Carl von Zeyten – Mut zur Eigenständigkeit

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Carl von Zeyten – die Uhrenfachhandelsmarke mit dem speziellen Design. Im Bild: Black Forest

Fachhandel. Ernst Haban setzt auf die Uhrenmarken Tissot und Carl von Zeyten. Sowie auf Schmuck, wobei der Großteil auf Sonderanfertigung entfällt. Und Haban plädiert dafür, dass sich die Juweliere mehr ihrer Kernkompetenzen besinnen.



Die kleine Boutique in der Wiener Kärntnerstraße ist übersichtlich: Es gibt Schmuck in der Auslage – auch Vintage. Wobei man nur Sonderanfertigungen findet. Von den Uhren werden in dem Geschäft zwei Marken präsentiert: Tissot und Carl von Zeyten. Tissot als international bekannte, gut eingeführte Marke. Und Carl von Zeyten besticht durch das außergewöhnliche Design.

Juwelier Ernst Haban trägt selbst eine Carl von Zeyten. Optisch brauchen diese Zeitmesser den Vergleich mit deutlich teureren Marken nicht scheuen.

„Mir wurden für meine Uhr schon hohe Beträge geboten“, kann sich Haban das Grinsen nicht verkneifen. „Aber ich habe diese Leute natürlich aufgeklärt“, ergänzt er.

Wie er zu der Marke kam: „Ich habe 2017 bemerkt, dass der Trend in diese Richtung geht. Eigentlich wollte ich Ingersoll führen. Doch diese Marke war hier nicht mehr frei. Aber gerade zu dieser Zeit hat Werner Kwiatkowski mit Carl von Zeyten angefangen.“ Die Uhren entsprachen den Vorstellungen des Juweliers. Das fängt beim Gehäuse an und setzt sich bis ins Detail fort – und gipfelt eben darin, dass man das Uhrwerk sehen kann. Und das Preis-Leistungsverhältnis kann sich sehen lassen. „Da werden gute Uhrwerke verwendet, etwa von Seiko.“ Noch dazu steht die Marke nicht in Konkurrenz zu Tissot, sondern ist eher das Pendant zu seinem übrigen Sortiment.

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Ernst Haban verkauft nicht nur Carl von Zeyten, sondern trägt sie auch privat. „Mir wurden für meine Uhr schon hohe Beträge geboten“, kann er sich das Grinsen nicht verkneifen.

Unterschätzte Marke

Die Carl von Zeyten hat durchaus Potenzial: „An manchen Tagen gehen neun Uhren über den Ladentisch. Ich bestelle laufend neue Uhren“, sagt Haban. „Die Uhr stellt einen Reiz dar. Die sehe ich, die gefällt mir, die kaufe ich…“ beschreibt Haban den geradezu typischen Konsumenten. Seine Kunden tragen Jaques Lemans und kaufen sich dann eben noch eine Carl von Zeyten. „Oder sie haben eine Piaget. Dann legen sie die Piaget in den Tresor und tragen eine Carl von Zeyten“, sagt Haban. Er habe neben der Laufkundschaft und den Touristen auch etliche Stammkunden. „Da gibt es Leute, die sich mehrere Modelle zulegen, die Carl von Zeyten-Uhren geradezu sammeln.“

Allerdings werden diese Uhren in Kleinserien aufgelegt. In seinem Online-Shop sind daher einige Modelle ausverkauft. „Aber Online holen sich die Kunden den Gusto, gekauft wird im Geschäft“, ist sich der Juwelier sicher. Es brauche zwar die Online-Präsenz, aber die meisten Kunden würden nach wie vor den Einkauf im Geschäft bevorzugen. Es entscheiden die letzten 30 Zentimeter: Die Entfernung zwischen Verkäufer und Kunden. Und gerade bei dieser Uhr sei es wichtig, sie in natura zu sehen: „Ein 42mm Gehäuse ist nicht mit dem einer anderen Marke vergleichbar. Sie hat einen breiteren Steg, ein breiteres Band.“

Neben dem Online-Geschäft machen auch Monobrandstores vielen Juwelieren das Leben schwer. „Damit war und ist zu rechnen. Diese Monobrandstores werden mehr werden. Schließlich kann eine Marke ihr Image und ihre Geschichte über diese Stores einfacher transportieren. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass neunzig Prozent aller Marken Monobrandstores errichten werden“, meint Haban. Man müsse sich als Händler fragen, ob man da als Partner mitmacht oder einen anderen Weg geht. „Hier, auf der Kärntnerstraße ändert sich laufend alles. Die Geschäfte wechseln, das Konsumverhalten verändert sich, darauf muss man reagieren.“ Er habe schon fünf- oder sechsmal das Konzept geändert. Juweliere müssten wieder mehr auf ihre Kernkompetenzen achten.

