Oliver Müller über die neusten Exportzahlen. © Guillaume Megevand
Brancheninsider und Inhaber der Genfer LuxeConsult Oliver Müller über Schweizer Uhren-Exporte: Während etablierte Marken wie Rolex weiterhin wachsen, kämpfen viele andere Hersteller mit Rückgängen. Aufstrebende Märkte wie Mexiko zeigen Potenzial, doch die Zulieferindustrie steht unter Druck. Ein dynamischer Markt mit Chancen und Herausforderungen.
Die jüngsten Exportzahlen der Schweizer Uhrenindustrie zeigen ein differenziertes Bild. Während die Prognosen für 2024 zunächst ein Minus von fünf Prozent voraussagten, könnte der tatsächliche Rückgang nun nur bei etwa drei Prozent liegen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass einige der führenden Marken, insbesondere Rolex, weiterhin ein Wachstum verzeichnen können. Rolex profitiert nicht nur von Preiserhöhungen, sondern auch von einem Produktmix, der zunehmend auf teurere Modelle setzt. Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass viele andere Marken im zweistelligen Minusbereich abschneiden.
Die Rolle internationaler Märkte
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Exporte in Märkte wie Mexiko, Indien und Taiwan, die im Vergleich zum Vorjahr signifikante Zuwächse verzeichnen konnten. Mexiko hat sich als aufstrebender Markt etabliert und hat China als wichtigsten Handelspartner der USA abgelöst. Die gute Retailinfrastruktur und die zweimal jährlich stattfindende Messe SIAR bieten hervorragende Verkaufschancen für Uhrenmarken.
Indien zeigt ebenfalls ein starkes Wachstum, doch gibt es Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit dieser Zahlen. Die Regierung plant, die Importzölle für Luxusuhren schrittweise auf null zu reduzieren, was jedoch einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Gleichzeitig gibt es Berichte über eine mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Luxusprodukte, was die Marktbedingungen in Indien weiter komplizieren könnte.
Ausser Grand Seiko und Christopher Ward schafft es keine ausländische Marke unter die Top 50 von Morgan Stanley.
Aufstrebende Marken im Fokus
In dieser sich wandelnden Landschaft gewinnen Marken wie Tissot, Longines und Frederique Constant an Bedeutung. Diese Marken bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis und sprechen damit die wachsende Mittelklasse in Ländern wie Indien und China an. Der Trend zeigt, dass in wirtschaftlich unsicheren Zeiten die Nachfrage nach hochwertigen, aber dennoch erschwinglichen Uhren steigt.
Herausforderungen der Zulieferindustrie
Trotz positiver Entwicklungen in bestimmten Märkten bleibt die Situation in der Zulieferindustrie angespannt. Berichten zufolge wurden Bestellungen für das kommende Jahr stark gekürzt, und eine Besserung der Lage ist frühestens in einem Jahr zu erwarten. Diese Unsicherheit könnte sich negativ auf die gesamte Branche auswirken.
Der Grand Prix d’Horlogerie de Genève
Der Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) bleibt ein wichtiger Indikator für die Branche, auch wenn viele namhafte Marken wie Rolex und Patek Philippe nicht teilnehmen. Die Preisverleihung sendet eine positive Botschaft aus und bietet besonders jungen Marken eine Plattform, um Anerkennung zu finden. Dennoch ist der hohe Durchschnittspreis der ausgezeichneten Uhren nicht repräsentativ für die gesamte Branche, die auf Volumenverkäufe angewiesen ist.
(Quelle: Handelszeitung.ch)
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