
Das Team von Humphrey mit Gründer Roland Baldauf (rechts) hat das Potenzial von Edelstahl früh erkannt. © Humphrey
Im Interview mit DERJUWELIER.at spricht der Edelstahlschmuck-Pionier und Humphrey-Gründer Roland Baldauf über die bisherige Entwicklung der Marke und geht auf aktuelle Trends und Projekte ein. Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.
DERJUWELIER.at: 2024 wurde eine Kollektion mit Labordiamanten gelauncht. Wie hat sich die ONE-Linie seither entwickelt, wie sieht die bisherige Zwischenbilanz aus?
ROLAND BALDAUF: Die Resonanz am Markt ist sehr positiv. Wir erfreuen uns, dass nach knapp über einem Jahr schon über 70 Fachhändler, allein in Österreich mehr als 30, die ONE-Kollektion führen und monatlich kommen weitere dazu. Bisher haben wir bereits mehr als 500 Einkaräter ausgeliefert.
DJ: Auf wie viele Juweliere in Österreich wollen Sie den Vertrieb der ONE-Kollektion ausbauen?
BALDAUF: Zusätzlich mindestens 20, also insgesamt etwa 50, halte ich für eine realistische Größenordnung.
DJ: Für heuer wurde eine Erweiterung der Lab grown-Linie um 2-Karäter sowie Cushion-Cuts angekündigt. Gibt es dazu schon konkretere Infos zu den Produkten und Launchterminen?
BALDAUF: In der zweiten Jahreshälfte werden die 2-Karäter und die Cushion-Cuts zur Auslieferung bereit sein. Das Design der neuen Stücke wird an jenes der Serie ONE angelehnt sein.
DJ: Farbige Labordiamanten sind derzeit ein Thema, das immer mehr Hersteller aufgreifen. Wird Humphrey dabei mitmachen?
BALDAUF: Nein danke – davon lassen wir die Finger und überlassen diesen Trend den Enthusiasten, die gerne mit ihren Kunden ganz andere Wege gehen wollen.
DJ: Wie schätzen Sie generell den Status-quo bei Labordiamanten ein und mit welchen Trends und Entwicklungen rechnen Sie mittelfristig?
BALDAUF: Der Alltag zeigt uns, dass das Produkt beim Endkunden angenommen wird. Wir merken dies an häufigen Endkundenanfragen bei uns aber auch bei Handelspartnern, die dies noch nicht im Programm haben. Die Entwicklung ist sowohl in Deutschland als auch Österreich sehr ähnlich. Wir gehen nach heutigem Wissensstand davon aus, dass Labordiamanten gekommen sind, um zu bleiben
Farbenfroh. Neben natürlichen und lab grown Diamanten umfasst das Humphrey-Sortiment eine breite Palette an hochwertigen Farbedelsteinen. © Humphrey
DJ: Auf der Humphrey-Markenwebsite bzw. im Onlineshop gibt es keine erkennbare Trennung zwischen den Stücken mit Labordiamanten und jenen mit natürlichen Edelsteinen. Wie sieht es beim Juwelier bzw. in der Kommunikation zum Endkunden aus?
BALDAUF: Es gibt keinen Grund Labordiamanten zu separieren. Die haben nicht die „Pest “, sondern sind die Alternative für alle, für die bisher der Einkaräter nicht erreichbar war. Allerdings hat Humphrey von Anfang an auf eine konsequente Markierung der Steine auf der Rundiste gesetzt. Ebenfalls sind alle POS Materialen so ausgelegt, dass klar erkennbar ist, um welche Diamant-Art es sich hier handelt. Im Fenster haben unsere Juweliere die ONE Box, ein Schild mit Gravur und entsprechende Printmaterialien. Ebenfalls wird mit jedem Schmuckstück ein kleines Zertifikat mitgeliefert, in dem nochmals zum Ausdruck gebracht wird, dass es sich hier um einen Labordiamanten handelt.
DJ: Seit einiger Zeit hört man aus der Branche, dass die Käufer tendenziell eher zu größeren Diamanten greifen, vor allem bei Verlobungsringen. Natürliche Diamanten gibt es derzeit bei Humphrey bis zu einer Größe von 0,50ct. Wären auch größere Steine – etwa bis 0,75ct. – denkbar?
BALDAUF: Grundsätzlich ja und wir haben das auch versucht – aber da macht uns der Einzelhandel einen Strich durch die Rechnung. Kunden, die bereit sind, das erforderliche Geld zu investieren, werden dann automatisch mit Gold, Platin oder was auch immer bedient, aber nicht mit Edelstahlschmuck. Diese Erfahrung war dann für uns auch der Auslöser für die Entwicklung einer Serie mit Einkaräter-Labordiamanten.
