Labordiamanten: Was jetzt noch nicht ist, wird später werden!

Labordiamanten Anteil USA und Europa DJ

TRENDSETTER. Labordiamanten haben, anders als Apple, Google und Instagram, ihren Ursprung zwar nicht in den USA (die erste erfolgreiche Diamantenzüchtung erfolgte 1953 in Schweden), aber sie haben sich dort innerhalb nur weniger Jahre zu einem ernstzunehmendem Segment am Schmuckmarkt entwickelt. Daran beteiligt waren auch große europäische Marken. © DJ

Aus der Nische haben es Labordiamanten am US-Markt in nur wenigen Jahren in den Mainstream mit einem Marktanteil von rund 60% geschafft. Die Frage, die sich daher für die europäische Schmuckbranche stellt, ist nicht, ob oder wann dieser Boom auch hierher kommt – denn er ist bereits angelaufen, sondern wie rasch sich die Hightech-Edelsteine etablieren werden. Aktuell entfallen zwar erst etwa 10% des Diamantgeschäfts in der EU auf LGDs, doch vieles deutet darauf hin, dass dieses Segment noch kräftig wachsen wird.



Viele Trends und technische Innovationen stammen ursprünglich aus den USA und verbreiteten sich danach mehr oder weniger schnell über den gesamten Globus. Die Frage, wie die Digitalisierung ohne Google, Apple & Co oder mit z.B. deutschen Playern an vorderster Front gelaufen wäre, ist eine rein akademische. Selbst beim Automobil, immerhin eine deutsche Erfindung, hat erst der US-amerikanische Unternehmergeist den Grundstein dafür gelegt, dass aus einem Spielzeug der Elite das Fortbewegungsmittel der Massen geworden ist. First we take Manhattan, than we take Berlin – frei nach dem legendären Song von Leonard Cohen herrscht – durchaus zu Recht – die Meinung vor, dass die USA in praktisch allen Bereichen von der Technik über Entertainment-Medien bis zum Fast Food den Ton angeben.  Warum sollte es bei den Labordiamanten anders sein? Es lohnt sich also, die aktuelle Entwicklung und die zu erwartenden Trends am US-Markt genauer unter die Lupe zu nehmen.

Labordiamanten USA Europa
Man kann davon ausgehen, dass die Hightech-Edelsteine in Europa eine ähnlich glänzende Karriere wie in den USA machen werden. © DJ

USA setzt die Trends

Dort haben die Hightech-Edelsteine jenen mit natürlichem Ursprung bereits den Rang abgelaufen. Mittlerweile entfallen, so durchaus seriöse Schätzungen, rund 60% des gesamten US-Diamantgeschäfts auf LGDs. Und zahlreiche Marktanalysen legen den Schluss nahe, dass damit der Plafond noch nicht erreicht ist.

So hat etwa die international renommierte italienische Trendexpertin Paola De Luca dieses Frühjahr gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen Qualtrics im Auftrag des Plumb Club, eine Vereinigung der führenden Player am US-amerikanischen Schmuckmarkt, Konsumenten rund um die Thematik Natur- und Laboredelsteine befragt. 84% der Umfrageteilnehmer kennen Labordiamanten und fast ebenso viele (83%) gaben an, dass sie Schmuckstücken mit LGDs, die nicht explizit für die Hochzeit bestimmt sind, offen gegenüber stehen. Für knapp drei Viertel der Befragten (74%) wäre auch ein Verlobungsring mit im Labor gezüchtetem Stein okay. Mit 83% ist auch die Akzeptanz der US-Verbraucher gegenüber laborgezüchteten Smaragden, Rubinen und Saphiren sehr hoch – vorausgesetzt sie unterscheiden sich chemisch, physikalisch und  optisch nicht von den natürlichen Vorbildern. Als Hauptgründe, die aus Verbrauchersicht für LG-Edelsteine sprechen, wurden der deutlich günstigere Preis (31%) sowie die Möglichkeit innerhalb des Budgets einen Edelstein einer besseren Farb- bzw. Reinheitsklasse zu erhalten genannt. Dass der Preis ein entscheidender Faktor ist, zeigt auch die neueste Umfrage von The Knot, einer der führenden Onlineplattformen für Heiratswillige. 2024 haben US-Paare im Schnitt rund 5.200 US-Dollar für ihren Verlobungsring ausgegeben, gegenüber 5.500 US-Dollar im Jahr 2023. Dass der Rückgang kein kleiner Ausreißer in der Statistik ist, sondern einen generellen Markttrend widerspiegelt, zeigt der längerfristige Vergleich. Vor vier Jahren lag der Durchschnittspreis eines Verlobungsringes noch bei knapp 6.000 US-Dollar.

