
Kaufkraft-Rekord, aber Konsumrückgang: Was das für Juweliere in Österreich bedeutet. © Freepik
Die aktuelle Analyse von RegioData zeigt: Zwar ist die Kaufkraft der Österreicher 2025 so hoch wie nie zuvor, doch der stationäre Einzelhandel und mit ihm der Schmuck- und Uhrenhandel spürt davon wenig. Juweliere stehen vor der Herausforderung, sich in einem Markt zu behaupten, in dem Lebensqualität, Erlebnis und Sicherheit zunehmend wichtiger sind als klassische Konsumgüter.
Einzelhandel verliert, auch der Schmuckkauf wird überlegter
2025 steht dem durchschnittlichen Österreicher eine Kaufkraft von 28.400 € zur Verfügung, ein nominales Plus von 5 %. Auch inflationsbereinigt wächst das frei verfügbare Einkommen. Dennoch sinkt der Anteil, den die Menschen im stationären Einzelhandel ausgeben. Laut RegioData ist der Anteil für sogenannte „sonstige Einzelhandelsausgaben“, darunter auch Schmuck, Uhren, Mode und Möbel, in den letzten zehn Jahren von 16 % auf nur noch 12,6 % gefallen.
Für Juweliere bedeutet das: Schmuckkäufe sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Das Budget für emotionale Produkte bleibt bestehen, wird aber kritischer und bewusster eingesetzt. Wer heute hochwertigen Schmuck verkauft, muss Kunden emotional erreichen, mit überzeugender Beratung, starker Markenidentität und sichtbarem Mehrwert über das Produkt hinaus.

Sparverhalten auf Höchststand
Mit knapp 3.300 € jährlich legen die Österreicher so viel Geld zurück wie zuletzt in Pandemiezeiten. Rund 12 % der Konsumausgaben fließen in Rücklagenund die Tendenz ist steigend. Das bedeutet: Die Kunden geben Geld aus, aber nur dort, wo sie Sinn, Sicherheit und Wert erkennen. Wer als Juwelier langfristig profitieren will, sollte auf Services setzen, die Vertrauen stärken, etwa durch Goldankauf, Transparenz bei Materialien, nachhaltige Kollektionen oder Investmentkompetenz bei Uhren und Schmuck.
Gastronomie verdrängt den Schaufensterbummel
Fast 2.000 € pro Jahr geben Österreicher mittlerweile für Essen außer Haus aus, rund 38 % aller Ernährungsausgaben fließen in Gastronomie. Das bedeutet auch: Shopping wird seltener zum Freizeitvergnügen, Restaurants, Cafés und Events nehmen diesen Platz ein. Frequenz entsteht daher nicht mehr automatisch durch Innenstadtlagen. Wer Kunden binden will, muss ihnen Erlebnisse bieten, durch stimmige Store-Konzepte, Markeninszenierung oder begleitende Events. Juweliere, die Erlebniswelten schaffen, statt nur Ware zu präsentieren, setzen sich ab.

Die gute Nachricht: Potenzial im Geschenkbereich
Die Konsumausgaben für Wohnungseinrichtung sind 2025 rückläufig. Doch während Möbel und DIY an Bedeutung verlieren, bleiben persönliche Geschenke gefragt. Der Schmuckhandel kann hier gezielt ansetzen: mit aufmerksamkeitsstarken Geschenkideen, klarer Emotionalisierung und hoher Verfügbarkeit. Insbesondere im mittleren Preissegment können Juweliere Kunden ansprechen, die bewusster schenken statt spontan shoppen.
Fazit: Die Österreicher konsumieren heute anders. Nicht weniger, aber bewusster. Wer erfolgreich bleiben will, muss sich strategisch weiterentwickeln. Nicht der Preis entscheidet, sondern Vertrauen, Haltung und Markenbindung.

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