Luxeconsult-Studie: weltweit gibt es nur knapp vier Millionen Menschen, die Schweizer Uhren kaufen. © Shutterstock
Wie groß ist das weltweite Klientel der Schweizer Uhrenindustrie? Das Schweizer Beratungsunternehmen Luxeconsult ist dieser Frage nachgegangen und zu einem überraschenden Ergebnis gekommen. Nur 75.000 Kunden weltweit kaufen Uhren für über 100.000 Schweizer Franken.
Luxconsult beschäftigt sich – wie der Firmenname schon vermuten lässt – mit dem Luxusgütermarkt und daher auch mit Uhren. Alljährlich im Frühling bringt das Beratungsunternehmen gemeinsam mit Morgan Stanley eine große Analyse des internationalen Uhrenmarktes heraus. Im Vorfeld der neuen Ausgabe, die im März erscheinen soll, wurde bekannt gegeben, wie viele Menschen weltweit bereit sind, mindestens 2.000 CHF (rund 2.012 Euro) für eine Uhr zu zahlen. Die Expertenschätzung (denn tatsächlich gezählt wurden die Uhrenkäufer natürlich nicht) liegt bei insgesamt 3,9 Millionen weltweit, also etwas mehr als Berlin aktuell Einwohner hat. Ist das für ein Milliarden-Business – 2022 lagen die Exportumsätze der Schweizer Uhrenhersteller bei 23,7 Milliarden Franken – nicht recht wenig?
Um hier Klarheit zu schaffen, muss man die Zahl in ein Bezugssystem setzen. Luxeconsult zum Beispiel hat die Kunden nach Kaufkraft aufgeschlüsselt. Wenig überraschend finden sich bei Uhren mit einem Ladenpreis zwischen 2.000 und 10.000 CHF die meisten Käufer, nämlich 2,8 Millionen. 700.000 Personen veranschlagt Luxeconsult für Uhren, die maximal 20.000 CHF kosten. Die Zielgruppe, die 100.000 CHF pro Uhr ausgeben, besteht weltweit noch aus 50.000 Personen und höhere Preise zu zahlen bereit sind nur mehr 24.000 Uhrenfreunde – ein überraschend kleiner Kreis, vor allem in Relation zur Zahl jener Menschen, die sich kostspielige Zeitmesser ohne Probleme leisten könnten.
Laut dem letzten Global Wealth Report der Crédit Suisse gibt es weltweit rund 62,5 Millionäre. Von denen haben 2,7 Millionen zwischen zehn und 50 Millionen USD auf der hohen Kante und 264.200 Personen verfügen über Vermögen von mehr als 50 Millionen USD. Dazu kommen noch die Super-Reichen. Von denen gibt es laut Crédit Suisse-Berechnung 84.490 mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen USD und 7.070, die über 500 Million USD schwer sind.
Damit läge die Quote der Reichen und Super-Reichen, die Schweizer Uhren kaufen, gerade einmal bei etwas mehr als sechs Prozent. Theoretisch müssten der Wert noch viel niedriger liegen, denn wie jeder Juwelier und jeder Manager einer Marken-Boutique weiß, ist nicht jeder Uhrenkäufer Millionär.
Teure Uhren sind gefragt
Ob es weltweit tatsächlich nur knapp vier Millionen Uhrenkäufer gibt oder doch deutlich mehr? Offensichtlich reicht ihre Zahl aus, wie ein Blick auf die Exportstatistik der Schweizer Uhrenindustrie zeigt. 2022 lag die Zahl der Armbanduhren, die ins Ausland verkauft wurden, bei gut 15,78 Millionen und einen Hauch (0,3%) höher als 2021. Der Umsatz lag mit 23,7 Milliarden CHF um mehr als elf Prozent über jenem von 2021, bei Uhren mit einem Exportpreis von mehr als 3.000 CHF betrug das Umsatzplus sogar 15,6 Prozent.
Der Trend zur höherpreisigen Ware lässt sich auch aus der langfristigen Statistik ablesen. Im Jahr 2000 verkauften die Schweizer Uhrenhersteller 488.000 Uhren in der Preisklasse über 3.000 CHF ins Ausland, zehn Jahre später waren es bereits 1,161 Millionen und im Vorjahr wurde die Marke von zwei Millionen Stück nur ganz knapp verpasst. Beim Umsatz fiel die Steigerung noch höher aus (2000: 3,15 Mrd. CHF, 2022: 17,98 Mrd. CHF). In der Preisklasse zwischen 500 und 3.000 CHF blieben die Mengen in dem Zeitraum mehr oder weniger stabil (2000: 3.23 Mio. Stück, 2022: 3.21 Mio. Stück), ebenfalls mit steigendem Umsatz (2000: 3,86 Mrd. CHF, 2022: 4,33 Mrd. CHF).
Nachdem die Uhren, die Jahr für Jahr von der Schweiz in die ganze Welt gehen, nicht irgendwo auf Halde liegen – davon hätte man mit Sicherheit schon gehört – finden die meisten auch einen Abnehmer. Angenommen das trifft nur auf 80 Prozent der Uhren in diesen beiden Preisklassen zu und jeder Käufer würde sich mit nur einer Uhr begnügen, ergibt das rund 4,17 Millionen Uhrenkäufer jährlich. Ein ähnlicher Wert wie jener, den Luxeconsult ermittelt hat.
Berücksichtigt man jetzt noch, dass die meisten Kunden sich nicht jedes Jahr eine neue Uhr zulegen, dann handelt es sich bei den rund vier Millionen aus der Luxeconsult-Rechnung offenbar nur um die, die gerade aktiv sind, und nicht die gesamte Klientel der Schweizer Uhrenhersteller. Die ist vermutlich doch sehr viel größer.
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