60% MARKTANTEIL: Auf Mehr als der Hälfte des Diamantschmucks, der in den USA verkauft wird, funkeln keine Natur-, sondern Labordiamanten.

DERJUWELIER.at

Schuld am sukzessiven Rückgang ist der Siegeszug der Labordiamanten, die mittlerweile mehr als die Hälfte der Ringe zieren. Der Trend zu synthetischen Steinen in Verlobungsringen stieg im Vorjahr gegenüber 2023 um sechs Prozent und im Vergleich zu 2019 sogar um 40%. Dass am US-Markt aktuell eine Patt-Situation zwischen Labor- und Naturdiamant herrscht, legt die vorhin bereits zitierte Plumb Club-Umfrage nahe. Auf die eher hypothetische Frage, welche Diamant-Version sie bei völlig identer Größe, Qualität und Cut den Vorzug geben, würden sich 49% der Befragten für einen mit natürlichem Ursprung entscheiden. Befragt nach tatsächlichen Käufen gaben 33% der Studienteilnehmer an, sich bereits für ein LGD-Schmuckstück entschieden zu haben. 37% jener, die sich generell für LGD-Schmuck interessieren, haben bisher noch keinen gekauft, da sie meinen noch nicht über genügend Informationen für eine finale Entscheidung zu verfügen. Insgesamt ist knapp die Hälfte der Befragten (49%)  derzeit noch unsicher, ob sie über die Unterschiede zwischen Labor- und Naturdiamanten ausreichend Bescheid wissen – allerdings war  diese Gruppe 2023 noch um 15% größer. Gleichzeitig ist die Zahl der Verbraucher, die sich für gut informiert halten, um 13% gestiegen.

LGD Marktanteil Prognose
Boom-Branche! Vor allem das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis hat die US-Käufer von LGDs überzeugt und Experten rechnen, dass Markt noch kräftig wachsen wird. © www.precedencesearch.com/lab-grown-diamonds-market

Europäische Konsumenten ticken ähnlich wie US-Bürger

Natürlich lassen sich US-amerikanische Zahlen und Daten nicht 1:1 auf Europa bzw. speziell Deutschland umlegen. Aber was auf einem der größten Schmuck- und Diamantenmärkte passiert, hat klarerweise auch Auswirkungen auf den Rest der Welt. Mag sein, dass die deutsche Braut nicht ganz so versessen wie die amerikanische auf einen möglichst opulenten Verlobungsring ist und dafür halt den LGD als einzig erschwingliche Alternative akzeptiert, Fakt ist aber, dass der Trend zu mehr Karat  – befeuert durch Social Media – längst auch hierzulande angekommen ist. Fakt ist auch, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks rauer werden und damit die Notwendigkeit zu mehr Sparsamkeit. Fundierte und unabhängige Zahlen über das Verhältnis von Natur- und Labordiamanten am deutschen Markt gibt es derzeit (noch) nicht, seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil von LGDs derzeit bei etwa zehn Prozent liegt. Das mag im Vergleich zu den USA wenig sein, aber vieles spricht dafür, dass hier noch deutliche Steigerungen zu erwarten sind.

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Big Player und Newcomer

Führende europäische Player mit internationaler Bedeutung, allen voran Swarovski und Pandora, haben den LGD-Boom der letzten Jahre in den USA genau beobachtet und ihre Sortimente um LGD-Kollektionen ergänzt bzw. ihr Diamantportfolio ganz darauf umgestellt. Für den Launch der neuen Kollektionen haben sich beide Unternehmen auf den US-Markt konzentriert – ein höchst anspruchsvolles Pflaster aber auch jenes, das sich am besten dafür eignet Konzepte, Strategien und Sortimenten den finalen Schliff zu verpassen.

Der große Testlauf in den USA ebenso wie einige kleinere, unter anderem auch in Deutschland, waren, wie Christoph Storck, Geschäftsführer von Swarovski Deutschland, gegenüber DERJUWELIER.at bestätigt, sehr erfolgreich. Vergangenen Herbst ist dann der Launch in der DACH-Region erfolgt. Mittlerweile bietet der Tiroler Schmuckkonzern mit Octagon, Galaxy und Eternity bereits drei Created Diamonds Kollektionen. Und wie die Geschäftszahlen für 2024 zeigen, kommt LGD-Schmuck nicht nur in den USA gut an. Gegenüber 2023 hat sich Swarovskis Geschäftsfeld mit Created Diamonds mehr als verdoppelt – insgesamt verzeichnete man im Schmuckbereich ein organisches Plus von neun Prozent, drei Mal höher als der Gesamtmarkt. „Created Diamonds sind ein wesentlicher Erfolgstreiber für die Zukunft“, ist Storck überzeugt.

