
Das Team von Humphrey mit Gründer Roland Baldauf (rechts) hat das Potenzial von Edelstahl früh erkannt. © Humphrey
Edelstahl wurde in den 1910er-Jahren erfunden und rasch zum bevorzugten Material in unterschiedlichen Bereichen – von Kochtöpfen über Autoteile, Industrieanlagen und medizinische Geräte bis zum Bauwesen. Ende des 20. Jahrhunderts erkannte man, welche neuen Möglichkeiten das extrem robuste Material mit der glänzenden und modernen Optik für die Schmuckindustrie bietet. Zu den Pionieren und führenden Playern bei Edelstahlschmuck gehört die österreichische Marke Humphrey.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt – das bekannte Sprichwort trifft auch auf den Schmucksektor zu. Neben den Klassikern Gold, Silber und Platin haben sich im Lauf der Zeit auch andere Materialien, wie etwa Titan und Carbon etabliert. Aber keines hat eine auch nur ähnlich erfolgreiche Karriere vorzuweisen, wie der Edelstahl. Die Erfolgsgeschichte begann Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Suche nach Stahlsorten mit besonders hoher Beständigkeit gegen Säuren, Nässe und Korrosion. In Deutschland entwickelten Benno Strauß und sein Mitarbeiter Eduard Maurer bei der Krupp AG, in Österreich der Ingenieur Max Mauermann und in Großbritannien der Chemiker Harry Brearly in den Jahren 1912/13 fast zeitgleich Stahl mit den gewünschten Eigenschaften. Und der neuartige Stahl wurde rasch für die unterschiedlichsten Produkte zum Material der Wahl – von Stahlträgern für Brückenkonstruktionen über Kochtöpfe und Besteck, Automobilteile und Maschinen und medizinische Geräte bis zu Möbelbeschlägen und Türschnallen. Auch für Gehäuse und Armbänder von Uhren wurde das neuartige Metall schon früh verwendet, so richtig in Mode kamen Edelstahluhren aber erst nach dem großen Börsencrash und während der Wirtschaftskrise der 1930-Jahre. Goldene Uhren waren für die Mehrheit der Kunden schlicht zu teuer und als die Krise überwunden und Geld wieder vorhanden war, hatte sich das robuste Material schon so weit etabliert, dass weder Hersteller noch Kunden darauf verzichten wollten. Schmuckhersteller haben deutlich länger gebraucht, um sich mit Edelstahl anzufreunden. Erst in den 1980er-Jahren, als die Fertigungsmethoden ausgereifter waren und zudem der Industrie-Chic in Mode kam, war die Zeit reif um auch diese Bastion einzunehmen. Eine wesentliche Rolle dabei hat Roland Baldauf mit seiner 1994 gegründeten Marke Humphrey gespielt. Im Interview mit DERJUWELIER.at spricht der Edelstahlschmuck-Pionier über die bisherige Entwicklung und geht auf aktuelle Trends und Projekte ein.

DERJUWELIER.at: Warum haben Sie sich bei der Gründung Ihrer eigenen Schmuckmarke Humphrey für Edelstahl entschieden anstatt z.B. für Silber?
ROLAND BALDAUF: Ich selbst komme aus der Metallindustrie und somit war mir das Material von vornherein sympathisch. Vor allem die Kombination zwischen Edelstahl und echten Farbsteinen, Perlen und Diamanten war etwas total Neues in der Branche. Humphrey war und ist seit 1994 „DER“ Wegbereiter für Schmuck aus Edelstahl. Vor Humphrey gab es das Material Edelstahl in der Branche nicht in einem nennenswerten Ausmaß.
DJ: Wie waren die ersten Reaktionen aus der Juweliersbranche auf die Marke Humphrey und das ungewohnte Material?
BALDAUF: Sehr gemischt. Manche Juweliere waren offen, manche haben mich nett aus dem Laden komplimentiert. Aber es ist uns gelungen, wichtige Opinion Leader der Branche von unserem Konzept zu überzeugen und so wurde die Erfolgsstory befeuert.
DJ: Wie hat das ursprüngliche Konzept der Marke ausgesehen, in welchen Bereichen mussten seit dem Launch Anpassungen vorgenommen werden?
BALDAUF: Die Grundidee war: hochwertige Ausarbeitung, echte Edelsteine in Kombination mit dem Material Edelstahl und das alles Made in Austria. Zum Konzept bzw. der Strategie gehört auch von Anfang an, dass wir kontinuierlich an der Qualität feilen und keine Mühen scheuen, die Produkte und die Marke weiter und weiter zu verbessern. Heute können wir guten Gewissens behaupten, „Home of the best stainless steel jewelry in the world“ zu sein.
DJ: Was hat besonders gut am Markt funktioniert bzw. macht die Marke attraktiv für Fachhändler und deren Kunden?