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Links: Bei dem Carl von Zeyten-Modell „Elzach“ mit 42mm-Edelstahlgehäuse sieht man das Automatikwerk zur Gänze. Das Lederarmband hat eine Faltschließe. // Rechts: Die 46mm-Uhr Black Forest von Carl von Zeyten erlaubt einen Einblick in das Automatikwerk.

Mut zur Veränderung

„Ich kann ohne Tissot genauso leben, wie ohne Carl von Zeyten. Ich habe früher überhaupt nur Schmuck gehabt. Es ist die Unabhängigkeit, die man als Unternehmer hat.“ Wenn man anfange, Uhrenmarken zu sammeln, freue man sich anfangs über die Palette an unterschiedlichen Modellen. Aber dann sei man nur mehr das Aushängeschild dieser Uhrenhersteller: „Die Marke sagt, wie die Gestaltung auszusehen hat, welche Modelle bestellt werden müssen, nicht einmal die Öffnungszeiten darf man zum Schluss noch bestimmen. Da muss ich mich fragen: Ist das jetzt mein Weg, oder jener der Marken?“

Mit Carl von Zeyten und Tissot fahre er hingegen sehr gut. „Das Ehepaar Kwiatkowski kommt ein- bis zweimal jährlich nach Wien. Da trifft man sich im Schweizerhaus. Da stimmt die Atmosphäre, das Vertrauen ist gegeben.“ Und man merke seiner Meinung nach deutlich, dass der Unternehmer nach wie vor hinter seiner Marke steht und an das Produkt glaubt. „Er ist der Tradition und seiner Nische treu geblieben.“

Daneben hat der Juwelier mit „E Haban, Vienna“ aber noch seine eigene Uhrenmarke, auch wenn er die aktuell nicht in seiner Boutique präsentiert. Anfangs war es eher eine Spielerei, gute Uhren zu finden und unter seinem Namen auf den Markt zu bringen. „Aber das ist gar nicht so leicht. Da will ich dann doch andere Zeiger oder ein anderes Zifferblatt, bis ich diese Teile dann habe… Dann gehen die Uhren zum Uhrmacher, der diese Teile austauscht. Oder ich tausche die Uhrenbänder aus. Dann schickt man die Uhren hin und her. Letztlich ist es doch deutlich mehr Aufwand, als ursprünglich angenommen. „Aber es ist so etwas wie ein Hobby. Und so mancher würde sich wundern, wie viele Stück man absetzen kann.“

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Vor neun Jahren nahm Haban mit Tissot die erste Uhrenmarke auf, vor drei Jahren kam Carl von Zeyten hinzu – als Pendant. „An manchen Tagen gehen bis zu neun Uhren über den Ladentisch“, ist er mit dem Erfolg zufrieden.

Schmuck vom Goldschmied

Den Großteil des Umsatzes macht Haban jedoch mit Schmuck. Wie eingangs erwähnt, setzt er hier auf Sonderanfertigungen. Er arbeitet viel mit losen Edelsteinen, bezieht die Schmuckstücke von verschiedenen Goldschmieden. Aber er übernimmt auch Aufträge seiner Kunden, die mit konkreten Vorstellungen zu ihm kommen. Denn damit steht er nicht unter Druck, irgendwelche Preise unterbieten zu müssen. Und seine Kunden erhalten eben Unikate. Wobei er Schmuck mit 18 Karat Gold anbiete, keinen Silberschmuck. Einzig bei Ringen setzt er seit kurzem auf die Trauringmanufaktur Rauschmayer. „Die haben eine fabelhafte Qualität, ein gutes Service und eine schnelle Lieferung“, freut sich Haban. Was seiner Meinung nach zuletzt in Mode gekommen ist, ist Diamantschmuck. „Wobei man dem Kunden näherbringen muss, dass der Stein nicht ganz rein, in Top-Qualität sein muss. Solche Steine in entsprechender Größe und in Top-Qualität kann niemand bezahlen, außer es sind synthetische. Aber will der Kunde das wirklich? Da geht es um Emotionen, die man vermittelt.“ Beim Schmuck merkt Haban, dass die Konsumenten zu höherwertigem Schmuck greifen. Das beginnt bei etwa 2000 Euro. „Wenn man in Diamanten anlegen will, ist man mit 5000 bis 6000 Euro dabei. Einen Trend zu teureren Uhren sieht er hingegen nicht. „In der Krise kauft sich keiner eine teure Uhr.“

Prominenter Name

Der Juwelier Haban am Graben war einer der renommiertesten Juweliere in Wien. Das Geschäft wurde von seinem Großvater gegründet, später führte es ein Onkel. Derzeit gibt es noch eine Tante, die ein Geschäft in der Innenstadt führt – und eben ihn. Haban tritt zwar unter dem „prominenten“ Namen auf, sieht darin allerdings keinen Vorteil. „Die ältere Generation verbindet eventuell noch etwas mit diesem Namen, den Jüngeren sagt das hingegen nichts“, ist er überzeugt.

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