Aus der Historie: 45.000 Jahre alter Schmuck nachgewiesen

Steinzeitschmuck_Meeresschnecken

Mode der Steinzeit: Schalen von Schneckengehäusen. © Alessandro Pintus/ Shutterstock.com

Mit neuen Untersuchungsmethoden konnte die Archäozoologin Marjolein D. Bosch von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beweisen, dass Schneckengehäuse, die aus dem Jungpaläolithikum stammen, zum Zweck der Schmuckerzeugung durchbohrt wurden.



So alt kann Schmuck sein: Forscher haben herausgefunden, dass Schneckengehäuse die ersten Perlen der Menschheit waren. Die Entdeckung konnte Marjolein D. Bosch vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) anhand von 400 spindelförmiger Gehäuse der Meeresschnecke Spezies Columbella rustica belegen. Die Schnecken aus der Jungsteinzeit wurden bewusst durchlöchert, um aus ihnen Schmuck herzustellen.

Vergleichsprobe: Muscheln mit Mikro-CT-Scans

Zuerst musste überprüft werden, ob die Perforationen in solchen Schalen willentlich oder natürlich hervorgerufen wurden. Hierfür wurden mithilfe von Mikro-CT-Scans unberührte Schalen (Vergleichsproben einer Spezies, welche der Steinzeitmuscheln sehr ähnlich ist) auf robuste und zerbrechliche Zonen gescannt. Ausgehend von den Modellen konnte dann erfasst werden, an welcher Stelle sich die herausgebrochenen Stücke befanden. Bei den unberührten Vergleichsproben traten die Perforationen in strukturschwachen Zonen auf, sind also natürlich entstanden. Wohingegen bei den archäologischen Funden eine höhere Häufigkeit von Perforationen in robusteren Zonen und eine höhere Einheitlichkeit in ihrer Lage, Größe und Form belegt wurden.

Steinzeitschmuck_Schnecken
Columbella rusticoides, die der Columbella rustica ähnelt. © Alexey Masliy/ Shutterstock.com

Symbolische Bedeutung und standardisierte Herstellungsprozesse

Daraus entsteht die Schlussfolgerung, dass die Schneckengehäuse einerseits bewusst ausgewählt und andererseits im Zuge eines geplanten Herstellungsprozesses durchbohrt wurden, um sie danach an Ketten oder Kleidung aufzuhängen. „Diese Schnecken sind zu klein, um sie zu essen, sie wurden also aus anderen Gründen gesammelt“, betont Marjolein D. Bosch, deren Untersuchungsergebnis kürzlich auch im „Journal of Archaeological Science“ publiziert wurden.

„Da diese keinem Zweck, wie Lebensunterhalt oder Werkzeuggebrauch gedient haben, gehen wir davon aus, dass sie symbolisch waren, von vielen Menschen verstanden wurden – eine Art gemeinsame Sprache“, meint Bosch. So könnte es sich wahrscheinlich um eine Kennzeichnung von Gruppen handeln, man zeigt mit Schmuck an, woher man kommt und wohin man gehört. In diese Richtung will Marjolein D. Bosch in Zukunft weiterforschen.

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