DJ: Innovation spielt in der Schmuckbranche eine wichtige Rolle und schon allein mit der Entscheidung für das damals unkonventionelle Material Edelstahl hat Humphrey 1994 Mut zu Neuem bewiesen. Was war eine wichtige Innovation der letzten Jahre und welche Idee stand dahinter?
BALDAUF: Das ist der elastische Ring Twister. Ursprünglich mit Perlen besetzt haben wir das Konzept weiter entwickelt und mittlerweile auch mit Farbedelsteinen und Brillanten umgesetzt. Die Idee hinter einem flexiblen Ring liegt darin, dass viele Damen mit zunehmendem Alter unter einer ungünstigen Entwicklung der Fingergelenke leiden und dadurch oft keine Ringe mehr tragen können.
DJ: Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Twister-Designs?
BALDAUF: Ein Material herzustellen, das flexibel genug ist, um nach dem Fingergelenk wieder enger zu werden, gleichzeitig aber auch nach Jahren der Benutzung nicht die erforderliche Spannung verliert. Wir haben hier mit einem spezialisierten Unternehmen ein „Gespinnst“ entwickelt, das diese Anforderungen erfüllt. Wir wollten auf keinen Fall einen Kunstoffkern oder einen steifen Draht.
Die Kombination aus Edelstahl und echten Farbsteinen, Perlen und Diamanten war etwas total Neues in der Branche.
DJ: Das Konzept beschränkt sich mittlerweile aber nicht mehr nur auf Ringe?
BALDAUF: Es hat sich angeboten, in derselben Technik auch Armreifen herzustellen.
DJ: Wie entstehen bei Humphrey neue Designs und erfolgt der Prozess ausschließlich direkt im Haus?
BALDAUF: Genau genommen entwickeln sich die Designs am Markt bei und mit den Kunden. Zuhören ist eine der besten Möglichkeiten, Wünsche und Vorstellungen zu sammeln und diese dann in Produkte umzusetzen.
DJ: Woher holen Sie sich die Inspirationen für neue Stücke?
BALDAUF: Manchmal von Grünem Veltliner oder Blaufränkischem – aber Spaß beiseite, vor allem bei den Schmuckträgerinnen dieser Welt. Wann immer ich Schmuck getragen sehe, startet das Kopfkino…
DJ: Viele Schmuckmarken arbeiten – zumindest projektweise – mit externen Designern und Künstlern zusammen. Gibt es solche Kooperatinen auch bei Humphrey?
BALDAUF: Ja, da blicken wir auf einige Erfahrungen zurück. Wir haben uns auf unserem Weg schon öfter mal ausgetauscht und zum Beispiel in den Anfangsjahren mit dem Goldschmied, Bildhauer und Schmuckdesigner Georg Plum zusammengearbeitet. Später haben wir mit Norbert Mürrle einige Projekte verwirklicht – unter anderem auch Twister. Die Erkenntnis aus solchen Kooperationen ist, dass man einen neuen Blickwinkel kennen lernt und manchmal auch neue Wege findet.
DJ: Das Bekenntnis zum Fachhandel haben Sie ja schon angesprochen. Wie werden Juweliere bei ihren Werbeaktionen unterstützt?
BALDAUF: Juweliere erhalten von uns Prospekte, Schaufensterbeklebung und manchmal auf das jeweilige Geschäft zugeschnittene Lösungen, wie zum Beispiel eine Fahne für den Außenbereich. Für die Serie Twister gibt es ein eigenes Display mit entsprechender Erklärung. Ebenfalls stehen hier Printmaterialien zur Verfügung. Mit Juwelieren, wie etwa Brigola, Wagner Madler, Barotanyi, Common, Zauner, Weirather, Haider oder Freiberger wurden speziell Clips für Instagram für ihr Geschäft gemacht – Beispiele dafür sind auf unserer Instagram Seite zu sehen – an alle, die uns noch nicht folgen – es lohnt sich!
DJ: Gab es auch schon Kundenevents in Kooperation mit Juwelieren bzw. wie stehen Sie grundsätzlich solchen Maßnahmen gegenüber?
BALDAUF: Sehr positiv. Seit Bestehen der Marke Humphrey haben wir schon unzählige Kundenevents gemacht. Zuletzt im Burgenland mit der Firma Zauner, die die Kunden dafür zu einem Nobelwinzer geladen hatte.
Markenprofil
Humphrey
Humphrey Humphrey entwirft und produziert Edelstahlschmuck mit echten Edelsteinen seit 1994 in höchster Qualität in Österreich. Werte wie Nachhaltigkeit und kompromisslose Qualität sind tief in der DNA verwurzelt. Jedes...
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