Christoph Storck General Manager Swarovski
Christoph Storck, Geschäftsführer, © Swarovski

Wir statten jetzt erste deutsche Filialen mit eigenen Created Diamonds-Bereichen aus.

Christoph Storck, Geschäftsführer, Swarovski

Neben Swarovski und Pandora haben sich aber auch schon etliche andere Anbieter von LGD-Pretiosen in Deutschland – neben Frankreich der wichtigste Schmuckmarkt Europas – in Stellung gebracht. Unter denen sticht mandana besonders hervor. Denn die von Christine Marhofer und ihrem Ehemann Michael gegründete und geleitete Marke mit Sitz Essen belässt es nicht dabei Labordiamanten zu verwenden, sondern produziert sie auch gleich selbst. Und zwar made in Germany. Auf der diesjährigen Inhorgenta hatte mandana und Nevermined, die Marke, unter der die Produktion firmiert, ihren ersten großen Auftritt. Und zwar einen höchst erfolgreichen. Der große Andrang am Stand während der gesamten Messe kann eigentlich nur als klares Indiz dafür gesehen werden, dass in Europa der LGD-Boom Fahrt aufnehmen wird. Zwar mögen etliche Juweliere und Schmuckhersteller mit den Diamanten aus dem Labor noch ein wenig „fremdeln“ bzw. wünschen, dass sie über Kurz oder Lang wieder verschwinden, aber was sich am Markt durchsetzt, liegt in erster Linie in den Händen der Käufer.

„Immer mehr moderne Paare fragen gezielt nach nachhaltigen Materialien mit verantwortungsbewusster Herkunft, um ihre gemeinsamen Werte ohne Kompromisse teilen zu können. Genau hier setzen wir mit unseren Nevermined lab-grown Diamanten an: Mit einer fairen Alternative, die gleichzeitig ein Bekenntnis zu echter Liebe ist“, erklärt Marhofer. Viel Potential sieht sie auch abseits Umwelt- und Preis-bewusster junger Paare, nämlich bei einkommensstarken und ausgabefreudigen Kunden. „Wer schon immer mal einen echten Drei-, Vier- oder Fünf-Karäter am Finger tragen wollte, aber nicht bereit war, den Preis eines kleinen Hauses dafür auszugeben, wird in der LGD-Abteilung auf einmal fündig.“

Ähnlich auch die Meinung von Sarina Haniffa, Gründerin und Geschäftsführerin der Nürnberger Schmuckmarke Nayhera. „Labordiamanten sind ein fester Bestandteil unserer Marke. Wir sehen sie als zeitgemäße, hochwertige Alternative – niemals als Ersatz für etwas anderes. Kunden schätzen die Möglichkeit, frei zu wählen, ohne Kompromisse bei Qualität, Design oder Transparenz einzugehen. Unsere Wurzeln liegen im klassischen Diamanthandel – diese Tradition verbinden wir mit einer klaren Vision für die Zukunft.“

Christine Marhofer Nevermined mandana
Christine Marhofer, Gründerin mandana & Nevermined: Innovative deutsche Start-ups wie mandana können bereits erste Erfolge mit LGD-Schmuck in Europa verbuchen. © mandana

Wie die Zukunft genau aussehen wird, lässt sich angesichts des tiefgreifenden Umbruchs, von dem der Diamanten- ebenso wie jeder andere Markt der betroffen ist, nicht voraussehen. Aus heutiger Sicht wird wohl weder der Natur- noch der Labordiamant aus dem Match um die Gunst der Konsumenten als klarer Sieger herausgehen. Aktuell liegt der Fokus von Herstellern und Händlern auf der GenZ. Doch erste Marktanalysen versuchen bereits zu antizipieren, wie die Generation Alpha tickt und kaufen wird. Zum Thema Diamanten ist derzeit aber noch nichts Erhellendes zu erwarten, denn die Alphas sind maximal im Teenageralter viele liegen überhaupt noch in den Windeln und Schmuck – ob mit oder ohne Diamanten – sind für sie (noch) kein Thema.

Christoph Storck Swarovski Created Diamonds

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