„Niemand traut sich, den Etikettenschwindel zu benennen“

Vom Verlobungsring beflügelt, erfährt Platin auch international einen Boom. Zur rechten Zeit hat die Scheideanstalt C. Hafner ihre neue PlatinGold-Legierung auf den Markt gebracht. Doch im Inland, dem eigentlichen Pionierland des Platinschmucks, tue sich das Material noch schwer, berichtet Geschäftsführer Dr. Philipp Reisert.


Blickpunkt Juwelier: Alles deutet darauf hin, dass es beim Juwelier künftig stärker auf Beratung, Service, mehr Tiefe und Expertise des Juweliers ankommt. Spricht dies für Platin?
Dr. Philipp Reisert: Platin transportiert das Hochwertigste. Viele Konzepte funktionieren deshalb nicht, weil sie zwischen den Stühlen sitzen. Entweder Aldi oder Feinkost-Käfer. Man kann aber nicht im Aldi eine Feinkost-Theke haben oder im Feinkost-Geschäft Schnäppchenpreise anbieten. Der Kunde merkt dies sofort. Platin ist Premium. Und ein echter Juwelier sollte sich meiner Meinung nach im Premium-Segment aufhalten, also keine halben Sachen machen.

Fehlt die Platin-Gilde als Kommunikator zum Verbraucher?
Auf jeden Fall. Es fehlt das Grundrauschen, die kontinuierliche Bespielung des Themas. Das ist ebenso beim Diamanten der Fall. Die Erinnerung der Konsumenten und wenigstens der Händler an Platin fehlt.

Gibt es Argumente für Platin, die heute besser ziehen als zu den Hochzeiten der Platin-Gilde, beispielsweise die Hautverträglichkeit oder die Reinheit des Metalls?
Dies könnte durchaus der Fall sein. In vielen Bereichen der Medizintechnik, beispielsweise beim Herzschrittmacher oder bei Gehirnimplantaten, ist Platin aufgrund seiner Verträglichkeit hoch angesehen. Die Verträglichkeit könnte durchaus eine Story sein.

Hat Platin ein Imageproblem?
Es hängt ein bisschen davon ab, ob es der Produzent schafft, einen Etikettenschwindel zu benennen.

Sie meinen das Rhodinieren von Weißgold?
Ja. Niemand traut sich, den Etikettenschwindel zu benennen. Ich verstehe auch, warum. Aber im Sinne der Glaubwürdigkeit wäre ein solcher Schritt richtig. Es würde dem Platin den Weg ebnen. Weißgold ist nun mal gemogelt. Das, was der Konsument glaubt zu sehen, ist nicht weißes Gold, sondern Rhodium.

Streng genommen ist bereits die Legierung Weißgold ein Etikettenschwindel. Denn man hat ihr die ursprüngliche Gelbgoldfarbe nachträglich entzogen. Neudeutsch gesprochen: Weißgold ist Fake.
Die Legierung hat sich etabliert. Aber zumindest der Name ist falsch, denn die Farbe ist nicht Weiß, sondern bestenfalls Hellgrau.

Welche Erfahrungen haben Sie durch PlatinGold in Bezug auf die Argumentation für Platin gesammelt?
PlatinGold ist doppelt edel. Dies hat sich als das große Argument herausgestellt. Nur ganz selten wird mit der Bezeichnung Platin-Kobalt, Platin-Ruthenium oder Platin-Wolfram geworben. Denn es wirft kritische Fragen auf, die das Verkaufspersonal ungern beantworten will. Bei PlatinGold gibt es solche Fragen nicht.

Zum Material Platin kann der Verkäufer viele Argumente nennen, diese Informationsarbeit hat die Platin-Gilde vorbildlich geleistet. Welche Argumente ziehen bei Ihrer PlatinGold-Legierung?
Die Härte ist für viele Produzenten das wichtigste Argument. Auch die weiße Farbe. Noch nicht thematisiert wurden die Reinheit oder die Hautverträglichkeit.

 

Welche Chancen Dr. Reisert Platin zumisst, wie er die Zukunft zu diesem Thema sieht und die Angebote der Scheideanstalt C.Hafner finden Sie in der Technikbeilage, die Ausgabe 07 des „Blickpunkt Juwelier“ beigelegt ist.

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