk, Romy Deluxe. Interessant wird, ob es in dieser Liste Veränderungen geben wird, sobald die Boutique eröffnet ist. Schließlich hat sich beispielsweise TAG Heuer nach der Eröffnung der Boutique im vergangenen Herbst (derjuwelier.at berichtete) von drei Händlern getrennt. Bleibt abzuwarten, ob diese Strategie auch bei Longines eingesetzt wird.

Handel im Wandel

Marken gehen zunehmend ihren eigenen Weg. Das ist seit Jahren zu beobachten. Neben dem Ausbau der Online-Präsenz mit eigenem Online-Shop gehört dazu auch für viele die Strategie der eigenen Monobrand-Stores. In anderen Städten sind Stores dieser Art schon alleine deswegen für manche Marken unerlässlich, weil es im Gegensatz zu Wien kaum mehr aktive stationäre Fachhändler gibt, die die Marke ansprechend und ausreichend präsentieren könnten. Ob der immer noch sehr hohen Anzahl von Fachhändlern in der österreichischen Hauptstadt kann die Entscheidung von Longines, genau hier die Boutique zu eröffnen, als Zeichen des Uhrenkonzerns gewertet werden, den vielen Touristen und deren Kaufgewohnheiten Rechnung tragen zu wollen.

Auch wenn noch nichts bekannt ist und alle bisherigen Konzessionäre auch noch als solche auf der Homepage gelistet werden, gilt es als wahrscheinlich, dass die Boutique als „Visitenkarte“ für Besucher aus aller Welt dennoch den einen oder anderen Fachhändler seine zukünftige Zusammenarbeit mit der Erfolgsmarke kosten könnte.

Der Handel ist eindeutig im Wandel – doch: Wird es eine Rückbesinnung geben? Möglich. Nur dann wird es den Fachhandel in seiner Ausrichtung und nicht zuletzt Anzahl nicht mehr geben. Und diese sind immerhin auch Botschafter der Marken. Fällt die Marke künftig also aus, ist es nicht nur ein Imageverlust, es ist auch eine Dezimierung der aufgebauten Identität. Und Fachhändler wurden in den letzten Jahren immerhin dazu aufgerufen, den Weg der Marken mitzugehen und eigene Ideen oft unterbunden. Das beginnt bei der Anzeigengestaltung, Beiträge für Online- und Print-Werbungen und natürlich auch dem Auftritt im stationären Geschäft.

Mit eigenen Boutiquen bzw. Monobrand-Stores wird freilich eine Markenwelt und ein Erlebnis geschaffen, dass so im Multibrand-Fachhandel nicht gegeben sein kann. Spannend wird, ob es dann über die Verfügbarkeit der Ware gespielt wird – gibt es gewisse Modelle dann nur in der Boutique? Werden bestimmte Uhren nur im eigenen Store verfügbar sein? Freilich ist das für den Konsumenten ein Grund, nicht mehr zum Fachhändler zu gehen, sondern sich das gewünschte (und dort auch gleich verfügbare) Produkt in der Boutique abzuholen. Bleibt abzuwarten, welchen Weg Longines dann gehen wird, wenn die Boutique in Wien eröffnet ist.