
Luxus, so zeigt sich einmal mehr, beginnt dort, wo das Echte rar ist. © Lightbox
Die De Beers Group zieht einen Schlussstrich unter ihr Engagement im Labordiamanten-Segment: Mit der vollständigen Schließung der 2018 gegründeten Schmuckmarke Lightbox verabschiedet sich der Diamantenkonzern endgültig aus dem Endkundengeschäft mit synthetischen Edelsteinen.
Ende eines Experiments
Lightbox wurde einst als strategischer Testballon konzipiert: Mit transparenten Preisen – 800 US-Dollar pro Carat – wollte De Beers die aufkommende Nachfrage nach Labordiamanten bedienen und gleichzeitig die klare Differenzierung zu natürlichen Diamanten unterstreichen. Das Konzept: industrielle Präzision, ästhetischer Anspruch, aber keine emotionale Aufladung – wie sie bei Naturdiamanten seit jeher zentral ist. Doch das Experiment ist gescheitert. Der Preisverfall im Markt für synthetische Diamanten, getrieben durch massive Produktionszuwächse – insbesondere aus China – ließ die Großhandelspreise unter die eigenen Retailpreise von Lightbox fallen. Das Geschäftsmodell wurde wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Die Nachfrage im Schmuckbereich ging weiter zurück, während sich der Markt zunehmend in Richtung Billigangebote verlagerte. Der Versuch, eine mittlere Preisklasse zu etablieren, blieb erfolglos.
Strategischer Kurswechsel
Für die De Beers Group markiert die Schließung von Lightbox nicht nur das Ende einer Marke, sondern eine tiefgreifende Neuausrichtung: Das Unternehmen kehrt zu seinen Wurzeln zurück – zu natürlichen Diamanten als Luxussymbol mit Seltenheitswert, Werthaltigkeit und emotionalem Kapital. CEO Al Cook betont: „Die Schließung unterstreicht unser Engagement für natürliche Diamanten.“
Gleichzeitig ist der Schritt eingebettet in eine übergreifende Restrukturierung: Die Muttergesellschaft Anglo American prüft derzeit den Verkauf oder Börsengang von De Beers, nachdem der Konzern infolge der schwachen Marktentwicklung bereits milliardenschwere Wertberichtigungen auf das Diamantengeschäft vorgenommen hatte. Die Schließung von Lightbox ist also auch ein betriebswirtschaftlich motivierter Schritt, um das Kerngeschäft profitabler und schlanker zu gestalten.

Element Six: Fokus auf Technik statt Ästhetik
Die Produktion synthetischer Diamanten bleibt De Beers dennoch erhalten – allerdings ausschließlich für industrielle Anwendungen. Die Tochterfirma Element Six konzentriert sich künftig auf technologische Felder wie Quantentechnologie, Halbleiter und Medizintechnik. Damit verabschiedet sich De Beers vollständig vom Konsumentenmarkt für LGDs und stärkt zugleich ein wachstumsstarkes B2B-Segment.
Was bedeutet das für den Uhren- und Schmuckhandel?
⊕ Preisdruck bei LGDs bleibt hoch: Der Wertverfall synthetischer Diamanten dürfte sich weiter fortsetzen, da der Preiskampf international intensiver wird.
⊕ Stärkung des Naturdiamanten: Die Rückbesinnung eines Marktführers auf natürliche Edelsteine könnte das Vertrauen der Konsumenten in die Wertigkeit des „Originals“ stärken.
⊕ Transparenz wird essenziell: Die Marktverwirrung durch uneinheitliche Begrifflichkeiten rund um Labordiamanten verlangt von Fachhändlern klare Kommunikation und ethisches Marketing.

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