Der Uhrarmband-Markt ist in Bewegung. Nach der Kritik an Hirsch gibt es Verteilungskämpfe unter Herstellern und Lieferanten.
Die Zeit seit es Corona gibt ist herausfordernd und lehrreich zugleich. Selten war der Markt der Uhrarmbänder dermaßen in Bewegung. Der Verteilungskampf ist in vollem Gange. Jeder will ein Stück vom Kuchen haben und der Markt sortiert sich gerade neu. Selbst der Platzhirsch steht in der Kritik.
Stein des Anstoßes ist das neue Anstoßsystem „Quick-Release“ von Hirsch. Ein Juwelier auf der Facebook-Seite fragte auf der Facebook-Gruppe von „Blickpunkt Juwelier“ Kollegen, ob er denn der einzige sei, der Probleme mit dem Selbstwechsel-Mechanismus habe. Die Reaktionen kamen schnell und zahlreich. Die Juweliere bemängelten, dass die Ansätze nicht immer passen und die Stege dann kaum zu wechseln seien. Probleme bereiten vor allem Spezial-Ansätze, beispielsweise bei eng anliegenden Gehäusen oder gebogenen Federstegen. Hier könne man die mit einem Noppen versehenen Stege (Caspa-Stifte) nicht oder nur schwer herausbekommen. Weiterer Kritikpunkt war die Preisauszeichnung. Nach Angaben der Juweliere sind die Bänder nicht mehr einzeln an der Ware ausgezeichnet, sondern es gibt ein Preisblatt. Insgesamt, so äußerten sich zahlreiche Juweliere, würden die Preise permanent steigen, die Marge für die Händler aber sinken. Einige Juweliere brachte auch die neue Unternehmensstruktur auf die Palme. Die junge Generation habe nur den Direktvertrieb im Auge und vernachlässige den Juwelier.
Geschäftsführer Robert Hirsch, Chef der Uhrenarmband-Manufaktur, schaltete sich ein und antwortete auf Fragen von „Blickpunkt Juwelier“ unter anderem: „HIRSCH ist seit 1765 ein Familienunternehmen und ich bin sehr stolz darauf, dass meine Söhne Nikolaus und Matthäus bereits in der 9. Generation im Unternehmen mitarbeiten und sich mit ihren innovativen Ideen und ihrer Leidenschaft für unser Unternehmen täglich aufs Neue einbringen.“
Preisauszeichnung: „Die Preisauszeichnung auf den einzelnen Produkten wegzulassen, basiert auf dem Wunsch des Fachhandels. Das Ziel ist, ihnen noch mehr Flexibilität bei der Preisgestaltung geben zu können.“
Quick-Release-System: „Seit Beginn des Jahres wird unsere Kollektion von qualitativ hochwertigen Armbändern nur noch mit Schnellwechselsystem ausgeliefert. Es ist ein System, das es dem Konsumenten ermöglicht selbst und einfach Armbänder zu wechseln, um somit der vom Konsumenten stark eingeforderten Individualisierung Gebrauch zu machen. In der Tat können wir bereits feststellen, dass dieses System sehr gut angenommen wird. Speziell aber erlaubt es dem Fachhandel mehrere Armbänder gleichzeitig zu verkaufen und dadurch die eigenen Umsätze signifikant zu steigern.“
Allerdings: Auch die Antworten von CEO Robert Hirsch konnten die Wogen nicht glätten. Der Geschäftsführer hätte in seiner Stellungnahme nach ernst gemeinter Kritik nichts anderes gemacht, als seine Strategie vehement zu verfolgen – so als hätte er gar nicht zugehört, schrieb ein Juwelier. Hans Mikl, Uhrmachermeister aus Wien, meinte u.a.: „Zuerst brauchen wir Händler aktive Außendienstmitarbeiter, die uns regelmäßig besuchen, die uns Neuheiten vorstellen und als Partner unterstützen.“ Die Capsa-Stift-Lösung sei eine Katastrophe. Bei minimalen Abweichungen in der Breite sei es unmöglich das Band zu montieren.
Eines ist klar: Das Problem schwelt weiter im Handel – und die Konkurrenz von Hirsch rüstet längst auf!
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