BALDAUF: Humphrey steht für hochwertigen, zeitlosen Schmuck und klassisches Design. Das funktioniert seit dem Launch der Marke. Wir haben Designklassiker geschaffen, die dauerhaft Gültigkeit haben.
DJ: Und gab es auch Misserfolge bzw. Ideen, die nicht funktioniert haben?
BALDAUF: Versuche mit Sammelsystemen waren nicht unsere Stärke.
DJ: Der Markenaufbau ist bekanntermaßen ein aufwändiger Prozess, der neben Geld auch Zeit erfordert. Wie lange hat es gedauert, bis Humphrey am Markt etabliert war?
BALDAUF: Spätestens seit der Jahrtausendwende ist Humphrey ein fixer Bestandteil in der Schmuckwelt im deutschsprachigen Raum. Zeuge davon sind endlose Nachahmer, die inzwischen auch meist wieder verschwunden sind. Humphrey hat Designklassiker geschaffen, die dauerhaft Gültigkeit haben.
Hochwertiger Edelstahlschmuck ist eine feine und attraktive Alternative zu Gold oder Platin für ein leistbares Budget.
DJ: Was waren die größten Hürden, die Humphrey seit dem Start meistern musste?
BALDAUF: Herausfordernd war die Zeit, in der der Markt mit Edelstahlschmuck übersättigt wurde und die Menschen nach etwas Neuem Ausschau gehalten haben. Aber wir sind uns treu geblieben und erleben aktuell mit der Lancierung der ONE (ein Karat und nicht weniger) eine sehr inspirierende Zeit.
DJ: Wie hat sich aus Ihrer Sicht seit 1994 die Konkurrenzsituation verändert? Was waren die größten bzw. wichtigsten Mitbewerber in den Anfangsjahren, welche sind es heute?
BALDAUF: XEN war sicher der bedeutendste Mitbewerber in den Anfangsjahren. Aber… den gibt es ja nicht mehr. Jetzt in 2025 haben wir keinen gleichwertigen Mitbewerber im Bereich des hochwertigen Edelstahlschmucks. Gehobener Edelstahlschmuck ist eine feine Alternative zu Gold oder Platin für leistbares Budget.
DJ: Welche Stückzahlen werden aktuell pro Jahr produziert? Wie hoch ist die maximale Kapazität der Produktion in der jetzigen Form und wie rasch bzw. in welchem Umfang wäre eine Erweiterung möglich?
BALDAUF: Zwischen 4000 und 5000 Schmuckstücke verlassen jährlich unseren Betrieb. Grundsätzlich wäre eine Verdoppelung möglich – das ist aber nicht unser Ziel. Alles, was zu weit verbreitet ist, hat ein Ablaufdatum.
Wir sind lieber in unserer Größe der beste Hersteller für Edelstahlschmuck und den dazugehörigen Service, den man finden kann.
DJ: Edelstahl wird oft als preisgünstige Alternative zu Gold gesehen. Untermauert wird das zusätzlich, da Edelstahlschmuck oft im Modeschmuck-Segment positioniert ist. Bei Humphrey setzen Sie statt auf Zirkonia und Imitationen auf echte Edelsteine und Perlen. Liegt darin der wesentliche USP, das Alleinstellungsmerkmal, der Marke bzw. gibt es noch andere?
BALDAUF: Die Unterscheidung in hochwertigen Schmuck und (günstigen) Modeschmuck darf man nicht allein am Material festmachen. Das kann so nicht verallgemeinert werden. Man sagt ja auch nicht Baumwolle und steckt von Diskonter KIK bis zur Luxusmarke Gucci alles in ein und die selbe Schublade. Wer billig will, kauft billig und bekommt billig = Modeschmuck. Humphrey macht Edelstahlschmuck. JA – das macht uns einzigartig, ist aber nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal.
DJ: Welche Faktoren zeichnen die Marke Humphrey darüber hinaus aus?
BALDAUF: Es ist auch das Bekenntnis zum (teilweise geplagten) Fachhandel und dessen starke Unterstützung. Wir bieten als einziger Hersteller seit über 30 Jahren Größenänderungen von getragenen Ringen an. Handelspartner werden mit großzügigen Auswahlen unterstützt. Wer uns nicht im Stich lässt, wird auch von uns nicht auf Ladenhütern sitzen gelassen.
Der zweite Teil des Interviews folgt in Kürze: Humphrey mit Natur- und Labordiamanten sowie das klare Bekenntnis zum Fachhandel.
Markenprofil
Humphrey
Humphrey Humphrey entwirft und produziert Edelstahlschmuck mit echten Edelsteinen seit 1994 in höchster Qualität in Österreich. Werte wie Nachhaltigkeit und kompromisslose Qualität sind tief in der DNA verwurzelt. Jedes...
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