
Österreich ist nicht nur wohlhabender, sondern auch vielfältiger geworden – regional wie strukturell. © Shutterstock.com
Die Kaufkraft kehrt zurück – und sie verteilt sich neu: Eine aktuelle RegioData-Analyse zeigt, wo in Österreich die Konsumbereitschaft besonders stark wächst. Für Juweliere ergeben sich daraus konkrete Chancen, auch abseits der Ballungsräume.
Kaufkraft 2025: Trendwende nach der Inflation
Nach den wirtschaftlich schwierigen Jahren 2022 und 2023 bringt das Jahr 2025 eine klare Entspannung für den österreichischen Einzelhandel. Die Kaufkraft steigt nominell um rund 5 %, erstmals seit 2020 auch wieder real. Die Inflation soll laut Prognose unter die 3-Prozent-Marke sinken – das bedeutet mehr frei verfügbares Einkommen für Konsum, Investitionen und hochwertige Anschaffungen wie Uhren und Schmuck.
Im Zehnjahresvergleich ergibt sich ein beachtliches Bild: Lag die durchschnittliche Kaufkraft pro Kopf 2014 noch bei rund 20.400 €, sind es 2024 bereits etwa 28.400 € – ein Plus von rund 40 %. Besonders stark zulegen konnten Kärnten (+8.122 €), die Steiermark (+8.213 €) und das Burgenland (+8.410 €).
Städte stagnieren, Salzburg an der Spitze
Eine der auffälligsten Veränderungen betrifft die Rangfolge der Bundesländer: Erstmals überholt Salzburg den langjährigen Spitzenreiter Niederösterreich bei der Pro-Kopf-Kaufkraft. Mit durchschnittlich 29.814 € liegt Salzburg 2024 knapp vor Niederösterreich (29.587 €) und Oberösterreich (29.035 €).
Wien hingegen verliert an relativer Bedeutung. Die Bundeshauptstadt liegt mit 27.326 € pro Kopf mittlerweile etwa 1.000 € unter dem nationalen Durchschnitt. Besonders bemerkenswert: Während die Wiener Innenstadt (1. Bezirk) mit 44.686 € weiterhin Österreichs kaufkräftigste Region bleibt, bildet Rudolfsheim-Fünfhaus mit 22.600 € das Schlusslicht. Die innerstädtische Spreizung war noch nie so groß – und verlangt nach differenzierten Strategien im Fachhandel.

Ländliche Bezirke als Wachstumstreiber
Während die Großstädte stagnieren, erleben viele ländliche Bezirke eine wirtschaftliche Renaissance. Regionen wie Lienz (+54 %), Murau (+53 %) oder Tamsweg (+51 %) zeigen eine besonders dynamische Entwicklung. Auch strukturschwächere Regionen wie Güssing (+48 %), Voitsberg (+48 %) oder Oberwart (+47 %) holen massiv auf. Die Gründe: Zuzug, steigende Erwerbschancen, bessere Infrastruktur und gezielte Investitionen machen das Leben außerhalb der Ballungsräume attraktiver – und damit auch den dortigen Einzelhandel.
Für Juweliere bedeutet das: Wer bisher nur auf urbane Lagen setzte, sollte den ländlichen Raum stärker in den Blick nehmen. Hier wächst nicht nur die Kaufkraft – sondern auch die Nachfrage nach Beratung, Qualität und lokalen Anbietern.
Umlandregionen stabil, neue Chancen in den Speckgürteln
Ein weiteres starkes Segment bilden die Stadtrandregionen: Korneuburg (+37 %), Mödling (+35 %) und Salzburg-Umgebung (+42 %) zeigen solides Wachstum und profitieren von ihrer Nähe zu urbanen Zentren. Sie kombinieren Erreichbarkeit mit steigender Lebensqualität – eine Mischung, die den Aufbau lokaler Kundenbindung und beratungsintensiver Fachhandelserlebnisse besonders erfolgversprechend macht.

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