
Die Aussagen von Breitling-CEO Georges Kern zeigen, wie tief die neuen Zölle die Branche treffen. © Breitling
Die von den USA angekündigten Strafzölle auf Schweizer Produkte – allen voran Uhren – stellen die Branche vor gravierende Herausforderungen. Besonders der traditionsreiche Uhrenstandort Schweiz gerät unter Druck: Mit einem Aufschlag von 39 Prozent beim Export in die USA droht vielen Marken ein massiver Margenverlust oder sogar ein Marktrückzug. Für Georges Kern, CEO und Miteigentümer von Breitling, ist klar: Jetzt braucht es wirtschaftlichen Realismus und politischen Weitblick.
Georges Kern: „Die Uhrenindustrie zahlt den Preis für pharmazeutische Überrenditen“
Breitling CEO Georges Kern kritisiert die politische Strategie der Schweiz scharf. Die Zölle seien kein Zufall, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems. Der Ursprung liegt für ihn nicht im Uhrenhandel, sondern bei den Medikamentenpreisen: Die US-Regierung reagiere auf hohe Arzneimittelkosten und die ausländischen Pharmahersteller verschärfen das Problem, während andere Exportbranchen nun die Rechnung erhalten.
„Die Schweiz ist in Geiselhaft der Pharmabranche“, so Kern. Besonders zynisch: Während die Uhrmacherbranche unter dem 39-Prozent-Zoll leidet, bleibt die Pharmaindustrie bislang ausgespart, obwohl sie einen erheblichen Teil des US-Preisdrucks verursacht. Marken wie Roche und Novartis würden laut Kern mit Margen von bis zu 300 Prozent operieren, während die Uhrenindustrie nun mit weitaus schmaleren Margen um ihre Marktstellung kämpft.
Branchenlösungen: Effizienz, Preisstrategie und Herkunftsoptimierung
Wie können Uhrenhersteller jetzt reagieren? Laut Zoll- und Außenhandelsexperten wie Simeon Probst von PwC Schweiz ist der Spielraum begrenzt – aber nicht aussichtslos. Einige der empfohlenen Maßnahmen:
⊕ Produktionsverlagerung in die EU: Wer nachweisen kann, dass ein Produkt aus der EU stammt, zahlt nur 15 statt 39 Prozent Zoll.
⊕ Optimierte Herkunftsnachweise: Der Aufbau eines lückenlosen, digitalen Track-and-Trace-Systems ist jetzt Pflicht. Nur so lässt sich die Produktnationalität belegen.
⊕ Montage in den USA: Einzelteile aus der Schweiz und EU getrennt einführen und vor Ort zusammensetzen – eine komplexe, aber zollmindernde Strategie.
⊕ Übernahmen: Der Erwerb amerikanischer Unternehmen könnte einen direkten Marktzugang ohne Zollbarrieren eröffnen.

Ein wirtschaftlicher Weckruf für „Swiss Made“
Das Label „Swiss Made“ ist seit Jahrzehnten Garant für Qualität und Exklusivität. Doch die aktuelle Situation zeigt: In einer multipolaren Weltordnung wird Herkunft zum Risiko. Wer sich einseitig auf ein Qualitätsversprechen verlässt, ohne geopolitische Entwicklungen einzupreisen, gerät ins Hintertreffen. Für Georges Kern ist klar: Ein Weiter-so wird es nicht geben.
Der Breitling-CEO fordert, dass auch die Uhrenbranche nicht nur auf Markenstärke, sondern auf wirtschaftliche Resilienz setzt. „Wir müssen effizienter werden, unsere Margen anpassen und international diversifizieren, aber ohne den Markenkern zu verlieren.“ Die Situation sei nicht einfach doch es bleibt eine Chance zur Neuausrichtung.
Quelle: NZZ

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